Film im Ersten

"Monsieur Claude 2": Wie lustig ist Alltags-Rassismus?

von Andreas Fischer

Integrationsprobleme präsentiert mit derbem Humor: "Monsieur Claude 2" macht da weiter, wo der erste Teil aufgehört hat. Die Zuschauer lachen offenbar gerne über ihre eigenen Vorurteile.

ARD
"Monsieur Claude 2"
Komödie • 12.07.2021 • 20:15 Uhr

Nur widerwillig hat Claude Verneuil 2014 seine vier Töchter zum Altar geführt: Seiner Meinung nach hatten sie sich die falschen Ehemänner ausgesucht. Bei Familienfesten saßen auf einmal Juden, Muslime, Asiaten und Schwarzafrikaner am Tisch. Das war zu viel für den gut betuchten Notar aus der französischen Provinz, unterhielt aber das Kinopublikum vortrefflich: "Monsieur Claude und seine Töchter" war in Frankreich der erfolgreichste Film des Jahres und auch in Deutschland ein Kassenknüller. Nun holt das Erste die 2019 erschienene Fortsetzung der Multikulti-Komödie zum ersten Mal ins Free-TV, die sich einmal mehr an Stereotypen und Klischees abarbeitet.

Fünf Jahre nach den vier Hochzeiten fällt es Claude (Christian Clavier) weiterhin schwer, die Balance zu finden zwischen seinem Traditionalismus und dem Liberalismus, den ihm seine Töchter mit der Heirat von Franzosen mit nichtfranzösischen Wurzeln aufgezwungen haben. Immerhin ist er mit seiner Frau Marie (Chantal Lauby) schon mal zu einer Weltreise aufgebrochen, um die Heimatländer seiner Schwiegersöhne zu besuchen. Aha-Erlebnisse haben die beiden dabei nicht gesammelt, wie sie der Großfamilie in ihrem sarkastischen Reisebericht mitteilen.

Jetzt sind Claude und Marie wieder da und erfreuen sich am Duft der Kuhfladen in ihrer Heimat. Zu Hause riecht es doch am besten, da lassen sich auch die Schwiegersöhne ertragen. Alles könnte so schön sein. Doch nun wollen ebendiese Schwiegersöhne das Land verlassen. Frankreich ist zu konservativ, sie werden hier nicht heimisch. Monsieur Claude erwartet ein Pensionärsdasein in Einsamkeit. Die Frauen sagen "okay" zum geplanten Exodus, wie sie eigentlich immer alles "okay" finden, was ihre Gatten vorhaben. Die Männer sagen, wo's lang geht, die Frauen folgen artig. Sein Macho-Problem trägt der Film offen zur Schau und versucht nicht einmal, es zu kaschieren. Das ist einfach so, und das ist ziemlich schlimm und wird nicht einmal ironisch gebrochen.

Schenkelklopfer statt Satire

Die Gags in diesem durchaus temporeichen Film konzentrieren sich wie im ersten Teil der Komödie auf den alltäglichen Rassismus. Ressentiments werden eifrig gepflegt und mit brachialem Humor ins Lächerliche gezogen. Einerseits ist das eine durchaus legitime Vorgehensweise, um bittere Wahrheiten etwas bekömmlicher zu machen. Allerdings funktioniert so etwas nur, wenn das eine oder andere Krümelchen im Halse stecken bleibt: Für einen Erkenntnisgewinn müsste sich das Publikum verschlucken, sozusagen im Lachanfall kurz innehalten, anstatt einfach immer weiter auf die Schenkel zu klopfen.

Diese Möglichkeit bietet "Monsieur Claude 2" nicht. Regisseur Philippe de Chauveron spult einfach seine Schenkelklopfer ab und schickt die Protagonisten durch eine Tortur de France. Alles, was (nicht nur) in Frankreich schief läuft im Zusammenleben verschiedener Kulturen, wird einfach ins Lächerliche gezogen. Das Rezept hatte sich 2014 in "Monsieur Claude und seine Töchter" als tauglich für den Geschmack der Massen erwiesen: Elf Millionen Kinozuschauer in Frankreich und vier Millionen in Deutschland wollten über ihre eigenen Vorurteile lachen. Das wird ja wohl erlaubt sein.

Schon im Oktober dieses Jahres darf Monsieur Claude erneut unter Beweis stellen, fremden Kulturen zumindest halbwegs offen gegenüber zu stehen: Der dritte Teil der Reihe soll bereits im Oktober in den französischen Kinos erscheinen. Für Regie und Drehbuch ist abermals Philippe de Chauveron verantwortlich.

"Monsieur Claude 2" – Mo. 12.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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