Kritik zum ARD-Film

"Karla, Rosalie und das Loch in der Wand": Wohin mit der Kohle?

von Elisa Eberle

Ingenieurin Rosalie (Jutta Speidel) wird nach einem Schwächeanfall zurück nach Deutschland geschickt. Kurzerhand sucht die Weltenbummlerin Unterschlupf bei ihrer Schwester.

ARD
Karla, Rosalie und das Loch in der Wand
Spielfilm • 14.01.2022 • 20:15 Uhr

Wenn Not an der Frau war, war auf Rosalie (Jutta Speidel) immer Verlass: Als Ingenieurin besuchte sie selbst im fortgeschrittenen Alter die entlegeneren Orte, um sie mit Strom aus Solarzellen zu versorgen. Bislang jedenfalls, denn nach einem Schwächeanfall in Kenia schickt sie ihr Chef kurzerhand zur Erholung zurück nach Deutschland. Der quirligen Frau passt das natürlich überhaupt nicht: "Ich bin nicht alt, höchstens reif", pflegt sie zu sagen. Dennoch steht sie kurz darauf mit Sack und Pack im Garten ihrer Schwester Margret (Ruth Reinecke), und der Freitagsfilm "Karla, Rosalie und das Loch in der Wand" im Ersten nimmt seinen Lauf.

Margret ist alles andere als begeistert: Der Container mit Rosalies Sachen hat nicht nur ihre geliebten Rosen zerdrückt, sondern die weltenbummelnde Schwester erwartet nun auch noch, auf unbestimmte Zeit Unterschlupf zu bekommen! Dabei reicht Margrets Rente gerade mal für das Nötigste. Spießig wie Margret ist, stellt sie Rosalie eine Bedingung: Wenn sie schon bei ihr wohnen will, so soll sie sich gefälligst an den Haushaltskosten beteiligen. Wie sie das anstellt, ist ihr egal. Doch Rosalie ist schlau: Als sie mitbekommt, wie ihre Nachbarin Karla (Paula Hartmann) ihren Nachhilfelehrer vergrault, wittert sie ihre Chance: Wäre doch gelacht, wenn sie dem Mädchen nicht ein bisschen bei ihren Abi-Vorbereitungen helfen könnte!

Doch die hochbegabte Karla braucht eigentlich gar keine schulische Hilfe, sondern vielmehr einen "Babysitter", wie sie es nennt: Seit einem Unfall sitzt die 18-Jährige im Rollstuhl und igelt sich immer mehr ein. Kann Rosalie ihr helfen und gleichzeitig den alleinerziehenden Vater Harald (Aurel Manthei) beruhigen? Die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen der lebenslustigen Rosalie und der grundmisstrauischen Karla ist das Hauptmotiv, um welches der Spielfilm von Hanno Olderdissen (Regie) und Nadine Gottmann (Buch) kreist. Damit er nicht zu gewöhnlich wird, hat Gottmann ihm zudem eine besondere Würze verpasst: Gleich in der ersten Nacht in Margrets Wohnung entdeckt Rosalie zufällig einen ganzen Haufen Geld in der Wand zwischen ihrem Zimmer und der benachbarten Wohnung, das scheinbar keiner vermisst. Wie wird sie es verwenden?

"Karla, Rosalie und das Loch in der Wand" ist ein warmherziger Film, der ganz nebenbei gesellschaftlich relevante Themen wie Altersarmut oder Ausgrenzung aufzeigt, ohne sie zu dramatisieren. Für Hauptdarstellerin Jutta Speidel stehen jedoch auch die Einsamkeit der Figuren sowie die Bedeutung der selbstgewählten Familie im Zentrum: "Das Schöne an dem Film ist, dass sie die Chance nutzen, zueinander zu finden und eine Art von Familie zu bilden, die heutzutage ganz oft gesucht wird und manchmal vielleicht sogar wichtiger ist als die Blutverwandtschaft." Für sie selbst, betont die Mutter zweier erwachsener Töchter, habe Familie ohnehin den höchsten Stellenwert überhaupt.

Die 20-jährige Schauspielerin Paula Hartmann ("Der Nanny") wiederum schöpft aus der Figur der Rosalie Inspiration für die Zukunft: "Ich wünsche mir für meine eigenen Altersjahre eine ähnliche Neugier und Offenheit, wie Rosalie sie hat. Ich hoffe, dass ich mit 80 immer noch einen starken Wissensdurst habe und auf Menschen zugehen und ihnen zuhören möchte. Ich würde mir auch wünschen, dass ich nie ganz festfahren werde. Allerdings würde ich mir auch eine gewisse Gelassenheit und Zufriedenheit im Alter wünschen, da ich persönlich Rosalie manchmal als nahezu rastlos wahrgenommen habe."

Karla, Rosalie und das Loch in der Wand – Fr. 14.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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