Serie im ZDF

"McDonald & Dodds": kleine Stiche in alle Richtungen

27.03.2022, 10.53 Uhr
von Wilfried Geldner

Dritter Fall der humorvollen Brit-Serie. Dem großen Serienbruder "Inspector Barnaby" (130 Folgen, 22 Staffeln) kann "McDonald & Dodds" nicht das Wasser nicht reichen – aber wer es unterhaltsam mag und ein wenig altmodisch, wird gut bedient.

ZDF
McDonald & Dodds: Der Mann, der nicht da war
Krimiserie • 27.03.2022 • 22:15 Uhr

Nahe dem schönen Badeort Bath in Somerset notlandet ein Heißluftballon. Vier Freunde konnten sich retten, doch ein fünfter fehlt zunächst. Wo ist der Mann? Abgestürzt oder freiwillig über Bord gegangen, wurde er gestoßen oder betrieb er Suizid? Für Chief Inspector Lauren McDonald (Tala Gouveia) und Sergeant Dodds (Jason Watkins) heißt es, nach allen Seiten zu ermitteln. Wie gut, dass ihnen dabei ein Flug-Experte zur Seite steht. 

Dabei ist der Krimiplot nichts weiter als vor allem ein Anlass für das ungleiche Polizistenpaar, sich im Screwball-Stil die Bälle zuzuwerfen. Bei politischer Correctness – die Frau ist hier Chef, dunklehäutig und taff – werden einander die Bonmots zugespielt wie beim Five-o'-clock-Tea in alten Zeiten, spitzzüngig und mit ausgestrecktem kleinen Teetassenfinger gewissermaßen. Er ist graumäusig und bebrillt. Sie, um 20 Jahre jünger, gibt die Kommandos und mahnt immer mal wieder erhobenen Hauptes zur Pflicht.

Durch die Synchronisation geht viel verloren

Im aktuellen Fall "Der Mann, der nicht da war" heißt das, sich gefälligst auf die "Logistik der Sabotage" zu konzentrieren. Ein Mann vom Fach, Flugunfall-Inspekteur seines Zeichens, hilft dabei. Bald erkennt der, dass ein Karabinerhaken brach und dass in den Gasbehältern des Ballons die Leere gähnte, obwohl die Anzeige auf vollem Inhalt stand. Der Mann hat, ganz wie sein Vater im Weltkrieg, bei der Royal Air Force im ersten Golfkrieg gedient und sich bei Angriffen auf Munitionslager und Öldepartements nach eigener Auskunft vielfache Meriten erworben. Vom Kampfflieger zur Touristen-Airline ("dreimal wöchentlich Alicante!") sei er danach notgedrungen abgesunken und froh, nun wenigstens halbtags Flugunfall-Experte zu sein.

Wenn die vier überlebenden Upper-Class-Ausflügler nach 30 Jahren noch immer von ihren Glanztaten zu Zeiten der Popkultur in den 80ern schwärmen, rastet der Flugexperte schon mal aus. Die damals aufgestiegenen "Fabulous Four" – Musikmacher, Kulturkritiker, Pressetante – hat er ganz schön auf dem Kieker. Was haben sie mit dem fünften Mann wohl gemacht?

Es sind die satirischen Seiten, die kleinen Stiche in alle Richtungen, die den eher bescheidenen Reiz dieser späten Krimiserie ausmachen. Der Fall selbst wirkt nicht wenig überkonstruiert – kein Wunder bei so viel Flugexpertise, wie sie hier ausgebreitet wird. Nicht zuletzt dürfte aber auch die recht lieblose Synchronisation viel vom Esprit des Autors Robert Murphy gekostet haben. Das ZDF hat wohl nicht zuletzt deshalb für eine Originalfassung beim digitalen Empfang und in der Mediathek gesorgt.

(Nächste Folgen am 03, und 10. April, jeweils 22.15 Uhr.)

McDonald & Dodds: Der Mann, der nicht da war – So. 27.03. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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