Porträt aus dem Jahr 2020

Michail Gorbatschow gestorben: ARTE ändert Programm und zeigt Doku

31.08.2022, 13.05 Uhr
Michail Sergejewitsch Gorbatschow war der Architekt von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung).
Michail Sergejewitsch Gorbatschow war der Architekt von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung).  Fotoquelle: © Vertov / ARTE G.E.I.E.

ARTE hat auf den Tod von Michail Gorbatschow reagiert und sein Programm am Mittwoch kurzfristig geändert. Zur Primetime strahlt der Sender den Dokumentarfilm "Gorbatschow. Paradies" des russischen Regisseurs Vitaly Mansky aus.

Michail Gorbatschow, der letzte Staatschef der Sowjetunion, war am Dienstag im Alter von 91 Jahren verstorben. Während Gorbatschow im Westen, vor allem in Deutschland, wegen seines Einflusses auf die Wiedervereinigung und die Beendigung des Kalten Krieges geschätzt wird, sahen ihn viele Menschen in seiner russischen Heimat deutlich kritischer. Der russische Regisseur Vitaly Mansky realisierte ein intensives Porträt des Staatsmannes, der die Begriffe Glasnost und Perestroika – Offenheit und Umgestaltung – prägte. Mit seinem Rücktritt 1991 endete auch die Sowjetunion.

Gorbatschow lebte seit dem Tod seiner geliebten Ehefrau Raissa am 20. September 1999 alleine. In einer Moskauer Vorstadt wurde ihm vom russischen Staat ein Haus mit Haushälterin, Köchin, Assistenten und Chauffeur zur Verfügung gestellt. Mit seinem Film, der 2020 gedreht wurde, wolle er zeigen, dass "hinter der kühlen, steinernen Maske der Mensch zum Vorschein kommt, der aus freien Stücken beschlossen hat, die Welt zu einem besseren Ort zu machen", schrieb Mansky in seinem Director's Statement: "Mit dieser Motivation haben wir uns dem langwierigen Prozess gestellt, diesen weltmüden 90-Jährigen dazu zu bewegen, uns an seiner Welt teilhaben zu lassen - bestimmt von Einsamkeit, Enttäuschung und Freude über die Freiheit."

In einem Interview mit Geoffrey Macnab von "Screen Daily" erklärte Vitaly Mansky zudem, dass es Gorbatschow während der Dreharbeiten "nie peinlich war, im Film er selbst zu bleiben. Er hat nie versucht, seinen körperlichen Zustand zu vertuschen, obwohl seine Assistentinnen des Öfteren versucht haben zu verhindern, dass ihn der Film so gebrechlich zeigt, wie er ist. Das ist eine seltene Tugend für Menschen von solchem Format, die normalerweise darauf bedacht sind, immer ihre Fassade zu wahren." Kamerafrau Alexandra Ivanova zeichnet für die intensiven Bilder verantwortlich.

Der Film ist bereits in der ARD-Mediathek abrufbar. Im linearen TV wird er am Mittwoch, 31. August, um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Der vorgesehene Spielfilm "Die Nonne" wird zu einem späteren Zeitpunkt gezeigt. Das Angebot in der ARTE-Mediathek soll zeitnah um weitere Inhalte rund um Michail Gorbatschow ergänzt werden.


Quelle: areh

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