ARD-Komödie

"Allmen und das Geheimnis der Erotik": Ferch trägt den Film fast allein

von Wilfried Geldner

Der Bonvivant Johann Friedrich von Allmen (Heino Ferch) gerät im vierten Fall in die Fänge eines Erpressers. Er hat ein Fabergé-Ei gestohlen und wurde dabei gefilmt.

ARD
Allmen und das Geheimnis der Erotik
Kriminalkomödie • 27.03.2021 • 20:15 Uhr

Auch in "Allmen und das Geheimnis der Erotik", der vierten Martin-Suter-Verfilmung der ARD seit 2017 mit Heino Ferch als Lebemann Johann Friedrich von Allmen, droht der materielle Untergang. "Wir sind pleite", erlaubt sich der treue Diener Carlos (Samuel Finzi) eingangs zu gestehen. Für Allmen ist das allerdings kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Einmal mehr sucht er die Gesellschaft der wohlhabenden Kreise – und findet sie bei einer literarischen Soirée, wo er auf die Tochter eines reichen verstorbenen Kunsthändlers trifft.

Allmen wird dann inmitten der Soirée beim Diebstahl eines wertvollen Fabergé-Eis überrascht, das einst Zar Nikolaus Herrn Tolstoi geschenkt haben soll. Es ist der köstliche Beginn einer unendlichen Geschichte aus Erpressung, naiver Unwissenheit und Kunstkennerei. Lange Zeit bleibt im Dunkel, wer in dieser Kriminalkomödie wen bestiehlt und erpresst. Wie in allen bisherigen Filmen stammt das Drehbuch von Martin Rauhaus, Thomas Berger führte Regie.

Auch diesmal würzen wieder die Wortkaskaden des belesenen Bonvivants Allmen samt Goethe- und Balzaczitaten die verschlungene Diebstahls- und Erpressungsgeschichte, die eher im Krebsgang vorangetrieben wird. Wer eingestreute Goethe-Zitate wie "Freiheit – ein schönes Wort für den der's recht verstünde" nicht mag oder auch einfach mal überhört, ist fehl am Platz. In solchen Nebensätzen liegt nämlich die Moral von der Geschicht' verborgen. Die Tochter des wohlhabenden Kunsthändlers jedenfalls würde gerne ihr wertvolles Erbe antreten – eine Sammlung wertvoller erotischer Rokoko-Figuren aus der Meißner Porzellanmanufaktur – um endlich "frei" zu sein. Der verstorbene Vater hat die Sammlung mitsamt dem "Indiskreten Harlekin", der einer Rokoko-Dame unter den Rock schaut, einer klösterlichen Stiftung vermacht. Über eine befreundete Klosterinsassin lässt sich Jasmin (Devrim Lingnau) zum Zweck des Diebstahls mit einem schurkischen Sicherheitsagenten ein.

Für Freunde des gehobenen Smalltalks

Den wahren in die Millionen gehenden Wert der Sammlung kennt sie allerdings nicht. Und schon gar nicht den Unwert jeglichen Geldes, über das der weise Genussmensch Allmen sagt, es sei im Grunde doch "nichts anderes als hübsch bedrucktes Papier". Es werden also, Allmen mal beim Wort genommen, hier augenzwinkernd auch viele Worte um Nichts gemacht.

Manchmal nimmt sich Allmens Zweikampf mit seinem erpresserischen Gegner wie ein verkleinerter "James Bond"-Film aus, ein Eindruck, den der trockene Kino-Synchronton und der dauerhafte Jazz-Score nur verstärken. Doch auch die Gangsterkomödien vergangener Jahrzehnte lassen grüßen. Heino Ferchs Solo als galanter Ganove aber ist auch über 90 Minuten sehenswert, er schmeißt den Laden fast allein. Ein paar Bonmots weniger hätten allerdings nicht geschadet, zumal sie sich auch noch mit seinen Erlebnisberichten aus dem Off überschneiden.

Die Kamera aber sieht sich in Thomas Bergers Regie gar nicht genug an den in Prag und Karlsbad vorgefundenen prächtigen Gründerzeitkulissen satt. Nicht selten übernimmt hier die rauschhafte Innenarchtitektur die Inszenierung. Manches Sujet kennt man aus den vorhergegangenen Filmen: das Pingpong zwischen Allmen als Sherlock-Holmes-Ersatz und seinem besorgten Diener Carlos als Watson ebenso wie die bildungsbeflissene Kunst- und Literaturkenntnis Allmens. So muss die Wortkomödie über weite Strecken einen nicht so schrecklich spannenden Plot ersetzen. Wer nur wenig von Action hält, aber viel von gehobenem Smalltalk, der ist hier bestens aufgehoben.

Allmen und das Geheimnis der Erotik – Sa. 27.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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