"Der Tote aus dem Eis"

"Amsterdam-Krimi": Seesklaverei und Ausbeutung der Meere

24.03.2022, 08.13 Uhr
von Franziska Wenzlick

Die Ermittler tauchen im neuen "Amsterdam"-Krimi tief in die Welt der grausamen Fischerei-Industrie und Seesklaverei ein. Es ist der sechste Film der Reihe mit Hannes Jaenecke.

ARD
Der Amsterdam-Krimi: Der Tote aus dem Eis
Krimi • 24.03.2022 • 20:35 Uhr

Eine neue Undercover-Mission für Alex Pollack: Noch eben wollte Hannes Jaenicke als reisender Ermittler vom LKA Düsseldorf mit seinem Amsterdamer Kollegen Bram de Groot (Fedja van Huêt) im fünften Film der ARD Degeto-Reihe "Der Amsterdam-Krimi" Menschenhandel und Zwangsprostitution im örtlichen Rotlichtmilieu stoppen. Nun bekommen die beiden es im sechsten Teil abermals mit einer düsteren Seite der niederländischen Hauptstadt zu tun. In "Der Tote aus dem Eis" widmet sich Regisseur Ismail Şahin nämlich den brutalen Geschäftspraktiken des Fischereigewerbes und einer erschreckenden Form der modernen Sklaverei.

Zunächst jedoch muss Pollack einmal mehr verdeckt ermitteln. Getarnt als Hafenarbeiter soll er helfen, einen Dealer-Ring um den Drogenboss Ramirov (Sieger Sloot) zu zerschlagen, der seine Ware mittels Fischlieferungen in die Niederlande einschleust. Doch just in dem Moment, als die Ermittler die verbrecherische Gruppe auffliegen lassen wollen, entdecken die Gangster eine Leiche im Frachtraum und brechen die Rauschgiftübergabe ab. Ein herber Rückschlag für Pollack und Kommissar de Groot, die damit rechneten, die Bande bei einer millionenschweren Kokain-Lieferung zu erwischen.

Doch auch die gefundene Leiche des indonesischen Matrosen gibt dem deutsch-niederländischen Duo Rätsel auf: Ist der Mann tatsächlich durch einen Unfall ums Leben gekommen? Pollacks und de Groots schrecklicher Verdacht verhärtet sich, als der junge indonesische Seemann Jojo (Vietha Luong) auftaucht und ein heimlich gefilmtes Video präsentiert, welches den Mord an einem Meeresschutz-Kontrolleur auf hoher See zeigt.

Die Botschaft ist eindeutig

Schon bald wird Jojo, der als sogenannter Seesklave auf einem Schiff gefangen gehalten wurde und in Amsterdam vor seinen Peinigern fliehen konnte, zum wichtigsten Zeugen der Ermittler. Mit seiner Hilfe soll Ramirov und seinem Verbündeten, dem Reedereibesitzer Heesters (Frank Lammers), das Handwerk gelegt werden. Als jedoch auch die Aktivisten Dick (Joost Koning) und Elise (June Yanez) auf den Fall aufmerksam werden und ins Visier der Verbrecher geraten, stehen Pollack und de Groot vor einer zusätzlichen Herausforderung – denn das junge Paar schwebt in akuter Lebensgefahr.

"Wenn ich Umweltschutz betreiben will, drehe ich Dokus, verklage die Bundesregierung wegen mangelndem Klimaschutz oder gehe mit 'Fridays for Future' auf die Straße", erklärt Hannes Jaenicke im ARD-Interview. Im "Amsterdam-Krimi" hingegen gehe es ihm "ausschließlich um intelligente Unterhaltung, die im Idealfall nicht belanglos und an den Haaren herbeigezogen ist, sondern spannende, relevante Geschichten erzählt". Und trotzdem: Dass ausgerechnet Jaenicke als engagierter Natur- und Umweltschützer Teil des Krimiformats ist, scheint spätestens angesichts des jüngsten Films kein Zufall zu sein. Die Ausbeutung der Meere und die grausamen Praktiken der Fischerei-Industrie mögen in "Der Tote im Eis" zwar nicht im Vordergrund der Handlung stehen, doch die Botschaft ist eindeutig: Das, was sich in und auf unseren Meeren tagtäglich abspielt, ist mehr als erschreckend.

Leider plätschert Şahins Donnerstagskrimi trotz aller gesellschaftlicher Relevanz meist auf eher belanglose Art und Weise vor sich hin. Die vermeintlich großen Überraschungen, die Drehbuchautor Peter Koller immer wieder mithilfe von Rückblenden in die Geschichte einbaut, sind im mittlerweile sechsten Teil der Reihe schlichtweg zu vorhersehbar geworden. Bemerkenswert ist hingegen die darstellerische Leistung des Wiener Newcomers Vietha Luong, der seiner Episodenhauptrolle viel Charme und Sympathie verleiht.

Der Amsterdam-Krimi: Der Tote aus dem Eis – Do. 24.03. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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