"Höhle der Löwen": Geniale Erfindung – utopische Firmenbewertung

Die jüngsten Gründer in der Geschichte der "Höhle der Löwen" begeistern das Löwenrudel. Ganz anders die Erfinder des "einfachsten auszuziehenden Tisch der Welt". Mit ihnen möchten die Investoren noch nicht mal verhandeln – obwohl das Produkt vollends überzeugt.
Karl Fischer und Leander Mellies sind gerade einmal 17 Jahre alt, ihren ersten Prototypen "2bag" nähten sie mit der Nähmaschine der Oma. Ihre Idee: eine Fahrradtasche, die sich mit wenigen Handgriffen in einen Rucksack verwandeln lässt. Die beiden stehen noch ganz am Anfang und möchten vergleichsweise bescheidene 20.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile. "Wir wollten Ihnen kein dreistes Angebot machen." Damit stoßen sie bei den Investoren natürlich auf offene Ohren.
Alle Löwen sind heiß auf die jungen Gründer. Nils Glagau will durch seine "Jugend" punkten, Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer durch jahrelange Erfahrung und ein Kombi-Angebot über 40.000 Euro. "Ich verstehe die Jungendsprache auch und meine Söhne finden mich cool", so Dümmel. Die beiden prahlen außerdem mit ihren Kontakten in die Fahrradbranche. Doch das alles ist nicht genug: Dümmel und Maschmeyer bekommen einen Korb, aus Sympathiegründen entscheiden sich die Jungs für Nils Glagau.
Ausziehtisch-Erfinder blitzen ab
Während die zwei Teenager vormachen, wie man die Löwen mit einer bescheidenen Firmenbewertung um den Finger wickelt, haben sich Tobias Jung (45), Anita Pfattner (48), Denis Dostmann (47) und Mark Löhr (51) von "Laik" viel zu viel vorgenommen. Sie stellen den Löwen den "einfachsten auszuziehenden Tisch der Welt" vor. In der Tat überzeugt der Pitch, die Tische in verschiedenen Größen lassen sich dank eines Lamellensystems in der Tat kinderleicht und in Sekundenschnelle ausziehen. Die Löwen sind von dem System begeistert, doch der Preis für die Tische (1590 bis 2490 Euro) schreckt so manchen Investor ab. "Das ist viel zu teuer", sagt Dagmar Wöhrl. "Sie werden wenig Haushalte ansprechen."
Doch nicht nur der Preis wird den Gründern zum Verhängnis. Dass sie 350.000 Euro für zehn Prozent haben möchten, wird zum Knackpunkt. 16 Tische hat das Quartett bislang verkauft. Dafür eine Firmenbewertung von 3,5 Millionen Euro? Ralf Dümmel und Georg Kofler, die eigentlich großes Interesse haben, sind bei dieser Firmenbewertung nicht mal zum Verhandeln bereit. Völlig sinnlos sei das, denn die Vorstellungen lägen viel zu weit auseinander, meint Dümmel. Anita Pfattner zieht ihren letzten Trumpf: Sie kommt aus Südtirol, genau wie Kofler. Doch auch das weckt beim Löwen zwar Sympathien, nicht aber den Hunger auf einen Deal.
"Das kann nicht euer Ernst sein"
Auch Fabian Frei (32) und Wolfgang Schimpfle (31) brüskieren die Löwen mit ihrer Firmenbewertung. Die beiden stellen in der "Höhle der Löwen" nachhaltige Haargummis vor. Nachhaltig heißt in diesem Fall, dass das Elastan aus recyclebarem Plastik ist. Eine plastikfreie Variante wird derzeit noch entwickelt. Dafür wollen die beiden 250.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile. "Ihr heißt 'Fairhair'. Eure Bewertung ist überhaupt nicht fair", findet Nico Rosberg. "Das kann nicht euer Ernst sein", sagt Ralf Dümmel. Er kann die Gründer auf 25,1 Prozent runterhandeln und nimmt den Deal unter der Bedingung an, dass die plastikfreie Variante tatsächlich kommen wird.
Komplett von den Socken sind die Investoren bei "SendMePack", ein Mehrwegsystem für Versandverpackungen. Die Gründer Philip Bondulich (37) und Michelle Reed (36) bekommen gratis Pakete von Logistikzentren, machen sie fertig für den nächsten Versand und verkaufen die Päckchen an Firmen. Georg Kofler und Nico Rosberg tun sich zusammen und wollen 33 Prozent. Genau wie Judith Williams, Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer. Das Trio holt sich den Deal für 200.000 Euro.
Keinen Deal gibt es für die Bierfrüchtchen von Clemens August von Freeden (49) und Michael Stattmann (46), ein Brotaufstrich-Sortiment auf Basis verschiedener Biersorten.