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"Wo ist die Liebe hin": Szenen einer kriselnden Ehe, ungeschönt

von Felix Bascombe

Nach 15 Jahren glücklicher Ehe kriselt es bei Agnes und Gregor. Die beiden müssen feststellen, dass ihnen die Liebe abhanden gekommen ist. Vor allem die Darsteller machen das Drama zu einem bemerkenswerten, wenn auch teilweise anstrengendem Film.

ARD
Wo ist die Liebe hin
Drama • 12.01.2022 • 20:15 Uhr

Seit 15 Jahren sind Agnes (Ulrike C. Tscharre) und Gregor (Roeland Wiesnekker) ein Paar. Sie haben eine jugendliche Tochter sowie Kinder aus ersten Ehen, sie lieben sich noch immer, haben ein schönes Zuhause und gute Freunde. Kurzum: Agnes und Gregor sind eines dieser supertollen Paare, wie sie jeder kennt und insgeheim auch ein bisschen beneidet. "Auf das harmonischste Paar der westlichen Hemisphäre", sagen Bernhard (Rainer Bock) und Conny (Uygar Tamer), die besten Freunde der beiden, einmal.

Aber der Titel dieses ARD-Films verrät schon, dass Ungemach droht: "Wo ist die Liebe hin" heißt das Drama von Alexander Dierbach nach einem Drehbuch von Katrin Ammon und Martina Borger, ohne Fragezeichen zwar, aber doch stets auf der Suche nach Antworten.

Zunächst noch zeigt der Film Agnes und Gregor als Paar, das so gut zusammenpasst, wie es sich nur ein Drehbuchautor ausdenken kann. Nach einem Besuch bei den sich stets zärtlich streitenden Freunden sagt sie zu ihm: "Wenn wir mal so werden wie die, dann lass ich mich scheiden." Dass Streit – also Kommunikation – auch etwas Heilsames sein kann, kommt Agnes und Gregor jedenfalls nicht in den Sinn.

Mehr als "nur" Mutter und Ehefrau

Erste Brüche zeigen sich, als Agnes beginnt, sich selbst ernster zu nehmen. Tochter Helena (Emilie Neumeister) ist schon 15, braucht ihre Mutter weniger als früher. Agnes arbeitet aber nur halbtags, hat also viel Zeit. Durch einen Zufall beginnt sie, bei der Tafel zu arbeiten, und geht in dem Ehrenamt schließlich völlig auf. Den Sinn, den sie hier für sich findet, hat sie in ihrer Ehe offenbar vermisst. Gregor und Helena jedoch fühlen sich zunehmend vernachlässigt. Dass Agnes nicht nur Ehefrau und Mutter ist, sondern ein eigenständiger Mensch, der sich nicht nur durch die Rolle in der Familie definiert, kapieren sie erst zu spät.

"Wo ist die Liebe hin" ist ein Duell zweier großer Schauspieler; vor allem Ulrike C. Tscharre glänzt als Frau auf der Suche nach sich selbst. In einer starken Nebenrolle spielt Rainer Bock als bester Freund von Gregor und als Mann, der seinen ganz eigenen Blick auf das Leben hat.

Es sind Szenen einer kriselnden Ehe, die der Film zeigt, ungeschönt, bisweilen auch ganz schön anstrengend. Weil eine zerfallende Liebe ohne viel Hoffnung natürlich etwas sehr Deprimierendes an sich hat. Die Antworten, die der Film auf die Frage gibt, die sich Gregor und Agnes stellen – wie konnte es nur so weit kommen? – sind naturgemäß vage. Weil es die eine Antwort natürlich nicht gibt. Eine Krise muss nicht zwangsläufig etwas Akutes sein, manchmal ist sie auch einfach nur ein schleichender Prozess, den niemand wirklich bemerkt, bis es auf ein mal zu spät ist. Schließlich bleibt Gregor nichts anderes als festzuhalten: "Uns ist die Liebe abhandengekommen."

Wo ist die Liebe hin – Mi. 12.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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