Musikalisches Epos

Ein Weihnachtswunder mit Bach: Der Kampf um Familie und Musik

19.12.2024, 08.39 Uhr
von Elisa Eberle

Der Historienfilm "BACH – Ein Weihnachtswunder" zeigt die fiktive Geschichte von Johann Sebastian Bach, seiner Familie und der Entstehung des Weihnachtsoratoriums im Jahr 1734.

ARD
BACH – Ein Weihnachtswunder
Historienfilm • 18.12.2024 • 20:15 Uhr

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach gehört für viele Freunde der klassischen Musik zu Weihnachten wie Christkind und Weihnachtsmann für viele Kinder. Komponiert wurde das rund zweieinhalb Stunden lange Opus mit dem eingängigen Auftakt ("Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage") im Jahr 1734. Der historische Eventfilm "BACH – Ein Weihnachtswunder" (Regie: Florian Baxmeyer, Buch: Christian Schnalke) mit Devid Striesow in der Titelrolle nähert sich diesem musikhistorischen Ereignis nun auf fiktionale Weise.

Die Geschichte beginnt im Dezember 1734 in Leipzig: Der umstrittene Komponist und Kantor Johann Sebastian Bach plant ein umfangreiches Weihnachtsoratorium, doch sein Rückhalt im Stadtrat ist vollends geschwunden. Bachs zweite Ehefrau Anna Magdalena (Verena Altenberger) schreibt deshalb an ihren Stiefsohn Carl Philipp Emanuel (Ludwig Simon): "Stadtrat Stieglitz wartet nach der Aufregung um die Matthäus-Passion nur auf einen Anlass, uns endgültig zu verjagen. Wir brauchen dich, er braucht dich und zwar nicht nur, um seine Stimmen zu setzen. Emanuel, bitte komm Weihnachten nach Hause!"

Kampf um die Familie und das Ansehen

Noch ist nicht klar, ob Emanuel dem Ruf folgen wird: Seine Entscheidung, in Frankfurt Jura anstatt Musik zu studieren, hat seinen Vater tief verletzt. Doch auch ihr Sohn Gottfried Bach (German von Beug) bereitet der "Bachin" Sorge: Aufgrund seiner geistigen Behinderung wird der Zehnjährige von seinen Schulkameraden gehänselt. Johann Sebastian, dem nichts Geringeres vorschwebt, als Gottes Wort als ein musikalisches Kunstwerk umzusetzen, bekommt von alledem wenig mit. Soll der erboste mächtige Stadtrat Stieglitz (Thorsten Merten) davon doch halten, was er will! So sind es letztlich die Frauen, Bachs Ehefrau Magdalena und ihre gerade einmal achtjährige Tochter Elisabeth (großartig: Lotta Herzog), die alles daran setzen, das Weihnachtsfest und letztlich auch die Zukunft ihrer Familie zu retten ...

"BACH- Ein Weihnachtswunder" (ab 13. Dezember in der Mediathek) ist ein berührender und inspirierender Historienfilm, der explizit weder Weihnachtsfilm noch Biopic sein will: Auch wenn am Ende ein weihnachtliches Happy-End steht, sind die genretypischen besinnlichen Szenen bei Kerzenschein und Schneefall vergleichsweise rar gesät. Über die tatsächlichen Umstände, unter denen Bach einst sein Weihnachtsoratorium verfasste, ist wenig überliefert. Umso spannender ist es, wie Drehbuchautor Christian Schnalke die Leerstellen mit eigenen Ideen füllt.

Die "Super-Woman" Anna Magdalena Bach

Es ist offensichtlich, dass der 59-Jährige dem historischen Stoff dabei auch eine aktuell-gesellschaftliche Note verpassen wollte: "Ihr redet über den Glauben, aber was erreicht ihr denn mit euren Worten?", beklagt Bach etwa in einer Szene gegenüber dem Superintendenten der Leipziger Kirche (Christoph Luser): "Die Menschen sind weiterhin selbstsüchtig, lau. Keiner denkt an den nächsten. Worte! Worte erreichen doch die Menschen nicht!" Es ist eine Aussage, die angesichts der momentanen Weltlage und der sinkenden Mitgliederzahlen beider großer Kirchen in Deutschland gar nicht so weit hergeholt erscheint.

Auch ist es schön zu sehen, wie Anna Magdalena Bach, die zu Lebzeiten nicht nur 13-fache Mutter, sondern auch Solistin war, im Film besondere Aufmerksamkeit bekommt: "Es war mir ein großes Anliegen, diese Facetten Magdalenas und ihre faszinierende Größe während der Dreharbeiten sichtbar zu machen", betont Hauptdarstellerin Verena Altenberger im Interview zu ihrer Rolle, die sie als "eine Super-Woman" beschreibt: "Es gibt zu wenige Filme über Anna Magdalena Bach!"

Vater und Sohn vor und hinter der Kamera

Für den bekennenden Klassik-Fan Devid Striesow war die Verkörperung Bachs ebenfalls eine große Freude: "Als ich das Rollenangebot angenommen hatte, galt mein Interesse dem Versuch, Bach, der nachweislich den ganzen Tag Leichtbier trank, optisch ein bisschen näherzukommen", erinnert sich der 51-Jährige: "Ich fing an, mich auf 105 Kilogramm hochzufressen. Das waren in meinem Fall 20 Kilo." Dass Bachs Sohn Emanuel im Film von Ludwig Simon, Striesows echtem Sohn aus einer vergangenen Beziehung mit Schauspiel-Kollegin Maria Simon, gespielt wird, bezeichnen beide Schauspieler als "sehr besondere Erfahrung".

Um 0.30 Uhr wiederholt das Erste die vierteilige Impro-Weihnachtsserie "Das Fest der Liebe" aus dem Jahr 2023: Devid Striesow spielt darin den Mecklenburger Thorsten Meurer, der gemeinsam mit seinem Bruder Mario (Charly Hübner) zur Weihnachtsfeier bei der stinkreichen West-Verwandtschaft aufbricht.

BACH – Ein Weihnachtswunder – Mi. 18.12. – ARD: 20.15 Uhr

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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