Darüber regten sich die TV-Zuschauer auf

"60 Jahre ZDF": Die größten Aufreger und Skandale des Zweiten Deutschen Fernsehens

01.04.2023, 15.34 Uhr
von nanu
Gefährlich, witzig, verrückt: Das waren die spektakulärsten "Wetten, dass..?"- Wetten.
Gefährlich, witzig, verrückt: Das waren die spektakulärsten "Wetten, dass..?"- Wetten.  Fotoquelle: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Ronald Wittek

Am 1. April 1963 ging das Zweite Deutsche Fernsehen in einem kleinen Studio in Eschborn an den Start – 60 Jahre später hat das ZDF genug Grund zu feiern: Der Sender unter Intendant Norbert Himmler ist zum elften Mal in Folge das erfolgreichste nationale Vollprogramm. Im TV und Streaming erreichte die ZDF-Senderfamilie 2022 monatlich im Schnitt rund 82 Prozent der deutschen Bevölkerung ab drei Jahren. In der Presseerklärung zum runden Geburtstag erklärt Himmler, dass man „ein ZDF für alle sein“ wolle.

Im Programm widmet sich der öffentlich-rechtliche Sender in diesen Tagen der Retrospektive, dem aktuellen Geschehen und wagt auch den Blick in die Zukunft.

Die fünf größten ZDF-Skandale 

Wir haben uns die Skandale der letzten Jahre angesehen und fünf Vorfälle gesammelt, bei denen die Fernseh-Macher auf so manchen Streich hereingefallen sind: Bernd Fritz, damaliger Chefredakteur des Satire-Magazins „Titanic“, wollte in der „Wetten Dass...?“-Sendung vom 3. September 1988 die Farbe von Buntstiften an ihrem Geschmack erkennen. Als Thomas Rautenberg ging er unter falschem Namen an den Start, ließ sich die Buntstifte von Moderator Thomas Gottschalk reichen. Als Gottschalk nach der Wette fragte, wie er das mache, erklärte Fritz: Ich kann's nicht – ganz einfach!". Er gab sich zu erkennen und kündigte an, in der nächsten Titanic-Ausgabe aufzudecken, wie er die „Wetten Dass...?“- Macher hinters Licht geführt hatte. Unter Pfiffen verließ er das Fernsehstudio. Die Auflösung schließlich: Er hatte unter der Brille durchgucken können.

Unvergessen bleibt auch der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der am 11. Oktober 2008 für sein Lebenswerk und seine Sendung „Das Literarische Quartett“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet werden sollte. Reich-Ranicki erklärte auf der Bühne, dass er den Preis nicht annehmen würde und wies auf den „Blödsinn, den wir hier heute Abend zu sehen bekommen haben“ hin. Der Auftritt hinterließ nicht nur bei den Zuschauern bleibenden Eindruck – der damalige ZDF- ntendant Markus Schächter bezeichnete Marcel Reich-Ranickis Ausführungen als Sternstunde des Fernsehens.

Einen handfesten Skandal hatte das ZDF 2014 selbst zu verantworten: Mit der Neuauflage der Sendung „Deutschlands Beste!“ ging ein massiver Manipulations-Skandal einher. Im Vorfeld der Sendung hatte es eine Online-Umfrage durch das ZDF und die Fernseh-Zeitschrift „Hör zu“ gegeben. Die Ergebnisse dieser Zuschauerabstimmungen waren bei den Vorbereitungen für die Sendung allerdings gänzlich verworfen worden. Herangezogen wurde für die Sendung lediglich eine Forsa-Umfrage. Durch Einzelmanipulationen waren weiterhin Gästen der Sendung, ohne deren Wissen, bessere Platzierungen gegeben worden. Abmahnungen und der Rücktritt des damaligen ZDF-Unterhaltungschefs waren die Folge. Ebenso die Einstellung der Sendung „Deutschlands Beste!“.

Mit dem Gedicht „Schmähkritik“ über den türkischen Präsidenten Erdogan sorgte ZDF-Moderator Jan Böhmermann in seiner Sendung vom 31. März 2016 für diplomatische Spannungen zwischen der Bundesregierung und der Türkei. Böhmermann distanzierte sich vom Text des Gedichtes und gab an, anzeigen zu wollen, wann Satirefreiheit in Deutschland die Grenze zur Strafbarkeit überschreite. In der Folge gab es strafrechtliche und zivilrechtliche Verfahren gegen den ZDF-Moderator aufgrund des Verdachts der Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten nach § 103 des Strafgesetzbuches. Für das Ermittlungsverfahren war eine Ermächtigung durch die Bundesregierung nötig – diese Ermächtigung und auch der Paragraf 103 selbst wurden medial als überholt und nicht mehr zeitgemäß diskutiert. In der Folge der Causa Böhmermann wurde der Paragraf 103 zu Beginn des Jahres 2018 abgeschafft.

2017 fielen ZDF-Sendungsmacher wieder auf einen Streich herein. Diesmal gelang dem Witze-Duo Joko und Klaas für ihre Sendung „Circus Halligalli“ der Coup. Den ProSieben-Moderatoren gelang es nicht nur, die Verleihung einer „Goldenen Kamera“ in der Kategorie „Bester Film International“ zu erreichen – sie gaben auch an, dass US-Schauspieler Ryan Gosling persönlich zur Verleihung kommen würde, um den Preis entgegenzunehmen. Dass man einem Streich aufgesessen war und es sich um ein Double handelte, fiel erst auf der Bühne auf, als der vermeintliche Gosling den Preis entgegennahm und in gebrochenem Englisch erklärte: „Good Evening. I’m Ryan Gosling. I’m dedicate this award to Joko and Klaas. Thank you very much. In Hamburg sagt man: Tschüüüß” („Guten Abend. Ich bin Ryan Gosling. Ich widme diesen Preis Joko und Klaas. Vielen Dank. In Hamburg sagt man: Tschüüüß“). Die Funke Mediengruppe, Veranstalter der Goldenen Kamera, forderte anschließend den Preis zurück, um ihn dem echten Gosling übergeben zu können. Joko und Klaas kamen der Aufforderung nach und legten einen weiteren Preis dazu – den Goldenen Umberto von Circus HalliGalli.

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