Man kann sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen. Das macht das hervorragend besetzte Gangsterdrama "Das Gesetz der Familie" eindringlich bewusst. ARTE zeigt den Film nun als Free-TV-Premiere.
Für ihn, so erzählt Colby Cutler (Brendan Gleeson) gern, sei die Welt eine Scheibe. Weil sein Vater ihm das damals so gesagt habe, und das Wort seines Vaters galt. Eine Erwartungshaltung, die der alte Clanchef im Drama "Das Gesetz der Familie" (2017) auch gegenüber seinem Sohn Chad (Michael Fassbender) hat, der irgendwann einmal selbst die Outlaw-Bande übernehmen soll. Doch Chad ist inzwischen selbst Vater – und zwar einer, der seinem Sohn nicht das eigene Weltbild und vor allem nicht das eigene Leben aufzwingen möchte. Er will aussteigen, das Verbrecherdasein hinter sich lassen. Nur wie? ARTE strahlt das hervorragend besetzte Gangsterdrama nun als Free-TV-Premiere aus.
Nicht ein einziges Mal muss Regisseur Adam Smith im Film zeigen, dass der alte Colby Cutler gewalttätig wird. Der bullige Kerl muss noch nicht mal davon sprechen. Allein durch seine Körperhaltung, seine Mimik und die Bestimmtheit, mit der er seine krude Sicht der Dinge in die Welt hinausposaunt, verleiht Brendan Gleeson – der im Übrigen bald in "The Comey Rule" den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump verkörpert – dem Patriarchen im Jogginganzug eine unglaublich gefährliche, aber irgendwie auch drollige Ausstrahlung. Warum es Chad nicht fertigbringt, dem dominanten Alten zu eröffnen, dass er mit seiner Frau (Lyndsey Marshal) und den beiden Kindern wegziehen möchte, lässt sich leicht nachvollziehen.
Doch so sehr sich Chad für seinen eigenen Sohn Tyson (Georgie Smith) ein anderes Leben wünscht als das, in das er selbst gedrängt wurde, lässt sich nicht leugnen, dass ihm das Gauner-Dasein liegt. Er mag nie eine Schule besucht haben, doch wenn es darum geht, Häuser auszuräumen und vor allem der Polizei zu entkommen, ist Chad findig, clever und äußerst erfolgreich. Und verdammt, es macht ihm irgendwie auch Spaß.
Interessanterweise spiegelt sich dieser Zwiespalt auch in Adam Smiths Regie wider: "Das Gesetz der Familie" will eigentlich ein Familiendrama sein, ist aber ein noch besserer Gangsterfilm. Mit einfachen Mitteln, realistischen Finten und einem Wahnsinns-Soundtrack von den Chemical Brothers inszeniert der Regiedebütant etwa Verfolgungsjagden, die alles, was in dieser Richtung zuletzt aus Hollywood kam, alt aussehen lassen.
Das Gesetz der Familie – Mo. 17.08. – ARTE: 21.50 Uhr