Olympia-Turbulenzen

Achterbahn-Montag bei Olympia: Gold, Bronze und Technikpannen

06.08.2024, 08.52 Uhr

Was für ein Achterbahn-Montag. Nach "Gold in der Morgensonne von Paris" gab's viel Tristesse, aber auch zweimal Bronze (Kajak-Cross, Bahnrad-Sprint). Zum Schluss setzten die sensationellen 3x3-Basketballerinenn einen goldenen Schlusspunkt. Nur fürs ZDF lief es hauptsächlich bescheiden.

Man darf halt den Tag nicht vor dem Abend loben, erst recht nicht, wenn's ein Montag ist. Und auch nicht, wenn es ideal losgeht. "Gooold! Gohohold, ich flipp aus!" Jan Frodeno rastete schon um 9.26 Uhr aus. Vorher hätte er Laura Lindemann bei ihrem Spurt zu Gold am liebsten angeschoben. "Lauf, Laura, Laura, zieh duuuurch!" Sie zog. Und während Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Tim Hellwig ihre schwer pumpende Schlussläuferin wiederbelebten, war Triathlon-Legende Frodeno (Olympiasieger 2008) ganz warm ums Herz: "Olympiasieg, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen."

"Was für ein Auftakt", stöhnte Breyer beseelt und offenbarte eigene Laufleistungen: "Ich bin im Studio rumgetigert, so habe ich mitgefiebert." Hätte er mal weiter machen sollen, denn nachdem die Gold-Triathleten nach der Siegerehrung mit "der Sonne um die Wette strahlten" (Breyer), fiel dem Montag wohl wieder ein, dass es Montag war. Bis weit in den Nachmittag gab es nur unschöne News aus Paris. Sogar die US-Heldin Simone Biles verpasste zwei Goldmedaillen. Die deutschen Volleyball-Männer verabschiedeten sich nach einem Tie-Break-Drama zwar "voller Stolz" aber mit leeren Händen. Dass der Montag besser sein kann als sein Ruf, zeigten dann erst wieder die 3x3-Basketballerinnen.

An diesem Achterbahn-Montag war nur eins normal: die Technikprobleme beim ZDF, die häufiger auftraten, als der Begriff "Olympia" fiel.

"Mit dem Zweiten sieht man besser"? Von wegen!

Hier mal das Bild weg, dort häufiger der Ton. Norbert König redete einmal eine halbe Minute lang – sicht-, aber unhörbar. Das war weniger schlimm als Katrin Müller-Hohensteins Ratlosigkeit. "Da ist was mit dem Mikrofon, mit der Technik noch nicht in Ordnung." Kann ja mal passieren, Olympia läuft ja erst seit zehn Tagen. Und ihre Durchhalteparolen! "Macht ja nix, wir gehen zum Bahnradfahren." Es kam ein Interview mit den 3x3-Basketballerinnen, die gerade ins Finale eingezogen waren. Früher hieß es mal "Mit dem Zweiten sieht man besser". Nur das mit dem Hören scheint so eine Sache zu sein.

Nach dem goldigen Morgen gab es viele Nackenschläge. Schnellfeuer-Schütze Florian Peter verballerte sich auf Platz vier, die Beachvolleyballerinnen Svenja Müller und Cinja Tillmann schieden im Viertelfinale aus. Henrik Janssen brachte keinen einzigen gültigen Diskus-Versuch zustande. Die Hockey-Danas verspielten 90 Sekunden vor Viertelfinal-Schluss die Führung und verloren dann im Penalty-Krimi – ohne einen einzigen verwandeln zu können. Auch Lukas Dauser erfuhr kein Happy End für seine dramatische Olympia-Geschichte (erst Verletzung, dann doch Finale). "Ich mag keine Geschichten ohne Happy End", sagte er – und Platz sieben im Barren-Finale mochte er wohl auch nicht.

Oh oh: Kein Plüsch-Gockel für Hürden-Legende Ed Moses

Der Montag war böse geworden, aber Deutschlands erfolgreichste Olympionikin Isabell Werth hauchte Jochen Breyer qua Anwesenheit wieder neuen Mut ein. Sie gewann sogar Maskottchen "Hahnri" etwas Positives ab: "Noch ein Grund, weiterzumachen." Humor hat sie, und sie mag wohl eher den dunklen. Nachdem Katrin Müller-Hohenstein übernommen hatte, begann es positiv: Elena Lilik und Noah Hegge zogen ins Finale des Kajak-Cross ein.

Im Wildwasser zeigte der "crazy Monday" beide Gesichter: Lilik wurde nach Fahrfehler Vierte, aber Hegge kämpfte sich zu Bronze und zertrümmerte vor Freude fast sein Paddel. Viel zärtlicher ging, zum Glück, Müller-Hohenstein bei ihren Interviews mit Lukas Dauser ("Den wird man ein bisschen trösten müssen") und den Gold-Triathleten vom frühen Morgen ("Hab ich da ein Tränchen bei der Siegerehrung gesehen?") vor. Einen Rückschlag gab es im Gespräch mit 400-Meter-Hürden-Legende Ed Moses: Da traute sich die Moderatorin nicht, den Plüsch-Gockel zu überreichen. Instinkt hat sie, das muss man ihr lassen.

Pech für den Bahnrad-Dreier, Glück für das Basketball-Trio

"Wie schade", jammerte Müller-Hohenstein, als die Volleyballer ausschieden. Vor allem, dass das ZDF "heute" sendete und die Olympia-Fans nur kurze Fitzelchen der Dramen bei Volleyball und 3x3-Basketball zu sehen bekamen. Live? Ach woher, das ist doch jetzt nicht sooo wichtig, gibt doch Live-Stream. Wäre das ZDF eine Börse, sie wäre heute tiefer abgerauscht als die japanische.

Ausführlich gab's das historische Bahnrad-Finale der Sprint-Teams. Viermal wurde der Weltrekord gebrochen. "Unfassbar", hauchte ZDF-Expertin Kristina Vogel, zweimalige Olympia-Siegerin. Leider hatten die Deutschen im Hundertstel-Krimi des Weltrekord-Festivals das Nachsehen: "nur" Bronze.

Zu später Stund (Anwurf: 22 Uhr) schrieben Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius das letzte, begeisternde Kapitel ihres wahrhaft sensationellen 3x3-Basketball-Märchens. Greinacher hatte die Mädels erst in letzter Halbfinal-Sekunde ins Endspiel gegen Spanien geworfen und somit die erste deutsche Basketball-Medaille bei Olympia überhaupt gesichert. Und sie hörten nicht auf, Geschichte zu schreiben.

Das Geheimnis der ZDF-Pannen? "Alle ausgeflippt"

Montag war Krimi-Tag. 28 Sekunden vor Schluss gingen die Deutschen vor den Augen von Edel-Fan und Korb-Legende Dirk Nowitzki 17:15 in Führung und verteidigten diese knapp. Um 22:27 Uhr durfte Kommentator Benni Zander glücklich und erschöpft vermelden: "Es ist vollbracht! Die neue Formel lautet: 3 mal 3 macht Gold für Deutschland." Das mittlerweile siebte in Paris.

Und während die Spielerinnen freudetrunken jubelten (und ein schwedischer Über-Hüpfer mit dem Stab bei seiner Solo-Flugshow einen neuen Weltrekord aufstellte), enthüllte Müller-Hohenstein (vielleicht) das Geheimnis hinter den vielen Pannen beim ZDF. "Sie machen sich keine Vorstellung, was bis vor wenigen Augenblicken in diesem Studio los war. Kamera, Ton, Aufnahmeleitung – alle ausgeflippt. Jetzt ist alles wieder gut." Naja.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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