Journalist verstorben

Fritz Pleitgen: Russlandkenner, "Presseclub"-Moderator und Intendant

16.09.2022, 12.33 Uhr
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Welche Promis aus Film und Fernsehen sind 2022 verstorben? Hier finden Sie einen Überblick.  Fotoquelle: picture alliance / Everett Collection | -

Er war der erste Journalist aus dem Westen, der Leonid Breschnew interviewte, moderierte über ein Jahrzehnt lang den "Presseclub" und liebte den Fußball: Der langjährige WDR-Intendant Fritz Pleitgen ist tot.

Der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen ist tot. Wie der Westdeutsche Rundfunk am Freitag mitteilte, starb der Journalist am Donnerstagabend in Köln. Er wurde 84 Jahre alt. Über die Todesursache wurde zunächst nicht bekannt, Pleitgen hatte im Jahr 2020 öffentlich gemacht, an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt zu sein.

In einer ersten Stellungnahme würdigte WDR-Intendant Tom Buhrow seinen Vorgänger als hoch angesehenen Rundfunkmanager, Korrespondenten und politischen Journalisten. Pleitgen, der den seit 1963 beim WDR als Journalist gearbeitet und von 1995 bis 2007 als Intendant geleitet hatte, habe den Sender entscheidend mitgeprägt, so Buhrow.

Er interviewte Breschnew

Das TV-Publikum kannte ihn vor allem als langjähriges Gesicht des sonntäglichen ARD-"Presseclub", den er von 1993 bis 2006 moderierte. Seine journalistische Fernsehkarriere begonnen hatte der am 21. März 1938 in Duisburg geborene Pleitgen 1963 in der Redaktion der "Tagesschau", er arbeitete aber bald schon als Auslandskorrespondent in Brüssel und Paris. Ab 1970 berichtete er für den Sender aus Moskau: Er bekam als erster westlicher Journalist ein Interview mit dem damaligen Präsidenten Leonid Breschnew, freundete sich aber auch mit dem Schriftsteller und Regimekritiker Lew Kopelew an.

Nach weiteren Stationen als ARD-Korrespondent in Ost-Berlin und Washington holte der damalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny Pleitgen 1988 nach Köln zurück – als Leiter des Programmbereichs "Politik und Zeitgeschehen". Nowottny war es auch, der Pleitgen als künftigen WDR-Intendanten etablierte. Gewählt wurde er im März 1995.

Pleitgen holte Harald Schmidt zur ARD und setzte sich als bekennender Fußballfan für die Bundesligarechte ein – ebenso für die Rechte der Fußball-WM 2006. Zu seinen Verdiensten zählt auch, dass der WDR in der neuen Hauptstadt Berlin – nach dem hauseigenen Bonner Studio – führend blieb.

Noch im Mai sprach er bei "Hart aber fair" über Putin

Über sein Leben berichtete Pleitgen zuletzt in einer Podcast-Reihe namens "Fritz Pleitgen – Sein Leben" und sprach dort auch über die Bauchspeicheldrüsenkrebs-Erkrankung, die er 2020 öffentlich gemacht hatte. Nach der Diagnose habe er gedacht: "Das war's", er habe gewusst, wie gering die Überlebenschancen sind", sagte er im Jahr darauf in einem Interview mit "Bunte".

Dass Pleitgen in seinen letzten Lebensmonaten den Krieg in der Ukraine mitverfolgen musste, dürfte für den Russlandkenner besonders schmerzlich gewesen sein. Für einen Beitrag der ARD-Talkshow "Hart aber fair" räumte er Anfang Mai ein, auch er habe sich vom russischen Präsidenten Putin in der persönlichen Begegnung täuschen lassen.

"Wir haben uns sehr kultiviert unterhalten, seine Höflichkeit und seine Bildung haben mich beeindruckt." Die Zeit, in der Putin Europa an der Nase herumführe, müsse nun jedoch vorbei sein, so Pleitgen im Mai. "Wir sollten klar unseren Standpunkt zum Ausdruck bringen, wie wir den obersten russischen politischen Führer sehen: Er ist ein Kriegsverbrecher, und das darf man auch nicht verschweigen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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