"Im Labyrinth der Rache"

Warum wird Hartwig Seeler so gequält?

17.09.2022, 08.21 Uhr
von Hans Czerny

Privatdetektiv Hartwig Seeler wird in seinem dritten ARD-Fall mit der Vergangenheit konfrontiert. Ein Unbekannter lockt ihn an den Ort seiner ersten Liebe.

ARD
Hartwig Seeler – Im Labyrinth der Rache
Krimi • 17.09.2022 • 20:15 Uhr

Im dritten Fall für den Münchner Privatdetektiv Hartwig Seeler (Matthias Koeberlin), Spezialist für abhanden gekommene Personen, tritt ein Mann an ihn heran, der seinen in Griechenland verschollenen Bruder sucht. Der wollte an der Küste des Peloponnes eine Immobilie der Familie verkaufen, doch seit ein paar Tagen hat er nichts mehr von ihm gehört. So macht sich Seeler auf den zwar pittoresken, doch für alle Beteiligten beschwerlichen Weg, um den Mann und seine Immobilie zu suchen. Ein Reisekrimi, dem es nicht recht gelingen will, die schöne Küste zugunsten eines schwer verrätselten Innenlebens aufzugeben.

Das Küstenörtchen Kardamili, falls es jemals ein Geheimtipp war, wird es jedenfalls schwer haben weiterhin ein solcher zu sein. Sechs Millionen sahen jeweils die vorherigen Krimis mit dem versonnen blickenden Privatdetektiv, sehr wahrscheinlich wird das auch diesmal wieder so sein. Wie sollten sich die Zuschauer den blauen Gestaden am Peloponnes entziehen, den Sirtakiklängen und dem Charme der Tavernen. Urlaubsbilder werden wach. "Kalinihta!", "Epharisto!" – Die Übersetzung wird gleich auch noch mitgeliefert. Der Oleander blüht, das Kätzchen glotzt verschlossen und bedrohlich. Schon die Bedienung weiß mehr: Den Immobilienbesitzer hat es nie gegeben, desgleichen wohl den Käufer.

Johannes Fabrick, Erfinder, Autor und Regisseur aller bisherigen "Hartwig Seeler"-Krimis wollte wohl die Reihe zu einem schlüssigen Ende bringen, Seelers Reise führt letztlich zum Ausgangspunkt seines eigenen Schicksals zurück. Damals, vor Jahren, hatte er mit Maria (Dagny Dewath), seiner Frau und ersten Liebe, einen glücklichen Urlaub verbracht. Nun wird ihm offensichtlich eine Falle nach der anderen gestellt: Auf der Türschwelle liegt ein von einem Spieß durchbohrtes Hühnchen, und einen Unfall, bei dem auf der Serpentinenstraße die Bremsen seines Autos versagen, kann Seeler nur überstehen, indem er den Wagen auf die Felsen lenkt.

Sollte ihm das gleiche Schicksal wie Maria widerfahren? Und warum wird Sarah, eine spontane Schicksalsgefährtin (Petra Michelle Nérette), gar so sehr von einem finsteren Geiselnehmer gequält? Das alles ist nur schwer erklärbar und löst sich zuletzt in einer längst erahnbaren Lösung des Rätsels auf. Offensichtlich kam es Fabrick hier nicht so sehr auf die Stringenz der Geschichte an, vielmehr wollte er das Immer-noch-Leiden seines Protagonisten zeigen. Matthias Koeberlin wird dazu in Großaufnahmen viel Raum gegeben, zumindest seine Mimik hält die Erwartung auf des Rätsels Lösung denn auch einigermaßen hoch. Doch aus dem Urlaubskrimi das nachvollziehbare Drama einer aufs Äußerste gequälten Seele zu machen, will und kann ihm angesichts des arg kunstgerecht zusammengezimmerten Plots nicht wirklich gelingen.

Hartwig Seeler – Im Labyrinth der Rache – Sa. 17.09. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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