ARD-Reihe

"Der Usedom-Krimi": Tod eines Musterschülers

20.10.2022, 08.16 Uhr
von Wilfried Geldner

Plötzlich fliegt ein Schüler von einer Steilklippe und ist tot. Der Junge galt als Musterschüler und wurde häufig gemobbt. Hat das etwas mit seiner Ermordung zu tun? Im zweiten von drei neuen "Usedom-Krimis" geht es ins Schul-Umfeld. Wer hat den 17-Jährigen ermordet und was hat sein Lehrer mit der ganzen Sache zu tun?

ARD
Schneewittchen – Der Usedom-Krimi
Krimi • 20.10.2022 • 20:15 Uhr

Für Mordgeschichten, die sich im Schulmilieu zwischen Lehrern und Schülern abspielen, bliebe nach Filmen wie dem "Tatort: Reifezeugnis" mit Nastassja Kinski(1977) oder "Tod einer Schülerin" (2010) wenig Platz für Neues. Es sei denn, die Geschichte würde atmosphärisch auf den neuesten Stand der Dinge gebracht. Doch "Schneewittchen" (2022) bleibt recht an der Oberfläche.

"Schneewittchen" – so lautet der Titel des zweiten von insgesamt drei neuen "Usedom-Krimis", die das Erste Woche für Woche am Donnerstagabend zeigt. Jener Titel verweist auf eine tragische Mutter-Tochter-Konkurrenz. Über allem "thront" gewissermaßen Katrin Sass als Ex-Staatsanwältin Karin Lossow und einstige Mörderin ihres Ehemanns. Auf der Handelsschule, in deren Umfeld sich der Mordfall zuträgt, darf sie einen zweiwöchigen Unterricht in Rechtskunde geben und widersteht dabei selbstredend mobbenden Schülern, indem sie auf ihr eigenes Schicksal samt Verurteilung und wiedererlangter Bürgerrechte verweist.

Es ist die Schulsekretärin Annett Ludwig (Christina Große), die unter eine Klippe am Meer den 17-jährigen Schüler Theo Jacobsen (Lasse Stadelmann) tot auffindet. Er galt als unauffälliger Außenseiter. Karin Lossow kannte das Opfer, sie hatte zufällig einen Mobbing-Angriff auf ihn beobachtet. War es Mord oder doch Suizid?

Geschichte nimmt spät Fahrt auf

Zu Hause ist Karin Lossow in die Familie ihres Polizisten-Neffen eingebunden. Dessen Gattin schwankt auf der Borderline zwischen Lebensmüdigkeit und einer verlockenden Karriere als Usedomer Staatsanwältin. Dazu muss man wissen, dass der stets belebende Anwalt Dr. Brunner (Max Hopp) Land und Serie verlassen will, um sich internationalen Aufgaben zu widmen. Fort ist, das nur nebenbei, ja auch schon Rikke Lylloff als Kommissarin Ellen Norgaard – ab nach Dänemark, nach einem Liebesabenteuer im Dienst. Schade – auch wenn beide Schauspieler im Nachhinein auf die Krimireihe mit Inbrunst schwören.

Das "horizontale" Erzählen mit seinen Rückgriffen auf frühere Ereignisse nimmt viel Spannung aus dem Film, der den Krimi mit der Familienserie zu kreuzen versucht. Schon früh wiederholt sich manches. Erst mit dem Verdacht, der auf einen schon mal ins Visier der Schulbehörde geratenen Lehrer gelenkt wird, bekommt die Geschichte Drive.

Mehr Raum für Romantik, mehr Atem, hätte man sich auch in der Geschichte selbst gewünscht, die jedoch unter dem Ballast von zu viel steifer Theatralik zwischen dem Titel-Schneewittchen (Harriet Herbig Matten) und dessen Mutter (Christina Große), der Schulsekretärin, abläuft. Zu selten wird das Versprechen des Regisseurs Matthias Tiefenbacher selbst eingelöst. Er erkannte nämlich: "Die Natur soll nicht einfach nur Dekoration oder Kulisse sein, sondern ein wirklicher Schauplatz, im besten Falle eigentlich ein Akteur." Die Einsamkeit der Insel Usedom bei den Dreharbeiten Anfang 2022 empfand Tiefenbacher denn auch "als großes Geschenk".

Am Donnerstag, 27.10., 20.15 Uhr, wird die Reihe fortgesetzt. Titel: "Am Ende einer Reise".

Schneewittchen – Der Usedom-Krimi – Do. 20.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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