ARD-Krimireihe

"Nord bei Nordwest – Wilde Hunde": Ein ganzes Dorf unter Mordverdacht

von Hans Czerny

Ein Schwanitzer, der so ziemlich alles und jeden in dem Dorf angezeigt hat, wird ermordet. Als Mörder kommen fast alle Bewohner des fiktiven Örtchens in Frage. Außerdem werden in der neuen Folge Hunde als Drogenkuriere benutzt.

ARD
Nord bei Nordwest – Wilde Hunde
Krimi • 20.01.2022 • 20:25 Uhr

Das sorgte für positive Fassungslosigkeit bei der ARD: Zehn Millionen Zuschauer hat die "Nord bei Nordwest"-Folge "Im Namen des Vaters" im Januar des vergangenen Jahres eingefahren. Der Heimatkrimi kommt bei den Zuschauern gut an, es ist schließlich für reichlich Humor gesorgt. Wer sich aber unbedingt als Spurensucher betätigen will, der kann auch das – auf reichlich Umwegen – haben. Im neuen Film geht eine Art Ortshausmeister um, der so ziemlich alles und jeden anzeigt, der in Schwanitz lebt. Als der Mann im Hausflur hängt, kommt als Mörder jeder der 3104 Schwanitzer in Frage – Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann), Tierarzt und Kommissar in Personalunion, hat sie gezählt. "Wilde Hunde" ist die letzte von drei aufeinanderfolgenden Ausgaben des Ostseekrimis im Ersten betitelt.

Ganz so beständig, wie es die Serienouvertüre mit Ziehharmonika und Ostsee-Sonnenuntergang suggeriert, ist also die Idylle nicht. Alsbald muss Jule (Marleen Lohse), die inzwischen zur Ärztin gereifte Assistentin Haukes, denn auch einer Hündin namens Lisa mehrere Rasierklingen aus dem Magen operieren – wer hat sowas getan? Der Kriminaltechniker, der auch in Schwanitz immer zur Stelle ist, findet außerdem auch bald heraus, dass das menschliche Opfer bereits vor dem Erhängen ermordet wurde, zudem werden bei ihm Medikamentenspuren gefunden.

Viele lustige Momente

Während sich die Fahndung nach dem Täter schwierig gestaltet – auch das ist in der Reihe Programm – macht der Film lange Zeit sehr viel Spaß. Jedenfalls haben die Schauspieler – Hinnerk Schönemann, Marleen Lohse und Jana Klinge – nicht zu viel versprochen, als sie im Vorfeld Appetit weckten auf eine Szene, in der es um den beruflich notwendigen Verzehr von Haschischkeksen geht. Wie sie allmählich lustiger und dann schläfrig werden, wie sich Jule dem Schwanitzer Türken Özkan in die Arme werfen will und später voll verliebt mit Hauke telefoniert "Gibt es Nilpferde am Amazonas? Dann müssten sie ja Amazonaspferde heißen!"), das ist schon großer Komödiensport, den die Regisseurin Christiane Balthasar da inszeniert. Auch die unvermeidlichen Bestatter Töteberg und Frau Bleckmann (Stephan A. Tölle, Regine Hentschel) bringen sich passgenau in die Szene ein.

Bei den Haschkeksen, die Hauke und Hannah von einem Jugendlichen im Wettlauf erbeuten, bleibt es freilich nicht. Wie der Osterhase die Eier, legt Holger Karsten Schmidt, Autor und auch Erfinder der Reihe, die Fallspuren aus. Es gibt einen Drogenhändler, der sich eine ganze Meute von Hunden und zwei eher brave Drogenkuriere hält. Und es gibt Denunzianten, die eben dies der Polizei vermelden. Vor allem aber dient der neuartige Drogenmix auch medizinischen Zwecken: Das Medikament ist in Polen erlaubt, in Deutschland noch nicht. Auch bei Toten werde hierzulande eben noch über die Langzeitfolgen nachgeforscht, heißt es im Pandemie-inspirierten Dialog.

Ob es zweckmäßig war, eine Folge der Kriminalkomödie nach der anderen im Wochenrhythmus zu senden, sei dahingestellt. In so kurzer Abfolge droht leicht Übersättigung, so wunderbar sich auch die Akteure verstehen mögen, so sehr der Funke des Spiels auch beim Zuschauen überspringt. Doch wahrscheinlich winken – entgegen allen Unkenrufen und trotz der Bereitstellung in der Mediathek – wieder neue Quotenrekorde. Zumal für Nachschub bereits gesorgt ist: "Nord bei Nordwest – Auf der Flucht" ist abgedreht. Hier stand Hauptdarsteller Hinnerk Schönemann erstmals auch als Regisseur hinter der Kamera.

Nord bei Nordwest – Wilde Hunde – Do. 20.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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