Rollen-Wechselspiele mit Margarita Broich
In "Meine Mutter gibt es doppelt" wächst Margarita Broich über sich hinaus. prisma sprach mit ihr über Doppelrollen, Herausforderungen und Jungbrunnen.
Frau Broich, wie herausfordernd war die erste Doppelrolle in Ihrer Karriere?
Herausfordernd ja, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Man spielt sich sozusagen selbst an die Wand. An jedem Drehtag musste ich erst die eine und dann die andere der beiden Schwestern spielen. Durch das Schminken und das Kostüm war der Rollenwechsel etwas leichter, aber egal ob ich Claudia oder Heidi am Vormittag gespielt hatte, die Rolle am Nachmittag fiel mir immer schwerer. Die Figur, die als erste am Set war, war mein Favorit. Eigentlich merkwürdig.
Woran machen Sie den Erfolg von "Meine Mutter" fest? Ist das Thema "starke Frau" entscheidend?
Ja, aber es sind starke Frauen mit kleinen bis großen Schwächen. Vielleicht freuen sich die Zuschauer, zwei ziemlich patenten Frauen zuzuschauen, die denselben Schlamassel mit sich selber und ihrem Leben haben wie jeder Zuschauer auch.
Wie sehr mussten Sie sich selbst in die Rolle hineinfinden, und an welchem Punkt sind Sie diesbezüglich mittlerweile?
Die Rolle der Heidi ist mir schon irgendwie auf den Leib geschrieben. Das Hineinfinden war somit einfach. Auch meine eigenen Kinder kennen durchaus eine gewisse Übergriffigkeit von mir und fanden meine Liebesanfälle manchmal bedrohlich (lacht). Außerdem macht es mir Spaß, etwas, ich sage mal, "barocker" zu spielen. Heidi ist zwar zart, aber sehr direkt und liebt die große Geste.
Die Pensionswirtin gibt im Laufe der Filmreihe sehr viel mehr von sich preis als die Tatort-Kommissarin. Was mögen Sie als Schauspielerin lieber?
Als Schauspielerin ist es reizvoll, alle Facetten einer Persönlichkeit zu spielen. In unseren Tatortdrehbüchern ist ein solcher Freiraum für meine Figur weniger gegeben. Ich würde die Kommissarin Janneke gerne beim Backen, beim Schmusen oder mit ihrem Enkel erleben. Da würde man sicher andere Seiten an ihr entdecken. Aber in Frankfurt geht der Dienst eben vor.
Vergangenes Jahr haben Sie mal gesagt, die Schauspielerei hält jung. Wie war das gemeint?
Ich glaube, dass die Neugierde auf die Welt, auf andere Menschen, auf andere Leben Voraussetzung für die Schauspielerei ist, und dass diese Neugierde jung hält. Man muss sich in fremde Situationen begeben, man lernt andere Lebensvorstellungen kennen, man muss Staunen können. Außerdem sitzt man als Schauspielerin selten am Schreibtisch – außer bei der Steuererklärung. Der Körper ist bei der Arbeit immer mit von der Partie. Besonders Vorstellungen im Theater halten regelrecht fit.
Besonders beeindruckt hat die Öffentlichkeit Ihre Hochzeitsreise im vergangenen Jahr mit dem Rucksack durch Asien. Was war für Sie das Besondere? Was ist Ihnen vor allen anderen Dingen im Gedächtnis geblieben?
Das Spektakulärste waren sicher die langen Wanderungen – manchmal über zwei oder drei Tage – durch den Dschungel und andere unglaubliche Landschaften. Wir waren nie länger als drei Nächte am selben Ort. Es war eine wirkliche Reise. Mehrere Länder zogen an uns vorbei. Wunderbare Bilder, da glaubt man dann wieder an den lieben Gott.
Welche Rollen liegen Ihnen am meisten?
Manchmal sind es die Figuren, die mir erstmal fremd sind und mir gar nicht so liegen. Abwegiges schärft sozusagen die Sinne. Aber um die Frage zu beantworten: Ich spiele gerne tragisch/komisch. Sehr strenge Figuren fallen mir schwerer.
Was steht in der nächsten Zeit an?
Im Oktober beginnen die Dreharbeiten für den neuen Frankfurter Tatort. Für diesen Film werden wir vier Wochen nur im Dunkeln drehen, es stehen also viele Nachtdrehs an. Das ist ganz schön anstrengend, aber mein Kollege Wolfram Koch wird mich mit seinen Witzen schon wachhalten.
- "Meine Mutter gibt es doppelt", Freitag, 28. Oktober, 20.15 Uhr, ARD