Seit 1999 spurlos verschwunden

Doku "Wo ist Hilal?" begleitet die Suche nach dem Kind

21.10.2022, 08.10 Uhr
von Aylin Rauh

Der Fall um Hilal Ercan gehört bis heute zu den mysteriösesten Kriminalfällen in Deutschland. Die damals Zehnjährigen verschwand 1999 spurlos in Hamburg. Die Familie hat die Suche nach dem Mädchen bis heute nicht aufgegeben. In der dreiteiligen Doku-Reihe "Wo ist Hilal?" begleiten die Filmemacher Lucas Stratmann und Willem Konrad, Angehörige von Hilal bei ihrem Kampf um Wahrheit und neue Beweise. 

ARD
"Wo ist Hilal?"
Dokumentation • 21.10.2022 • 21:45 Uhr

Am 27. Januar 1999 verschwand das damals zehnjährige Mädchen spurlos in Hamburg. Zuletzt wurde sie tagsüber vor einem Supermarkt gesehen, weil sie sich Süßigkeiten für ihr Halbjahreszeugnis kaufen wollte. Schlagartig veränderte sich das Leben der Familie Ercan, nichts ist mehr so, wie es war. Der Fall ist bis heute ungeklärt, die polizeilichen Ermittlungen wurden vor langer Zeit eingestellt. Niemand weiß, welches tragische Schicksal das junge Mädchen ereilte – doch die Beteiligten geben die Hoffnung nicht auf: In der neuen dreiteiligen ARD-Doku-Reihe "Wo ist Hilal?" werden sie bei ihrer Suche nach Hinweisen begleitet. Die Episoden sind bereits in der ARD-Mediathek abrufbar.

"Hilal darf nicht vergessen werden"

Die Filmemacher Lucas Stratmann und Willen Konrad folgten der Gruppe um Hilals großen Bruder Abbas Ercan auf Schritt und Tritt, ganze 18 Monate. "Hilal darf nicht vergessen werden", erklärt Abbas, dem das Thema bis heute schwer zu schaffen macht. Der Tag, an dem das Mädchen verschwand, "ist ein schwarzer Tag" für die gesamte Familie. Jedes Jahr treffen sich Angehörige und Freunde vor dem Einkaufszentrum, zünden Kerzen an und legen Blumen ab. "An dem Tag muss man einfach hier sein", erläutert Jasmin Hauck, eine enge Vertraute der Familie. Es mache "deutlich, dass Hilal kein Geist, sondern real ist." Siewar damals neun Jahre alt, als das Mädchen verschwand: "Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Hilal zu finden."

Mithilfe von Freunden und weiteren Familienmitgliedern ermitteln Abbas und Jasmin auf eigene Faust, in der Hoffnung nach 23 Jahren Hilal zu finden und den mutmaßlichen Täter zu überführen. "Ich glaube nicht, dass die Polizei den Fall lösen wird – und lösen will", glaubt Abbas, "die haben das abgehakt. Wenn man das nicht ehrenamtlich macht, macht das einfach keiner. Mir tut das so unendlich leid", erklärt Jasmin Hauck unter Tränen.

Viele Beteiligte kommen zu Wort

Bei ihrer Suche werden sie von einem Kamerateam begleitet und gewähren Eindrücke von Ermittlungen und Gesprächen mit Zeugen, die sich noch nicht zu dem Verbrechen geäußert haben. Neue Informationen und Beweise, die bisher von der Öffentlichkeit verborgen wurden, kommen ans Tageslicht. Das Ziel? "Fündig werden und für Hilal endlich ein Grab finden." Auch Nachbarn und Polizeireporter kommen zu Wort und sprechen über den Fall.

Im Jahr, als Hilal verschwand, ermittelte die Polizei wochenlang, doch die Suche blieb erfolglos. Laut "23 Zeugenaussagen" und "mehreren Medienberichten" soll ein rot-blonder Mann etwas mit dem Verschwinden des türkischen Mädchens zu tun haben. "Insbesondere gibt es einen Zeugen, einen Busfahrer. Der hat eben beobachtet, wie ein Mädchen von einem Mann rausgeführt und weggezerrt wurde", erklärt Philipp Hammerich, Rechtsanwalt der Familie Ercan.

Familie gerät unter Verdacht

Die Polizei stellte indes eine andere Theorie auf: Es könne sich nur um ein Familiendrama handeln, mit der Zeit standen einzelne Familienmitglieder als Hauptverdächtige im Fokus. Doch die Jahre verstreichen und die Ermittlungen werden eingestellt. Hilal wird in Hamburg zum "Cold Case", ein Begriff für polizeiliche Ermittlungen in einem bisher ungeklärten Kriminalfall.

2018 wurde der Fall von einer Sondereinheit des Hamburger LKA neu aufgerollt, die Suche wurde allerdings schnell von einem Skandal ausgebremst: Steven Baack, dem Chef der Cold-Case-Unit, wurde die Anwendung gesetzwidriger Ermittlungsmethoden vorgeworfen – und er musste die Einheit verlassen. Seitdem versucht Familie Ercan, ohne polizeiliche Hilfe nach Hilal zu suchen und den Fall selbst aufzuklären. "Wir haben sie sehr lange machen lassen und wenn man eigentlich in den Akten lesen kann, dass da nicht mehr wirklich viel passiert, verliert man die Hoffnung in die Polizei", findet Jasmin Hauck, die sogar September 2021 einen Verein gründete, um die Familie finanziell bei der Suchaktion zu unterstützen.

"Wo ist Hilal?" – Fr. 21.10. – ARD: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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