Komödie im Ersten

"Heribert": Sensibler Nerd im Haifischbecken der Tech-Unternehmer

17.01.2024, 09.51 Uhr
von Eric Leimann

In der Komödie "Heribert" geht es um einen schüchternen Entwickler, der versucht, im Haifischbecken der Tech-Unternehmer nicht unterzugehen und seine heimliche Liebe für sich zu gewinnen. Ob ihm eine strauchelnde Influencerin bei seinen Problemen helfen kann?

ARD
Heribert
Komödie • 17.01.2024 • 20:15 Uhr

Wer sich mit Regeln und Kultur der Influencer-Szene oder auch denen junger Tech-Unternehmer gar nicht auskennt, wird über die österreichisch-deutsche Komödie "Heribert" entweder verblüfft lachen oder das fürs Erste überraschend junge Programm nach wenigen Minuten genervt ausschalten. Um ehrlich zu sein – es gäbe Gründe für beides. Erzählt wird in schnellen Schnitten und junger Sprache von zunächst sehr unterschiedlichen Protagonisten.

Darum geht es in "Heribert"

Die deutsche Influencerin Luna O. (Caro Cult) hat gerade ein kleines Tief. Jetzt setzt sie große Hoffnungen auf einen Linz-Aufenthalt, wo sie in eine Influencer-WG einziehen soll. Ihre Agenturchefin Ernst (Julia Edtmeier) findet jedoch, dass Luna zu wenige Follower hat – und deshalb fliegt sie aus dem Projekt. Mittel- und orientierungslos wendet sich die technisch unbedarfte Ex-Supermodel-Castingshow-Teilnehmerin an den schüchternen Tech-Nerd Heribert (Benedikt Kalcher).

Der ist zwar unfassbar begabt, aber auch derart schüchtern, dass er bei Pitchs und Social Media-Aktivitäten eine katastrophale Figur abgibt. Es ist so schlimm, dass die Videos seines Scheiterns schon mal viral gehen. Kann Luna Heribert und seine Entwickler-Kumpels Grilli (Philipp Doboczky) und Han (Maximilian Lim) coachen, damit sie nicht nur gegen den fiesen Tech-Guru Rutger Stix (Rafael Gareisen) eine Chance haben, sondern dass Heribert es auch noch schafft, der süßen Programmiererin Franzi (Safira Robens) seine Liebe zu gestehen? Auch "Heris" Mutter (Muriel Baumeister) wünscht ihrem sensiblen Sohn nur das Beste. Aber kann der sensible Nerd im Haifischbecken der Tech-Unternehmer bestehen?

Etwas digitales Vorwissen ist bei der Komödie empfehlenswert

Schaut man sich diese ziemlich überdrehte Koproduktion zwischen ORF und SWR an, würde man denken: Hier sind ein paar junge Nachwuchsfilmer am Werk, die den Älteren überspitzt aus ihrer Welt erzählen. Tatsächlich ist das Filmemacher-Ehepaar Elisabeth (Buch) und Andreas Schmied (Buch und Regie) aber schon deutlich in den Vierzigern. Die junge Tech- und Influencersprache, auch die schnelle Art zu inszenieren und multimedial anmutende Second- und Third-Screen-Bilder zu produzieren, bekommt das Kreativ-Duo aber ziemlich gut hin. Menschen, die mit App-Entwicklung und Digital-Startup-Kultur wenig Berührung haben, dürften öfter mal begriffsstutzig vorm Endgerät sitzen. Zumal es die bisweilen in österreichischen Zungen vorgetragenen Social Media-Kanonaden auch in Sachen Derbheit in sich haben.

Dennoch erzählt "Heribert" letztendlich eine einfache Geschichte von Gut und Böse, von Erfolg und Misserfolg und der Kraft der Liebe. Themen, an die nicht nur junge Menschen anknüpfen können. Die Art und Weise des Vortrags dürfte jedoch ein älteres Publikum abschrecken. Wer die sehr schräge Horror- und Gruselkomödie "Mandy und die Mächte des Bösen" kennt, welche die Schmieds 2023 für den Streamingdienst Amazon Prime produzierten, weiß schon ein bisschen, was einen auch hier erwartet: Humor, der voll auf die Zwölf geht, bei gleichzeitig interessanten Themen, die hier bearbeitet werden.

Wahrhaftigkeit und Lüge in der Kommunikationshölle der Social Media-Welt

"Heribert" ist wie "Mandy" ein Stück weit fiktionales Trash-TV: Man schaut krude ausgearbeiteten Figuren beim Slapstick und dem Ausleben von Pennälerwitzen zu. Und doch hat das Ganze auch eine tiefere Bedeutung. Es geht um Wahrhaftigkeit und Lüge in der Kommunikationshölle der Social Media-Welt. Und natürlich auch ums Enttarnen der "Lockerheit" junger Tech-Gurus als Fratze eines teuflischen Turbo-Kapitalismus. Und das klingt dann doch fast schon sozialkritisch und ARD-like.

Heribert – Mi. 17.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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