Allmen und das Geheimnis der Erotik
21.01.2023 • 21:45 - 23:15 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Allmen und das Geheimnis der Erotik
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Altersfreigabe
12+
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Der Bonvivant als Eierdieb

Von Wilfried Geldner

Im vierten Fall des kunstsinnigen Lebemanns und Literaturliebhabers Johann Friedrich von Allmen nach einem Bestseller von Martin Suter gerät Allmen in die Fänge eines Erpressers. Er hat ein Fabergé-Ei gestohlen und wird dabei gefilmt.

Auch in "Allmen und das Geheimnis der Erotik" (Erstausstrahlung 2021, nun erneut im Ersten), der vierten Martin-Suter-Verfilmung der ARD seit 2017 mit Heino Ferch als Lebemann Johann Friedrich von Allmen, droht der materielle Untergang. "Wir sind pleite", erlaubt sich der treue Diener Carlos (Samuel Finzi) eingangs zu gestehen. Für Allmen ist das allerdings kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Einmal mehr sucht er die Gesellschaft der wohlhabenden Kreise – und findet sie bei einer literarischen Soirée, wo er auf die Tochter eines reichen verstorbenen Kunsthändlers trifft.

Allmen wird dann inmitten der Soirée beim Diebstahl eines wertvollen Fabergé-Eis überrascht, das einst Zar Nikolaus Herrn Tolstoi geschenkt haben soll. Es ist der köstliche Beginn einer unendlichen Geschichte aus Erpressung, naiver Unwissenheit und Kunstkennerei. Lange Zeit bleibt im Dunkel, wer in dieser Kriminalkomödie wen bestiehlt und erpresst. Wie in allen bisherigen Filmen stammt das Drehbuch von Martin Rauhaus, Thomas Berger führte Regie.

Allmen und der indiskrete Harlekin

Auch diesmal würzen wieder die Wortkaskaden des belesenen Bonvivants Allmen samt Goethe- und Balzaczitaten die verschlungene Diebstahls- und Erpressungsgeschichte, die eher im Krebsgang vorangetrieben wird. Wer eingestreute Goethe-Zitate wie "Freiheit – ein schönes Wort für den der's recht verstünde" nicht mag oder auch einfach mal überhört, ist fehl am Platz. In solchen Nebensätzen liegt nämlich die Moral von der Geschicht' verborgen. Die Tochter des wohlhabenden Kunsthändlers jedenfalls würde gerne ihr wertvolles Erbe antreten – eine Sammlung wertvoller erotischer Rokoko-Figuren aus der Meißner Porzellanmanufaktur – um endlich "frei" zu sein. Der verstorbene Vater hat die Sammlung mitsamt dem "Indiskreten Harlekin", der einer Rokoko-Dame unter den Rock schaut, einer klösterlichen Stiftung vermacht. Über eine befreundete Klosterinsassin lässt sich Jasmin (Devrim Lingnau) zum Zweck des Diebstahls mit einem schurkischen Sicherheitsagenten ein.

Den wahren in die Millionen gehenden Wert der Sammlung kennt sie allerdings nicht. Und schon gar nicht den Unwert jeglichen Geldes, über das der weise Genussmensch Allmen sagt, es sei im Grunde doch "nichts anderes als hübsch bedrucktes Papier". Es werden also, Allmen mal beim Wort genommen, hier augenzwinkernd auch viele Worte um Nichts gemacht.

Ferch schmeißt den Laden fast allein

Manchmal nimmt sich Allmens Zweikampf mit seinem erpresserischen Gegner wie ein verkleinerter "James Bond"-Film aus, ein Eindruck, den der trockene Kino-Synchronton und der dauerhafte Jazz-Score nur verstärken. Doch auch die Gangsterkomödien vergangener Jahrzehnte lassen grüßen. Heino Ferchs Solo als galanter Ganove aber ist auch über 90 Minuten sehenswert, er schmeißt den Laden fast allein. Ein paar Bonmots weniger hätten allerdings nicht geschadet, zumal sie sich auch noch mit seinen Erlebnisberichten aus dem Off überschneiden.

Die Kamera aber sieht sich in Thomas Bergers Regie gar nicht genug an den in Prag und Karlsbad vorgefundenen prächtigen Gründerzeitkulissen satt. Nicht selten übernimmt hier die rauschhafte Innenarchitektur die Inszenierung. Manches Sujet kennt man aus den vorhergegangenen Filmen: das Pingpong zwischen Allmen als Sherlock-Holmes-Ersatz und seinem besorgten Diener Carlos als Watson ebenso wie die bildungsbeflissene Kunst- und Literaturkenntnis Allmens. So muss die Wortkomödie über weite Strecken einen nicht so schrecklich spannenden Plot ersetzen. Wer nur wenig von Action hält, aber viel von gehobenem Smalltalk, der ist hier bestens aufgehoben.

Allmen und das Geheimnis der Erotik – Sa. 21.01. – ARD: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. David Kubosch
Gesundheit

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Die Vulkaninsel La Réunion.
Reise

Sehnsuchtsorte im Jahr 2026

prisma stellt mögliche Reiseziele fürs nächste Jahr vor und verrät, an welchen Orten besondere Erlebnisse auf Urlauber warten.
Johannes B. Kerner steht auf einer Treppe.
HALLO!

Johannes B. Kerner über das Weihnachtsfest: "Familie geht über alles"

Johannes B. Kerner moderiert rund um Weihnachten drei Sendungen. Mit prisma hat er über deren Besonderheiten gesprochen und erklärt, warum ihm die Jahreszeit so gut gefällt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.