BBC-Doku bei ARTE

"Freddie Mercury: Der letzte Akt" – Was der Hollywood-Film nicht erzählte

29.07.2022, 08.17 Uhr
von Eric Leimann

Weggefährten und Betroffene der damaligen AIDS-Pandemie sprechen in dieser Dokumentation über die letzten Jahre von Freddie Mercury. Auch das zu seinen Ehren veranstaltete Gedenkkonzert bekommt in dem Film viel Platz.

ARTE
Freddie Mercury: Der letzte Akt
Dokumentarfilm • 29.07.2022 • 21:45 Uhr

Kritiker warfen dem außergewöhnlich erfolgreichen Film "Bohemian Rhapsody" (vier Oscars 2019) vor, Freddie Mercurys Schwulsein habe darin nur eine Nebenrolle gespielt. Vielleicht deshalb, weil man dem Mainstream-Publikum nicht zu viel "gayness" zumuten wollte. Als Ergänzung, die vielleicht sogar bewegender ist, als der vielfach ausgezeichnete Blockbuster, sei die exzellente BBC-Produktion "Freddie Mercury: Der letzte Akt" empfohlen, die ARTE nun im Rahmen seines "Summer of Passion" zeigt.

Regisseur James Rogan erzählt in brillant montierten 90 Minuten nicht nur Geschichten von einem sehr berühmten Sänger, sondern vom schwulen Leben während der 80er- und 90er-Jahre in Großbritannien an sich. Ein Leben, das von Homophobie und AIDS geprägt war. Eine Krankheit, gegen die es zu Mercurys Lebzeiten noch kein Mittel gab, die Diagnose kam einem Todesurteil gleich.

Superstars spielten beeindruckende Coverversionen

Im Film sprechen Weggefährten und Betroffene der damaligen AIDS-Pandemie. Manche von ihnen prominent, andere nicht. "Freddie Mercury: Der letzte Akt" ist aber auch eine ergreifende Reise durch die letzten Jahre des Ausnahme-Sängers, seinen Umgang mit der Krankheit und deren Bedeutung für Mercurys Arbeit. Schließlich rückt im letzten Drittel des Films ein Gedenkkonzert vom 20. April 1992 im Wembley Stadium in den Vordergrund. Es wurde von den verbliebenen Bandmitgliedern zu Ehren des am 24. November 1991 verstorbenen Sängers organisiert. Dabei sammelte man nicht nur Spenden für den Kampf gegen Aids, sondern schuf auch ein neues, entmystifiziertes Bild der Krankheit in der breiten Öffentlichkeit, die AIDS zuvor hinter mehr oder minder vorgehaltener Hand als "gerechte Strafe" fürs Schwulsein einstufte.

Auf der Wembley-Bühne gab es vor gut 30 Jahren legendäre Duett-Kombinationen wie David Bowie und Annie Lennox oder – noch skurriler – Mercurys engen Freund Elton John und den vorher durch homophobe Äußerungen aufgefallenen US-Superstar Axl Rose zu bestaunen. Die meisten Superstars traten mit großartigen Versionen alter Queen-Hits auf.

Aus all diesen Elementen schafft "Freddie Mercury: The Final Act", wie der BBC-Film im Original heißt, einen tollen Spagat: Einerseits transportiert er in starken Interviews – unter anderem mit Freddie Mercurys Schwester Kashmira Cooke – eine sensible Botschaft der Toleranz und Nächstenliebe, andererseits ist es ein faszinierendes Pop-Dokument des Jahres 1992. Es zeigt den vielleicht einmaligen Moment, als sich viele Superstars der Musik im Wembley-Stadion einer größeren Idee unterordneten.

Freddie Mercury: Der letzte Akt – Fr. 29.07. – ARTE: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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