"Der Wikinger"

"Die Toten am Meer": Marlene Tanczik ersetzt Karoline Schuch

23.04.2022, 09.23 Uhr
von Hans Czerny

Ein toter Wikinger wird an den Strand gespült – der Mann hatte sich offensichtlich verkleidet. Kommissarin Ria Larsen – im zweiten Teil nun gespielt von Marlene Tanczik – hat derweil ein schweres Trauma zu verarbeiten. 

ARD
Die Toten am Meer: Der Wikinger
Krimi • 23.04.2022 • 20:15 Uhr

Wenn Krimis oder gar Thriller nur aus Bildern bestünden, dann wäre der zweite Film der Samstagsreihe "Die Toten am Meer" wahrlich nicht der schlechteste. Gleich zu Beginn der Episode "Der Wikinger" liegt die Leiche eines als Wikinger verkleideten Mannes im gleißenden Meer. Auch später besteht an Küsten- und Hafenbildern kein Mangel. Für einen Krimi können aber auch klare Bilder (Regie: Michaela Kezele, Kamera: Wolf Siegelmann) ein Sterben in Schönheit bedeuten, zumal wenn die Handlung in großen Teilen recht bald erahnbar ist: Mummenschanz, Drogenhandel und das Drama einer Kommissarin (Marlene Tanczik) werden hier zu einem leidlich spannenden Thriller verquickt.

Die Feier eines Wikinger-Abendmahls im nachgebauten Hüttendorf am Nordseestrand verspricht Mystik und Magie. Dorfmutter Freya (Barbara Schnitzler) fleht beeindruckend zu den nordischen Göttern und faselt von Walhall. Einem an den Strand getriebenen Toten sind die Fingerkuppen abgeschnitten: vielleicht eine Art altes Ritual? Eine Handvoll Münzen, die bei ihm gefunden werden, verweist dann aber doch in die Gegenwart: Kam der Mann aus Dänemark, wo sich gerade die Wikinger-Nachfolger treffen?

All das gerät gegenüber der schweren Last, welche die Husumer Kommissarin Ria Larsen zu tragen hat, geradezu als nichtig. So umgreifend wie dieses wurde noch selten ein Kommissarinnenschicksal in einer Krimiserie erzählt. Dabei sollte – viel verlangt – der Zuschauer die erste Folge vom April 2020 (acht Millionen Zuschauer) noch gut in Erinnerung haben, in der Ria einen rettenden Fangschuss auf einen Täter abgeben musste. Damals übrigens wurde jene Ria noch von Karoline Schuch gespielt, jetzt wurde sie von Marlene Tanczik abgelöst.

Wie Ria von den alten und neuen Kollegen aufgenommen wird, füllt viel Raum im neuen Film. Als schwierig galt sie sowieso – und dann auch noch das Ding mit der Waffe! Gut, dass sie sich wenigstens auf ihren Kollegen Brandt (Christoph Letkowski) verlassen kann. Der hält zu ihr, auch wenn sie ihn – weil sie die psychologische Nachprüfung verzögert – immer wieder enttäuscht. Aber auch ihre Amtsvorgängerin Haller (Charlotte Schwab) ist gerne beratend zu Diensten. Die trockene Trinkerin (mit Therapiehund "Whisky") weiß der unter Beobachtung stehenden Kommissarin Trost zu spenden und gibt gerne gute Tipps bei der Aufklärung des neuen Falls.

Drogendeals und Vatersuche

All das, so schön und redlich es auch ausgeführt sein mag, nimmt dem eigentlichen Fall viel von seiner Bedeutung. Es geht, ohne jetzt viel zu spoilern, um Drogendealerei und die daraus entstehenden Konflikte, andererseits aber auch um eine Vatersuche in schwierigen Verhältnissen. Die Mutter eines Jungen, Trinkerin, wohnt auf dem Campingplatz, der Vater war wegen eines ihm zur Last gelegten Mordes 14 Jahre im Knast. Wurde der 16-jährige Jan (Dominikus Weileder) womöglich zum Mörder? Leider wird die Familiengeschichte viel zu wenig aus der Sicht des Jungen erzählt.

"Initialzündung für mich war, dass ich eine Familiengeschichte aus der Sicht eines Teenagers erzählen wollte", sagt Drehbuchautor Andreas Kanonenberg zum Film. "Jan ist früh auf sich selbst gestellt, weil seine Mutter und ihr Freund die Kontrolle über ihre Leben lange verloren haben. Der Junge sucht sich eine neue Familie, bei der er Halt und Wärme findet: die Wikinger." Klingt wirklich gut. Aber das wäre eigentlich ein ganz anderer Film als dieser glatte Küstenkrimi mit schöner Optik und einer dauerhaft grummelnden großen Begleitmusik.

Die Toten am Meer: Der Wikinger – Sa. 23.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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