Staff-Kapitän Martin Grimm im Interview

"Traumschiff"-Star Daniel Morgenroth über Kreuzfahrttourismus, Krimis und deutsche Bürokratie

02.01.2024, 09.26 Uhr
von Martina Maier

Daniel Morgenroth ist seit 2019 als Martin Grimm die rechte Hand von Kapitän Max Parger (Florian Silbereisen) auf dem ZDF-"Traumschiff". Was der Vater zweier Töchter vom Kreuzfahrttourismus, Fernsehkrimis und deutscher Bürokratie hält, verrät er im Interview. 

"Morgenroth", sagt die tiefe Stimme am Telefon. Sie hätte auch "Weihnachtsmann" sagen können und wäre trotzdem erkannt worden. Schauspieler Daniel Morgenroth, ganz Fernseh-Deutschland bekannt als Staff-Kapitän Martin Grimm auf dem ZDF-Quotendampfer "Traumschiff", nimmt sich trotz seines aktuellen Theater-Engagements viel Zeit für ein Gespräch. Weihnachten falle dies Jahr für ihn und seine Frau Johanna Klante aus, verrät er, denn gemeinsam spielen sie über den Jahreswechsel hinaus in München die französische Komödie "Weihnachten auf dem Balkon".

"Ich bin nicht traurig, wenn ich der zweite Kapitän bin"

Der 59-jährige Ostberliner, der trotz unzähliger TV-Filme ("Kreuzfahrt ins Glück", "Bloß kein Stress") dem Theater treu geblieben ist und auch selbst Stücke inszeniert hat, reist seit 2019 mit dem ZDF-Damper um die Welt. Das "Traumschiff" lädt in zwei neuen Folgen (Dienstag, 26. Dezember, und Montag, 1. Januar, jeweils 20.15 Uhr, ZDF) nach Utah und Nusantara in Indonesien ein.

prisma: Herr Morgenroth, wie fühlt man sich als Staff-Kapitän?

Daniel Morgenroth: Gut (lacht). Es ist wie bei jeder neuen Rolle: Man fängt bei null an. Zwar greift man auf seine Erfahrung zurück, hat aber nicht wie beim Theater vier, fünf Wochen Zeit, die Figur in den Proben zu entwickeln, sondern man springt ins kalte Wasser, denn man dreht ja sofort, und es ist digital gebannt. Mit der ersten Folge sind sozusagen die Gleise gelegt.

prisma: Ihre Figur, Staff-Kapitän Martin Grimm, wollte am Anfang gern selbst Kapitän werden, und auch später gab es eine Folge, in der er überlegte, auf einem anderen Schiff den Chefposten anzunehmen. Hätten Sie selbst gern den Kapitän gespielt?

Daniel Morgenroth: Weiß ich gar nicht. Ich finde die Lösung jetzt sehr elegant. Es entlastet mich von bestimmten repräsentativen Aufgaben. Das "Traumschiff" ist ja nicht irgendein Format, sondern da wird schon genau hingeguckt. Als Kapitän muss man medial bereit sein, den ganzen Zirkus mitzumachen. Und das ist nicht so ganz mein Ding. Insofern bin ich nicht traurig, wenn ich der zweite Kapitän bin (lacht).

prisma: Wenn das "Traumschiff" jetzt läuft, gibt es bei Ihnen zu Hause Public Viewing mit Familie und Freunden?

Daniel Morgenroth: Das machen wir schon, na klar. In diesem Jahr stehe ich auf der Bühne, aber ansonsten gucke ich es mit meinen Töchtern. Dadurch, dass wir inzwischen vier Folgen pro Jahr drehen, will man natürlich auch wissen, wie bestimmte Konzepte der unterschiedlichen Regie-Kamera-Kombination aufgehen. Das ist immer spannend, denn dadurch verschieben sich Dinge. Diese Nuancen, einerseits das Format zu erfüllen, so wie das "Traumschiff" eben sein soll, und sich gleichzeitig Freiheiten zu nehmen, etwas anders zu machen.

prisma: Ihre Frau ist ebenfalls Schauspielerin und war schon öfter in Episodenrollen im "Traumschiff" zu sehen ...

Daniel Morgenroth: Genau, und gerade spielen wir hier in München zusammen Theater. Das haben wir jetzt mal gewagt, denn die Kinder sind relativ selbständig mit 15 und 17. Die Jüngere geht für drei Monate per Umschulung hier zur Schule. Das ist ganz schön umständlich in unserem Land, mit etlichen Briefen und Anträgen über das Schulamt und viel Hin und Her. Wenn man sich überlegt, wie unser Schulsystem den Bach runtergeht und wo wir stehen in der Pisa-Studie ... Aber wenn es darum geht, den Leuten die Hölle heiß zu machen und so einen Schulwechsel für drei Monate zu verkomplizieren, geht es nur nach den Buchstaben. Die Menschen werden nicht angeguckt, ob etwa die Eltern verantwortungsbewusst sind oder ob es Probleme gibt. Das ist schon erstaunlich. Alles, was von der Normative abweicht, ist erst mal suspekt, und da wird gegen gearbeitet. Aber wir haben es dann natürlich durchgesetzt, jetzt funktioniert es. Die Große macht ihr Abitur in Berlin, die ist bei Freunden.

Allein mit dem Fahrrad nach Budapest

prisma: Wie vereinbaren Sie die langen Drehzeiten für vier Folgen jährlich mit dem Familienleben, vor allem, als die Mädchen noch jünger waren?

Daniel Morgenroth: Da kommt mir natürlich zugute, dass wir zwei Kapitäne sind. Dadurch können wir auch mal Dinge so basteln, dass der Florian eine Sache alleine spielt, und ich komme dann später dazu oder umgekehrt, wenn er auf seinen anderen beruflichen Spielfeldern unterwegs ist. Das gibt uns beiden die Möglichkeit, andere Dinge zu tun. Letztes Jahr war ich zwei Monate am Stück weg, das war zu viel, aber da muss man dann eben auch mal durch. Dafür waren die Dreharbeiten der Afrika-Folgen fantastisch. Meine Kinder waren dabei. Sie kamen jeden Tag um sechs auf den Safari-Bus, den wir mit dem Team hatten, und durften mitfahren. Schließlich kannten sie jeden Elefanten und jede Giraffe persönlich. Es war spektakulär, auch zu erleben, wie happy die Kinder waren, und dass sie wussten, dass sie gerade etwas so Einmaliges und Besonderes erleben können.

prisma: Haben Ihre Töchter Ambitionen, auch zu spielen?

Daniel Morgenroth: Sie haben schon als Kleindarsteller mitgewirkt. Wenn es mal eine kleine Rolle gäbe, die genau passt, klar. Aber das läuft natürlich immer über ein normales Casting, und man kann nicht, nur weil man selber Schauspieler ist, seine Kinder da unterbringen. Die müssen sich genauso aufs Casting bewerben, der Regisseur und die Redaktion entscheiden dann, ob es passt. Meine große Tochter ist ziemlich ... gut in der Schule (lacht). Wenn sie so eine schnelle Auffassungsgabe hat und so gut lernt, wäre es für meine Begriffe fast ein bisschen verschenkt, Schauspieler zu werden (lacht).

prisma: Ach wirklich? Wie waren Sie denn so in der Schule?

Daniel Morgenroth: Mittelprächtig, würde ich sagen. Ich habe mich immer gut durchlavieren können und nie richtig abgeloost. Aber es waren ja auch andere Zeiten, ich habe meinen Schulabschluss in den 80-ern gemacht. Für mich war klar, dass ich nicht danach strebe, Abitur zu machen. Ich wollte immer gerne schon ins Arbeitsleben und gucken, wie das da ist. Dann habe ich eine Tischlerlehre gemacht und in der Staatsoper und der Komischen Oper auf der Bühne gearbeitet. Das ist mir besser bekommen, als noch zwei, drei Jahre länger zur Schule zu gehen. Der Plan war dann auch längst gereift, dass ich die Schauspielschule besuchen werde.

prisma: Sie waren damals schon gern reisend unterwegs, am liebsten mit dem Fahrrad, so weit das in der ehemaligen DDR möglich war. Als Schüler waren Sie sogar schon allein mit dem Fahrrad in Ungarn!

Daniel Morgenroth: Ja, genau, so mit 15, 16 Jahren bin ich von Berlin nach Budapest geradelt. Es ging ja nur in die eine Richtung, denn auf der anderen Seite stand eine gewisse Mauer. Ich dachte mir, was soll man jetzt lange meckern, dass man nicht in den Westen reisen darf, dann fahre ich halt in den Osten. Also habe ich meiner Mutter die Pistole auf die Brust gesetzt, denn die musste mir schriftlich bestätigen, dass sie damit einverstanden ist, weil man ja eigentlich nicht minderjährig allein über die Landesgrenze durfte. Aber das hat funktioniert, und dann bin ich losgeradelt. Jetzt war ich lange nicht da, in Budapest schon, aber am Balaton nie wieder, das muss ich unbedingt noch mal nachholen.

Ferienanlagen sind nicht sein Ding

prisma: Sie haben inzwischen viel gesehen. Wo ist die Welt für Sie am schönsten?

Daniel Morgenroth: Das mag sich bizarr anhören, aber ich reise am liebsten immer in Gegenden, in denen im Sommer das Wetter sehr schlecht ist (lacht), in den hohen Norden. Ich habe auf dem Traumschiff viel von den so genannten Ferienparadiesen kennengelernt, und das haut einen manchmal auch um, die Seychellen oder Mauritius, wo es unglaublich schöne Ecken gibt. Aber wo wir dann hinfahren, gibt es immer Hotels und Anlagen. Wenn ich es mir aussuchen kann, bin ich am liebsten in der Natur, verzichte komplett auf diese Einrichtungen und bin mit dem Fahrrad oder dem Kayak und einem Zelt unterwegs. Da kann ich mich sehr gut von den beliebten Ferienzielen verabschieden. Und was sind das für Gegenden, wo keiner hinfährt? Dahin, wo das Wetter und die Anzahl der Moskitos nicht passen, nicht wahr? Deswegen sind da keine Menschen, und darum fühle ich mich da sehr wohl.

prisma: In der "Traumschiff"-Folge "Vancouver" waren Sie mit dem Kajak unterwegs und sind prompt gekentert ...

Daniel Morgenroth: Genau, das hatte ich als Idee vorgeschlagen, und der Autor Jürgen Werner hat es gerne aufgegriffen und eine Folge geschrieben, in der wir einen Daytrip in die Wildnis machen. Aber auch das unterscheidet sich stark von dem, was ich persönlich mache, weil ich manchmal wochenlang – meine längste Reise dauerte sechs, sieben Wochen – da unterwegs bin, wo man keinen Menschen sieht. Dieser Kanada-Dreh war wirklich spektakulär, als wir mit dem Wasserflugzeug in die Cascade-Mountains geflogen sind, über die Gletscher, einfach atemberaubend. So was kann man als Privatperson kaum machen, denn es ist alles höllisch teuer, und ich würde es auch aus Umweltgründen nicht unbedingt machen. Aber es war ein Erlebnis, mit dem Team da rauszufliegen.

prisma: Wovon ernähren Sie sich, wenn Sie allein in der Wildnis unterwegs sind?

Daniel Morgenroth: Man muss alles mitnehmen, dehydrierte Sachen wie Müsli, Nudeln oder Reis, alles, was Kohlenhydrate bringt und was man mit Wasser zum Leben erwecken und essbar machen kann. Außerdem gehe ich fischen. Feuer kann man ja überall machen, wenn man nicht gerade vorher ins Wasser gefallen ist (lacht). In Alaska hat man wegen der Gletscher auch im Hochsommer Wassertemperaturen an der Null-Grad-Grenze. Da sollte man nicht reinfallen.

prisma: Haben Sie bei solchen Trips Ihre Familie dabei oder machen die lieber anders Urlaub?

Daniel Morgenroth: Nee, das ist zu herausfordernd. Da muss man ja auch oft Strecken paddeln bei widrigen Bedingungen, wo man zehn, zwölf Stunden am Stück wirklich hart arbeiten muss, um an sein Ziel zu kommen. Aber Fahrradtouren haben wir sehr wohl schon zusammen gemacht.

Reisen vor und nach dem Mauerfall

prisma: Ja, wir haben von Ihrem sensationellen Vierertandem für Familienausflüge gelesen. Gibt es das noch?

Daniel Morgenroth: Das gibt's noch. Wir haben damit dieses Jahr im Sommer eine Bayerntour mit dem Zelt gemacht, das war sehr schön.

prisma: Wenn man vorne sitzt, merkt man, ob die anderen die Füße hochheben?

Daniel Morgenroth: Natürlich (lacht). Das wird sofort schwerer. Der beliebteste Zuruf, wenn man an irgendwelchen Dörfern vorbeifährt, ist immer die Information: "Die hinten treten nicht!"

prisma: Was war Ihre erste große Reise nach dem Mauerfall?

Daniel Morgenroth: Zu der Zeit habe ich am Deutschen Theater die norwegische Saga "Per Gynt" von Ibsen gespielt. Darum hatte ich mir als erstes Reiseziel sofort Norwegen vorgenommen und wollte unbedingt an die Naturorte, die im Stück vorkommen, ins Trollland sozusagen. Da bin ich hingereist, mit dem Fahrrad natürlich, und dann weiter bis zum Nordkap. Das war sehr, sehr schön. Zu dem Zeitpunkt war das das größte Glück, zumindest äußerlich, ohne die inneren menschlichen Dinge wie einen Partner zu finden, mit dem man glücklich ist, oder Kinder zu haben, zu berücksichtigen. Diese Reisefreiheit spielte für mich eine wirklich unbeschreibliche große Rolle. Sie allein hätte mir als Grund schon genügt, um in die Politik zu gehen. Ich habe einen inneren heiligen Schwur gemacht: Wenn sich bis zu meinem 30. Lebensjahr nichts geändert hat, werde ich Mittel und Wege finden, dieses Land zu verlassen. Ich hätte es riskiert.

prisma: Gerade als jungem Menschen ist es einem sicherlich leicht zu eng geworden, nicht nur wegen der Einschränkungen beim Reisen ...

Daniel Morgenroth: Ja, auch die Bevormundung, das Misstrauen, diese Verlogenheit. Wenn ein Land davon überzeugt ist, dass es das beste System hat und dass dort alles besser geregelt ist, dann kann es die Leute doch reisen lassen, weil es sicher sein müsste, dass alle selbstverständlich in dieses bessere System zurückkommen. Aber da hat man die Staatslüge ja schon auf dem Präsentierteller gehabt. Man sah es in Berlin ja auch deutlich, dass der Stacheldraht gegen uns gerichtet war und nicht gegen den so genannten Feind (lacht).

Kreuzfahrten ja, aber Internetkäufe? Kritisch!

prisma: Das "Traumschiff" war schon fast überall auf der Welt, manchmal doppelt und dreifach, aber es hat noch nie eine Folge auf dem Archipel der Philippinen gegeben. Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass manche Länder ausgelassen werden?

Daniel Morgenroth: Was die Philippinen angeht: nicht, dass ich wüsste. Oft ist es infrastrukturell bedingt, oder dass die Herstellungsleitung meint, es sei zu gefährlich, das kriegen wir nicht hin. Obwohl wir ein aufwendiges Produkt machen, sind wir nicht mit Sonderetats ausgestattet. Wir müssen das "Traumschiff" in etwa mit dem Budget eines "Tatort" bewerkstelligen. Dabei fahren wir in die Welt hinaus, mit Hotelkosten und allem. Dieses Jahr sind wir direkt mit dem Schiff nach Südamerika gereist und nach dem Landdreh auch wieder damit zurück nach Europa gefahren. Das sind rund 100 Flüge, die man so einspart. Alle sind gern beim Kreuzfahrt-Bashing dabei und fragen, ob das denn noch machbar sei und ob man das im Fernsehen noch zeigen könne. Da sage ich immer: Dann sollten alle erst mal ihre Bestellgewohnheiten im Internet überdenken. Denn was da an Frachtschiffen über die Weltmeere bewegt wird, damit sie in time ihr 87. Paar Schuhe kriegen, das sie dann vielleicht wieder zurückschicken, weil es doch nicht gefällt, ist ein Viel-viel-vielfaches von den Kreuzfahrtschiffen.

prisma: Die allermeisten Leute machen nie eine Kreuzfahrt, aber Internetbestellungen gehören zum Alltag ...

Daniel Morgenroth: Genau. Deshalb ist es so einfach zu sagen: "Die Kreuzfahrt bläst so viel Dreck raus." Dabei macht sie nur einen verschwindend geringen Prozentsatz der CO2-Belastung auf den Weltmeeren aus. Den größten Anteil daran haben natürlich die Frachtschiffe und Tanker. Wenn wir daran was verändern wollen, könnten wir das viel stärker über unser Konsumverhalten tun. Lasst die Leute doch ihre Kreuzfahrt machen, ohne sie zu bashen, zumal unser Schiff ja relativ sauber geworden ist. Wir fahren nicht mehr mit Schwerölen, sondern mit Marinediesel, das ist der sauberste und auch mit Abstand teuerste Treibstoff, den man auf dem Meer verwenden kann. Aber für die Meisten ist eben die Kreuzfahrt viel weiter weg als der Onlinehandel. Oder dass allein für Streaming-Gewohnheiten eben zwei, drei große Kraftwerke laufen müssen, nur um den Strom zu produzieren, damit wir alles immer griffbereit haben. Da sind wir jetzt aber ein bisschen abgedriftet ... (lacht).

prisma: Wenn Sie gerade nicht drehen, Theater spielen oder per Fahrrad und Kajak unterwegs sind, was machen Sie dann am liebsten?

Daniel Morgenroth: Dann liebe ich es, für den Holzvorrat zu sorgen. Ich wohne ja im Wald und gehe sehr gerne mit dem Förster los und lasse mir meine Bäume zeigen, die weg sollen und die ich holen kann. Daraus mache ich entweder Bauholz, was ich mit dem mobilen Sägewerk zurechtschneide, oder Brennholz.

"Wir brauchen das Heile-Welt-Versprechen"

prisma: Wie leben Sie dort im Wald?

Daniel Morgenroth: Wir haben ein Haus nördlich von Berlin, das 120 Jahre alt ist. All die antiken Vorrichtungen hat es noch. Die alten Öfen kann man wunderbar mit Holz beheizen. Und wir hatten immer Tiere auf dem Grundstück, auch zwei Pferde, jetzt aber nicht mehr, weil wir zu oft unterwegs sind, dazu Hühner und Katze und Hund. Weil unsere Freunde Tierärzte sind, hatten wir auch immer mal Gasttiere da, eine hinkende Ziege oder eine lahme Taube (lacht).

prisma: Ist es für Sie von Vorteil, im Wald zu leben und möglichst wenig erkannt zu werden?

Daniel Morgenroth: Ich mag das, ja. Deswegen ist es für mich auch ganz passabel, den Staff-Kapitän zu spielen, weil man nicht ganz so massiv verantwortlich ist für Pressearbeit. Das muss Florian mehr machen und ist als Titelgesicht auf den Zeitungen und ich eben nicht. Die Leute, die einen kennen, schalten oft auch gar nicht so schnell, wenn man mit der Mütze auf dem Kopf plötzlich in der U-Bahn steht (lacht). Ich kann mich noch ganz normal durch die Stadt bewegen. Es ist total im Rahmen. Manche sagen: "Wir kennen uns doch irgendwoher, jetzt sagen Sie doch mal" (lacht). Die kommen gar nicht auf Fernsehen, sondern denken, man kennt sich aus der Nachbarschaft oder vom letzten Elternabend.

prisma: Wo sehen Sie die Zukunft des "Traumschiffs"?

Daniel Morgenroth: Das "Traumschiff" lebt sehr von dem Nimbus, das alte Schlachtschiff zu sein, so ein Fernseh-Urgestein. Die Zahlen beweisen uns, dass wir nicht nur von den Leuten leben, die das schon 40 Jahre gucken, sondern dass wir auch ordentlich Nachwuchs haben. Das ist ein erfreulicher Vorgang. Für mich wäre es wünschenswert, dass wir uns trauen, realistische Geschichten zu erzählen, natürlich trotzdem immer mit einem wunderbaren Happy-End-Versprechen und dem augenzwinkernden Friede, Freude, Eierkuchen, was am Ende einfach sein muss beim "Traumschiff". Und dass wir uns absetzen von dieser unsäglichen Krimi-Schwemme, die im Fernsehen existiert, wo man sagen würde, wenn das unsere Realität ist, die uns da widergespiegelt wird, wird man ja in jeder Tiefgarage vergewaltigt oder umgebracht. Und auch diese ganzen Kommissare! Der eine ist blinder Alkoholiker, der andere ist sonst was. Was man sich alles einfallen lässt, um diese Figuren noch voneinander abzusetzen, ist hanebüchen. Insofern hat das "Traumschiff" eine große Berechtigung. Wenn wir dieses Heile-Welt-Versprechen verlassen, können wir aufhören, denn dann verlassen wir die Idee. Das kann man ja alles auf einem unterschiedlichen Niveau machen. Da hoffe ich einfach, dass das Niveau der Bücher und der Sorgfalt erhalten bleibt oder sogar am besten noch gesteigert wird.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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