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"Cyberbunker: Darknet in Deutschland": Netflix-Doku nimmt wahres Verbrechen ins Visier

27.11.2023, 08.08 Uhr
von Pamela Haridi
"Cyberbunker: Darknet in Deutschland": Hintergrundinfos zur neuen True-Crime-Doku bei Netflix.
"Cyberbunker: Darknet in Deutschland": Hintergrundinfos zur neuen True-Crime-Doku bei Netflix.  Fotoquelle: Netflix

Ein ungewöhnlicher Kriminalfall sorgte im Jahr 2019 für Aufsehen: Im beschaulichen Traben-Trarbach in Rheinland-Pfalz wurde ein riesiges unterirdisches Rechenzentrum ausgehoben. Die Netflix-Doku erzählt die ganze Geschichte des seither unter dem Namen „Cyberbunker“ bekannten Darknet-Rechenzentrums und seiner Betreiber. Die Erstausstrahlung der 101- minütigen True-Crime-Doku startet am 08. November 2023.

Vom Bunker in den Bau – Die Geschichte von „Cyberbunker:

Darknet in Deutschland“ Normalerweise boomt im idyllischen Moselstädtchen Traben-Trarbach der Wein-Tourismus. Im September 2019 jedoch stellten 650 Einsatzkräfte der deutschen Polizei im Rahmen einer Razzia in einem ehemaligen NATO-Bunker über 200 Server sicher, über die weltweit illegale Geschäfte abgewickelt wurden. Hauptakteur war der Bunker-Inhaber, der niederländische IT-Unternehmer Herman Johan Xennt, der dort 2013 mit einem handverlesenen Team und jeder Menge Servern ein ganz spezielles Geschäftsmodell aufbaute. Kostenpflichtig sollte bis auf Terrorismus und Kinderpornographie alles gehostet werden, was das Tageslicht des „normalen“ Internets scheute. Dem Dorf auf dem Bergrücken nahe Traben-Trarbach wurde eine blühende Zukunft samt Hunderten von Arbeitsplätzen versprochen. Einige Bewohner/- innen blieben jedoch skeptisch. Sie trauten dem charismatischen Niederländer mit seinen langen, blonden Haaren und dem schwarzen Ledermantel nicht über den Weg. Zu Recht: Hunderte von Metern unter ihrem pittoresken Dörfchen war ein Portal zur Unterwelt entstanden. Statt einer glorreichen Zukunft waren kriminelle Aktivitäten, zahlreiche Polizeieinsätze und Verfahren gegen die Betreiber und deren Kunden eingezogen. Am Ende des darauffolgenden, langen Gerichtsprozesses konnten die Drahtzieher zur allgemeinen Enttäuschung „nur“ wegen der „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ verurteilt werden.

Hintergründe zur Netflix-Doku

„Mafia, Drogenhandel, Mikrostaaten – ein Realität gewordener Thriller“, so das Fazit der beiden Filmemacher und Autoren Max Rainer und Kilian Lieb nach ihren über zweijährigen Recherchen, in denen sie so tief wie bisher niemand zuvor in die Welt des Cyberbunkers eingetaucht sind. In der Dokumentation kommen auch Ermittler vom Landeskriminalamt, FBI und der Generalstaatsanwaltschaft zu Wort. Neben Mitgliedern der Gruppierung rund um den Cyberbunker soll sogar Herman Johan Xennt selbst erstmalig vor der Kamera über den Fall sprechen. Gezeigt werden zudem nachgedrehte Szenen sowie vorhandenes Material aus den Archiven.

Ein geschichtsträchtiger Ort

In den 70ern und 80ern war der Bunker ein wichtiger Teil der Sicherheitsstruktur der Bundesrepublik. Er galt als einer der modernsten des Landes. Im Kriegsfall konnte die Anlage bis zu 80 Tage lang autark betrieben werden und somit den in fünf Kellergeschossen untergebrachten 350 Soldaten das Überleben sichern. Die Bundeswehr wurde von hier aus mit Wetterdaten und Karten versorgt, zudem wurden Forschungen zu Wettermodellen betrieben. Der sich im zweiten Untergeschoss befindende Großrechner von Siemens war einst weltweit einer der modernsten. Im Laufe der 2000er erfolgte die Umstrukturierung der Bundeswehr, in deren Folge die Dienststelle gemeinsam mit anderen im Amt für Geoinformationswesen integriert und der Bunker dadurch nicht mehr benötigt wurde.

2013 suchte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) nach einem Käufer für das Objekt. Es meldete sich nur ein Interessent: Herman Johan Xennt. Für 350.000 Euro wurde er schließlich Eigentümer des ehemaligen NATO-Bunkers. Mit ihm zogen weitere mutmaßliche Cyberkriminelle in die ehemalige Kaserne Mont Royal samt Bunker des ehemaligen Amts für Wehrgeophysik ein. Schon kurze Zeit später folgten erste Hinweise auf eine möglicherweise illegale Nutzung, 2015 begannen die Ermittlungen des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz gegen Xennt.

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