Alle wollen geliebt werden
29.07.2025 • 00:00 - 01:20 Uhr
Spielfilm, Tragikomödie
Lesermeinung
Endlich mal wieder Harmonie zwischen Mutter und Tochter: Ina (Anne Ratte-Polle, l.) auf der Hollywoodschaukel mit Elli (Lea Drinda, r.).
Vergrößern
Psychotherapeutin Ina (Anne Ratte-Polle, l.) mit Klientin Chernikova (Jana Klinge, r.)
Vergrößern
Ina (Anne Ratte-Polle, l.) auf der Hollywoodschaukel mit Tochter Elli (Lea Drinda, r.).
Vergrößern
Elli (Lea Dindra) sieht fassungslos zu, wie ihr Vater sich mit dem Freund ihrer Mutter prügelt.
Vergrößern
Originaltitel
Alle wollen geliebt werden
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Altersfreigabe
12+
Spielfilm, Tragikomödie

Das Gezerre des Lebens

Von Eric Leimann

Der TV-Film "Alle wollen geliebt werden" zeigt die gestresste Psychotherapeutin Ina (Anne Ratte-Polle), deren multiple Lebenskrisen an einem heißen Sommertag in Berlin zu explodieren scheinen. Selten gelingt es, das ganz normale Leben so präzise, klug und tragikomisch einzufangen wie in diesem Abschlussfilm.

Es gibt Gesangsszenen in Filmen, die man nicht vergisst: "As Time Goes By", das vom Barpianisten auf Ingrid Bergmans Wunsch in "Casablanca" gespielt wird. Oder "Johnny B. Goode" von Michael J. Fox aus "Zurück in die Zukunft", das die Rock'n'Roll-Ekstase per Zeitreise ein paar Jahre vorwegnahm. Mal sind Lied-Darbietungen in Filmen melancholisch oder umwerfend komisch, wie in den genannten Beispielen. Dann wieder sind sie emotional doppelbödig wie Sandra Hüllers "Greatest Love of All" im Film "Toni Erdmann". Eine der schönsten filmischen Gesangsszenen seit Jahren findet sich nun ausgerechnet in einem wunderbaren Fernsehspiel des ZDF aus dem Jahr 2024, das nun wiederholt wird: im Hochschul-Abschlussfilm "Alle wollen geliebt werden" von Katharina Woll. Immerhin: Deren Hauptdarstellerin und Sängerin Anne Ratte-Polle ist keine Unbekannte, sondern eine der besten deutschen Schauspielerinnen ihrer Generation.

Anne Ratte-Polle spielt die Berliner Psychotherapeutin Ina. Eine Frau, die es allen recht machen will: ihren Patienten, Teenie-Tochter Elli (Lea Drinda), ihrem Freund (Urs Jucker), der sie für seine Professur zum Auswandern nach Finnland überreden will und der anstrengenden Mutter Tamara (Ulrike Willenbacher), die an jenem Freitag 70. Geburtstag feiert. Dazu kommt ein körperliches Unwohlsein. Die 43-Jährige fühlt sich nicht auf der Höhe. Und ihre Ärztin will, nachdem sie ein paar Tests gemacht hat, dringend mit Ina sprechen. Das aber geht erst nach dem Wochenende. Plötzlich, an einem heißen Sommertag, kann sie einfach nicht mehr – was in der Darbietung des Songs "I Believe In Miracles" von Hot Chocolate bei der Gartenparty ihrer Mutter kulminiert. Die Tragikomödie "Alle wollen geliebt werden" erzählt all das mit Präzision, Witz und Klasse, sodass man über die schlanken 77 Minuten dieses Fernsehspiels immer mehr in den Bann des Geschehens gesogen wird.

Ein Erstlingsfilm, der weltweit Preise gewann

"Es ist ein universelles Thema, in eine Rolle reingepresst, von allen bedrängt zu werden und keinen Platz zum Atmen zu haben", sagt Autorin (mit Florian Plumeyer) und Regisseurin Katharina Woll über dieses Frauenporträt. Was ihren Film, der im Rahmen der Reihe "Shooting Stars 2024 – Junges Kino im Zweiten" lief, so besonders macht: Er findet die perfekte Balance zwischen der präzisen Beobachtung eines gestressten Lebens, das vielen bekannt vorkommen dürfte, und einer sanften komödiantischen Überhöhung. Die wirkt nie albern, lässt Betrachter aber mit einem breiten, nach Innen gerichteten Grinsen zurück. Ein wichtiger Faktor sind dabei die exzellenten Darstellerinnen: Anne Ratte-Polle, die 2023 in Dominik Grafs "Mein Falke" einen ähnlich komplexen Charakter zum Strahlen brachte, Nachwuchs-Star Lea Drinda ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo") und Theaterschauspielerin Ulrike Willenbacher.

Männer spielen in "Alle wollen geliebt werden" zwar nur Nebenrollen, auch wenn sie wie im richtigen Leben Szenen oft dramaturgisch vordergründig beherrschen. Selbst sie sind fein gezeichnet, sei es nun Inas Schweizer Professoren-Freund, ihr Ex und Ellis Vater (Jonas Hien) oder eine Party-Bekanntschaft (Hassan Akouch), die sich als ehemaliger Patient entpuppt. Katharina Wolls Film hat bei vielen Festivals weltweit Trophäen abgeräumt. In Ludwigshafen gab es den "Preis für Schauspielkunst" für Anne Ratte-Polle. Auch an entlegeneren Orten wie Wyoming, Richmond oder Dubai wurde das deutsche Erstlingswerk ausgezeichnet. Viele Probleme des Lebens sind eben universell – und denkwürdige Gesangseinlagen wie Anne Ratte-Polles "I Believe In Miracles" sind es ohnehin.

Alle wollen geliebt werden – Mo. 28.07. – ZDF: 00.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Wenn der Harndrang zum Rätsel wird

Ständiger Harndrang, Schmerzen, keine klare Diagnose: Wenn die Blase Probleme macht, beginnt oft eine jahrelange Suche nach Ursachen. Warum Ärzte manchmal ratlos sind und was hilft, wenn Beschwerden chronisch werden.
Eine Grafik mit Händen zum Thema Aids.
Gesundheit

Aidshilfen rufen zu Solidarität auf

Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember macht seit 1988 auf HIV und Aids aufmerksam. Mit dem Motto "Gemeinsam. Gerade jetzt." rufen deutsche Organisationen zu Solidarität auf.
Markus Oelze mit rosa Hemd
Gesundheit

Wechselwirkungen mit Medikamenten: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln

Ein Apotheker erklärt, welche Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten zu beachten sind. Besonders Milch, Alkohol und Grapefruitsaft können problematisch sein.