Kritik zur Marvel-Serie

"Moon Knight": Umarme das Chaos

30.03.2022, 11.56 Uhr
von Andreas Fischer

In einer neuen Serie stellt Disney+ einen Marvel-Helden ins Rampenlicht, dem bislang wenig Beachtung geschenkt wurde – und der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat.

Chaos ist bei Marvel gerade groß in Mode. "Spider-Man" hat das Multiversum zuletzt im Kino entfesselt, "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" versucht es ab 5. Juni wieder zu bändigen. Doch das alles ist nichts gegen die neue Serie, die ab 30. März bei Disney+ zu sehen ist: "Moon Knight", ein bislang wenig beachteter Marvel-Held aus der zweiten Reihe lädt in sechs Episoden zu einem Trip durch den Verstand eines Mannes, der nicht ganz bei Sinnen ist.

"Umarme das Chaos" – es klingt wie das Mantra der Serie, was der zwielichtige Guru Arthur Harrow (Ethan Hawke) dem Titelhelden immer wieder rät. Genau dieses Chaos macht die Mischung aus "Indiana Jones" und Psychothriller zur bislang interessantesten Marvel-Serie nach dem Ende der "Infinity"-Saga. Zumal bislang in "WandaVision", "The Falcon and the Winter Soldier", "Loki", und "Hawkeye" nur die alten Haudegen ihren Epilog bekamen, nun aber ein neuer Held sein Debüt im Marvel Cinematic Universe (MCU) feiert.

Wie viele seiner Marvel-Kollegen und -Kolleginnen hat auch Moon Knight das eine oder andere Problem mit sich selbst: genauer gesagt mit einem Alter Ego. Die Hauptrolle(n) übernimmt "Star Wars"-Pilot Oscar Isaac ("Dune", "Inside Llewyn Davis"). Der 43-Jährige verkörpert den gutmütigen Angestellten eines Londoner Souvenirladens: Steven Grant hat zunehmend mit Schlafstörungen und rätselhaften Blackouts zu kämpfen.

Titelheld mit multiplen Persönlichkeiten

Der Grund dafür: Grant teilt seinen Körper mit dem nicht ganz so gemütlichen ehemaligen CIA-Agenten Marc Spector. Der hatte vor Jahren Kontakt mit dem ägyptischen Mondgott Konshu, der ihm besondere Kräfte verleiht und zu seinem Handlanger macht. Nun sind dem kampferprobten Mond-Söldner mächtige Feinde auf der Spur.

Spannender als der Ausflug in die ägyptische Mythologie und der Kampf gegen die Bösewichte ist es, dabei zuzusehen, wie sich die multiplen Persönlichkeiten des Titelhelden vertragen. Ganz reibungslos lässt sich eine dissoziative Identitätsstörung nämlich nicht in den Alltag integrieren. Noch komplizierter wird es, als Spectors Ehefrau (May Calamawy) auftaucht und im Körper ihres Gatten einen anderen Mann vorfindet.

Die von Showrunner Jeremy Slater ("The Umbrella Academy") und dem ägyptischen Regisseur Mohamed Diab verantwortete Serie kann sich zwar nicht so recht zwischen Humor und düsterer Brutalität entscheiden. Aber sie überrascht immer wieder mit originellen Erzählmustern, die mal mehr und mal weniger gut gelungen sind. Dabei kommt "Moon Knight" zumindest in den ersten vorab zur Verfügung gestellten Episoden weitgehend ohne Verweise auf das MCU aus. Allerdings soll die mondsüchtige Kampfmumie in zukünftigen Kinofilmen eine Rolle spielen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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