Annika Ernst im Interview

Viel Drama beim Bergdoktor

19.12.2022, 07.51 Uhr
von Sarah Hegemann
Annika Ernst
Annika Ernst  Fotoquelle: Steffen Roth

Annika Ernst ist ab dem 29. Dezember wieder donnerstags um 20.15 Uhr in der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ zu sehen. Es ist die mittlerweile 16. Staffel der beliebten Arztserie und die dritte, in der Annika Ernst als Dr. Johanna Rüdiger mitspielt.

Ohne vorab zu viel zu verraten – worauf dürfen die Fans sich in der neuen Staffel freuen?

Annika Ernst: Insgesamt gesehen wird es sehr dramatisch. In der vorherigen Staffel hat Dr. Martin Gruber am Ende „seine“ beiden Frauen verloren. Man könnte jetzt erwarten, dass in der neuen Staffel direkt eine neue Liebe am Horizont erscheint, aber ganz so ist es nicht. Sagen wir es mal so: Es wird im Hause Gruber richtig schön dramatisch.

Und wie geht es mit Ihrer Rolle Dr. Rüdiger weiter?

Für Dr. Rüdiger wird es definitiv weniger dramatisch, dafür umso lustiger. Mark Keller, Rebecca Immanuel und ich haben – wie ich finde – sehr lustige Szenen, die einen guten und humorvollen Kontrast zum Rest bilden.

Es ist bereits Ihre dritte Staffel „Der Bergdoktor“ – wie hat sich Ihre Rolle entwickelt?

In meiner ersten Staffel ging es hauptsächlich um die berufliche Entwicklung von Dr. Rüdiger, da sie neu hinzukam und unbedingt Chefärztin werden wollte. Am Ende der zweiten Staffel haben die Zuschauer dann erfahren, dass sie in eine Frau verliebt ist. Und in der neuen Staffel dreht die Handlung sich wesentlich mehr ums Private als ums Berufliche. Dr. Rüdiger ist mit einer anderen Ärztin zusammen und wir erleben, wie so eine Beziehung im Krankenhausalltag aussieht und welche Herausforderungen sie mit sich bringt.

Welche Seite spielen Sie lieber? Die private oder die berufliche?

Ich finde es auf jeden Fall gut, dass wir mehr von ihr zu sehen bekommen und ich die verschiedenen Facetten spielen kann. Dr. Rüdiger ist in der Serie zwar eher eine Nebenfigur, aber umso mehr freut es mich, wenn einer Rolle so viel Raum für eine persönliche Entwicklung gegeben wird. Die Figuren bei „Der Bergdoktor“ sind wirklich gut geschrieben. Mir gefällt es gut, dass Dr. Johanna Rüdiger so eine taffe Frau und eine versierte Ärztin ist.

Muss man als Frau – gerade auch als Schauspielerin – taffer sein als ein Mann?

So weit würde ich nicht gehen, allerdings gibt es in Deutschland leider noch immer zu wenige Rollen für Frauen jenseits der 40. Dabei besteht unsere Gesellschaft natürlich zur Hälfte aus Frauen und diese müssen meiner Meinung nach auch im Fernsehen „stattfinden“. Obwohl man sagen muss, dass gerade beim „Bergdoktor“ glücklicherweise immer viele Frauen vertreten sind. In der neuen Staffel sind die Episodenhauptrollen in vielen Folgen weiblich besetzt – und zwar mit tollen Frauen auch jenseits der 60. Ich finde es schade, dass Frauen in der Mitte ihres Lebens im Fernsehen häufig unterrepräsentiert sind. Insofern müssen nicht wir Schauspielerinnen taff sein, sondern diejenigen, die Serien entwickeln und produzieren. Also diejenigen, die bei ihren Senderchefs argumentieren, wie sie Rollen besetzen wollen.

Haben Sie den „Bergdoktor“ schon immer geschaut?

Ich habe die Serie vorher nicht durchgehend verfolgt, aber immer gerne geguckt. verschlinge ich die Bücher und will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Es gibt so viele Arztserien, aber den „Bergdoktor“ finde ich wirklich großartig geschrieben, da wird es nie langweilig.

Wie erklären Sie sich den Erfolg der Serie?

Da steckt ganz einfach eine große Portion Kreativität drin. Die Geschichten müssen ja alle ins Setting passen. Die Handlung spielt in einem kleinen Ort und nicht in einer Millionenstadt wie Berlin. Die Serienmacher lösen das aber sehr geschickt.

Was macht für Sie den Bergdoktor aus?

Natürlich ist der Bergdoktor mit seiner Leidenschaft für jeden seiner Patienten eine fiktive, heldenhafte Figur. Ein Arzt, der völlig in seiner Arbeit aufgeht und alles für seine Patienten gibt, auch in seiner Freizeit. Hans Sigl spielt die Rolle einfach großartig. Vielleicht bin ich solch einem Arzt auch deshalb noch nicht begegnet, weil ich zum Glück eigentlich immer gesund bin (lacht).

Sie wohnen in Berlin, fahren zu den Drehs in Tirol mit dem Zug. Ist das nicht manchmal anstrengend?

Ich würde sagen, man gewöhnt sich daran. Ich fahre generell viel Zug, da mein Lebensgefährte teilweise in Österreich wohnt, in der Nähe von Salzburg. Auch dorthin pendele ich. Von Tür zu Tür brauche ich von Berlin bis Tirol siebeneinhalb bis acht Stunden. Würde ich den Flieger bis München nehmen, wären es vielleicht vier, maximal fünf Stunden. Aber ich nutze die Zeit im Zug ganz gut: lesen, Mails beantworten, Text auswendig lernen… Zugfahren gibt mir einfach auch ein gutes Gewissen. Und ich genieße es. Das Thema Nachhaltigkeit ist hier ganz real umsetzbar und liegt mir schon sehr lange am Herzen.

Wie nachhaltig sieht es am Set aus?

„Der Bergdoktor“ ist eine sogenannte grüne Produktion – davon gibt es immer mehr im deutschen Fernsehen. Es wird verstärkt auf Nachhaltigkeit geachtet: So gibt es zum Beispiel keine unzähligen Einwegkaffeebecher mehr und statt Plastikflaschen kommen wiederbefüllbare Flaschen aus Metall zum Einsatz. Im Gegensatz zu früher wird auch nicht jeden Tag am Set Fleisch gegessen, sondern nur noch zweimal die Woche. Und niemand vermisst es, da bei uns wirklich ganz toll gekocht wird.

Wie sieht es mit Urlauben aus – verreisen Sie da auch mit dem Zug?

Es ist nicht so, dass ich gar nicht fliege. Aber ich würde mich nicht wohl damit fühlen, zum Beispiel auf Mallorca zu leben und zehnmal im Jahr mit dem Flieger zu Drehs zu reisen. Ich war im Herbst mit meiner Tochter in Paris, auch dahin sind wir gute acht Stunden mit dem Zug gefahren. Vergangenes Jahr waren wir auf Ibiza – da ging das natürlich nicht. Aber wenn ich fliege, gleiche ich die CO2-Emissionen freiwillig über Atmosfair aus, das ist mir wirklich wichtig.

Schauen Sie noch ganz klassisch lineares Fernsehen oder streamen Sie lieber?

Die meisten deutschen Filme oder Serien gucke ich mir in den Mediatheken an. Außer manchmal den Tatort. Ich bin schon ein Fan von Streaming, ich finde es aber auch toll, wenn Anbieter wie zum Beispiel WOW nicht sofort alle Folgen auf einen Schlag veröffentlichen. So wie zuletzt bei „House of the Dragon“ oder „Babylon Berlin“. Anders als bei Netflix, die immer gleich eine ganze Staffel veröffentlichen, ist man so doch wieder an festere Zeiten gebunden.

Guter Einwand, das macht die Sache wirklich etwas spannender.

Genau, bei der letzten Folge von „House of the Dragon“ wollte ich am Ende unbedingt wissen, wie es weitergeht. Doch dann musste ich eine Woche auf die Auflösung warten. Die Spannung ist zwar kaum auszuhalten, aber irgendwie ist das doch auch schön. Aus dem Seriengucken wird so eine Art wöchentliches Ritual. So was muss man aber vorgegeben bekommen, denn wer würde sonst hingehen und sich selbst feste Zeiten für eine Serie setzen, wenn alle Folgen frei verfügbar sind?

„Der Bergdoktor“

ab Donnerstag, 29. Dezember, 20.15 Uhr ZDF

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