Beziehungskrisen – Wie Corona spaltet: Wenn Papa Verschwörungstheorien verbreitet
An unterschiedlichen Ansichten zur Corona-Pandemien zerbrechen sogar Familien und Freundschaften. Eine ARD-Dokumentation beleuchtet das Phänomen.
Vieles, was vor der Pandemie unter der Oberfläche brodelte, tritt nun offen zutage. Das zeigt sich nicht nur in Politik und Ökonomie, sondern auch im Privaten. Plötzlich tritt der Opa als Virusleugner auf, raunt der Partner etwas von Coronadiktatur oder verbreitet die beste Freundin Verschwörungstheorien zu Bill Gates und dessen angeblichen Plan, allen per Impfung einen Kontrollchip zu verabreichen. Oft jedoch reicht es dieser Tage schon, wenn die Ansichten zu Coronamaßnahmen, Masken und Impfung nur ein wenig auseinandergehen, dass Menschen sich voneinander distanzieren. Die Meinung zum Virus teilt die Gesellschaft in Lager, entzweit Familien und Partner, lässt Freundschaften im Streit auseinandergehen. In der Doku-Reihe "Echtes Leben" widmet sich nun der Film "Beziehungskrisen – Wie Corona spaltet" diesem Phänomen.
Die Autoren Peter Podjavorsek und Adama Ulrich gehen in ihrem Film im Kleinen jenen Fragen nach, die unsere Gesellschaft seit Monaten beschäftigen: Warum scheitert die zivilisierte Auseinandersetzung über die aktuelle Lage so oft? Warum gelingt der Austausch von Argumenten nicht mehr? Woher kommt die verbale Radikalität im Konflikt? Um Antworten zu finden, begibt sich die MDR-Produktion dorthin, wo sich die Geister zuerst scheiden: in die Familien, die aufgrund verschiedener Meinungen zur Pandemie miteinander streiten.
So besucht das Filmteam einen Mann, dessen Vater schon seit Jahren Verschwörungstheorien verbreitet – auch in der Familie. Dem Sohn gelingt es, auszubrechen. Im Interview erklärt er, wie es sich anfühlt, wenn der alte Herr obskuren Mythen anhängt. Während er seinen Vater heute zumindest gelegentlich trifft, musste Andrea S. den Kontakt zu ihrer Mutter vollständig abbrechen. Gespräche, so berichtet sie, seien ab einem bestimmten Zeitpunkt gar nicht mehr möglich gewesen. Doch der Film interviewt auch jene, die – etwa als Anhänger der sogenannten "Querdenken"-Bewegung – die Coronapolitik ablehnen und deshalb ebenso mit ihrer Verwandtschaft im Clinch liegen.
Es sind Beispiele, wie sie in der gesamten Republik derzeit zu Tausenden zu finden sind. Aus diesem Grund fragen die Autoren nicht nur, was die Spaltung mit den einzelnen Betroffenen macht, sondern auch, wie eine Gesellschaft darauf reagieren kann. Wie kommt man wieder ins Gespräch miteinander? Oder sind Vermittlungsversuche bei gegensätzlichen Überzeugungen ohnehin fruchtlos? Die Autoren und die meisten ihrer Protagonisten jedenfalls sind der Ansicht, dass das Miteinanderreden für unsere Demokratie essenziell ist.
Echtes Leben: Beziehungskrisen – Wie Corona spaltet – Mo. 12.07. – ARD: 23.40 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH