3sat-Doku

Wie gefährlich ist die Neue Rechte?

von Andreas Schoettl

Die Vertreter der Neuen Rechten geben sich nach außen konservativ, bürgerlich und intellektuell. Doch was steckt wirklich dahinter? Eine 3sat-Doku bemüht sich um Aufklärung.

3sat
Die Neue Rechte – Der Wahn vom homogenen Volk
Dokumentation • 05.05.2021 • 20:17 Uhr

Es geschah bereits in Leipzig oder Berlin. Und in jüngerer Vergangenheit in Kassel oder Stuttgart: Gegner und Kritiker der Corona-Politik der Bundesregierung gingen zu Tausenden auf die Straße. Die Teilnehmenden bei den Großdemonstrationen kamen aus allen Gesellschaftsschichten. Doch offenbar sind nach wie vor auch Rechtsradikale bei den vieldiskutierten "Corona-Demos" vertreten: "Jetzt sehen wir eine Entwicklung im Zuge dieser sogenannten Corona-Proteste, wo eine sehr breite Mischung sich auf der Straße versammelt, die keine Probleme offensichtlich damit hat, dass Symbole und Akteure der äußersten Rechten mitmarschieren und mitmachen", fasst der Historiker Volker Weiß seine Beobachtungen zusammen. "Diese neue Mischung wird jetzt auch von dieser neuen Rechten identifiziert als neuer Spielraum. Und da macht man jetzt eben auch mit", so der Historiker in einer bemerkenswerten TV-Dokumentation, die das Phänomen jetzt auf 3sat intensiv beleuchtet. Ziel der "neuen Rechten" sei es, mahnen Experten, Anschluss an die gesellschaftliche Mitte zu finden.

Aber was ist denn nun diese Neue Rechte? Der Film von Nadja Kölling liefert einen Erklärungsversuch. Bei 3sat ist der Beitrag im Rahmen des "3sat Themas: Was ist rechts?" nun in Erstausstrahlung zu sehen. Vor allem spannt der Film einen sehr weiten Bogen. Er reicht zurück bis in die Weimarer Republik oder zu Personen wie Armin Mohler (1920 – 2003). Der in Basel geborene Publizist und in der deutschen Nachkriegspolitik gut vernetzte Journalist bekannte sich offen zu den geistigen Grundlagen der Konservativen Revolution aus den 1920er-Jahren. Etwa zu Carl Schmitt (1888 – 1985) pflegte er sogar ein freundschaftliches Verhältnis. Der umstrittene Staatsrechtler indes engagierte sich nicht nur ab 1933 für das Nazi-Regime. Im Nachkriegsdeutschland leistete er sich auch Ansätze wie: "Zur Demokratie gehört notwendig erstens Homogenität. Das Gleiche gleich. Und zweitens: Nötigenfalls die Ausscheidung oder Vernichtung des Heterogenen." In seiner Analyse sagt der Historiker Weiß dazu: "Das Ausscheiden des Heterogenen können wir auf der einen Seite sowohl weltanschaulich sehen. Man kann es aber eben durchaus völkisch national sehen. Und damit sind wir letztendlich wieder bei einer Art der Rassenfrage."

Interessant an Köllings Film ist, wie frühe Ansichten Mohlers oder Schmitts aber auch Publikationen französischer Philosophen wie Alain de Benoist oder Renaud Camus heute aktive und bekanntere Vertreter der Neuen Rechten wie den Verleger Götz Kubitschek beeinflussen könnten. Camus etwa verfolgt die Ideologie des "Großen Austauschs". Hinter dieser angeblichen Verschwörungserzählung soll der geheime Plan stecken, weiße Mehrheitsbevölkerungen gegen muslimische oder nicht-weiße Einwanderer auszutauschen. Camus' Buch "Le grand remplacement" wurde auch ins Deutsche übersetzt. Es erschien im Verlag von Kubitschek.

Im Anschluss an die Dokumentation folgt ab 21 Uhr ein 60-minütiger "3satThema Talk". Moderatorin Vivian Perkovic diskutiert dannmit dem Philosophen und Historiker Jan-Werner Müller, der österreichischen Journalistin Solmaz Khorsand sowie Alexander Kissler, Redakteur der "NZZ" in Deutschland, über die Gefahren einer Neuen Rechten.

Die Neue Rechte – Der Wahn vom homogenen Volk – Mi. 05.05. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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