Das Tagebuch der Anne Frank
10.06.2019 • 22:00 - 00:00 Uhr
Spielfilm, Drama
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prisma-Redaktion
Ein Mädchen in seinem Versteck: Anne Frank (Lea van Acken) und ihr legendäres Tagebuch.
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Eine Geburtstagsfeier in glücklichen Zeiten: Anne Frank (Lea van Acken, 4.v.r.) feiert mit ihren Amsterdamer Freundinnen.
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Otto Frank (Ulrich Noethen) muss eine schwere Entscheidung treffen.
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Anne (Lea van Acken) weiß, dass sie sich im Versteck von ihrer Katze trennen muss.
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Anne (Lea van Acken) trägt ihre wichtigsten Habseligkeiten in das neue Versteck.
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Edith (Martina Gedeck, l.), Anne (Lea van Acken, M.) und Margot (Stella Kunkat, r.) verlassen die Außenwelt, um sich im Hinterhaus zu verstecken.
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Petronella van Daan (Margarita Broich) erträgt die Enge ihres Unterschlupfs nur schlecht.
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Edith Frank (Martina Gedeck, M.) versucht im Versteck, so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten.
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Anne (Lea van Acken, l.) versucht, ihre Schwester Margot (Stella Kunkat, r.) aufzumuntern.
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Familie Frank (v.l.n.r. Ulrich Noethen, Stella Kunkat, Martina Gedeck, Lea van Acken) sucht Halt in gemeinsamen Ritualen.
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Anne (Lea van Acken) hat es mit ihrem Vater Otto (Ulrich Noethen) sehr viel leichter als mit ihrer Mutter.
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Edith Frank (Martina Gedeck, r.), Otto (Ulrich Noethen, 2. v. r.) und ihre ältere Tochter Margot (Stella Kunkat, l.) wissen, dass für Anne (Lea van Acken, v. M.) das Tagebuch als Geschenk ein Volltreffer ist.
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Hint
Audiodeskription
Originaltitel
Das Tagebuch der Anne Frank
Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2015
Kinostart
Do., 03. März 2016
Spielfilm, Drama

Leben im Schatten der Vernichtung

Von Andreas Günther

Die feinfühlige Entwicklungsgeschichte über das wohl berühmteste Opfer der Judenverfolgung lässt deren Unmenschlichkeit umso deutlicher hervortreten. Am 12. Juni wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden.

Die knapp 15-jährige Anne (Lea van Acken) und der etwa gleichaltrige Peter (Leonard Carow) treten nicht schnell genug auseinander. Annes Vater (Ulrich Noethen) hat genug gesehen. Er dulde keine Knutscherei, schärft er ihr ein, als sie allein sind. "Okay", entgegnet seine Tochter leichthin. Eine typische Erziehungsszene aus dem letzten Jahrhundert? Ja – und nein. Anne Franks Familie und andere Juden verbergen sich in einem Hinterhaus, eine Geheimtür führt zu ihrem Versteck. Es ist das Jahr 1944 im deutsch besetzten Amsterdam, von wo aus die Nazis fleißig in die Gaskammern deportieren. Aus dem Kontrast zwischen dem Coming-of-Age einer Pubertierenden und der tödlichen Bedrohung schöpft das Drama "Das Tagebuch der Anne Frank", das nun im ZDF als Free-TV-Premiere ausgestrahlt wird, emotionale zeitgeschichtliche Aufklärung im besten Sinne. Am 12. Juni wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden.

Ihre Erlebnisse im "Hinterhaus" sollten ihre erste Buchveröffentlichung sein – so plante es die historische Anne Frank mit 14 Jahren. Da vertraute sie schon seit zwei Jahren ihrem Tagebuch an, wie der Alltag im Versteck war. Ihrer imaginären Freundin "Kitty" berichtete sie aber auch von der politischen Weltlage des Zweiten Weltkriegs und nicht zuletzt von ihren intimsten Gefühlen und den vielen Veränderungen, die sie als Teenager in sich und an sich wahrnahm, bald witzig, bald ernst, doch immer mit beeindruckender seelischer Reife. Das Tagebuch der Anne Frank, die in Frankfurt am Main geboren wurde, dort aufwuchs und nach Hitlers Machtergreifung mit ihren Eltern nach Holland emigrieren musste, gilt als das beeindruckendste Zeugnis der nationalsozialistischen Verfolgung der Juden.

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An Verfilmungen fehlt es nicht. Doch die erste Kinofassung von George Stevens liegt genau 60 Jahre zurück, die letzte TV-Adaption von Boris Sagal fast 40 Jahre. Unterstützt durch den vielseitigen Autor Fred Breinersdorfer, der auch die Drehbücher für die in derselben Epoche angesiedelten Filme "Elser" (2015) und "Sophie Scholl – Die letzten Tage" (2005) verfasste, kreierte Regisseur Hans Steinbichler mit "Das Tagebuch der Anne Frank" eine neue Fassung des Stoffes, die sich erfolgreich um eine Sichtweise für die heutige Zeit bemüht.

Die Anne von heute

Das bedeutet nicht nur, dass Annes von Weinen und Frösteln begleitete Klage über die Opfer von Krieg und Vernichtung in einer Art Prolog auf die heutige Zeit gemünzt wird. Oder dass in einer dem Abtauchen ins Versteck vorangestellten Episode jugendliche Nazis Anne und andere jüdische Mädchen von einem Strand vertreiben – wie es vielleicht schon wieder geschieht. Die aktuelle Sichtweise heißt auch, Annes Entwicklungsgeschichte viel offener und noch feinfühliger zu erzählen. Ihre Beobachtungen am eigenen und anderen Geschlecht, in früheren Publikationen des Tagebuchs zum Teil unterdrückt, kommen frei zum Ausdruck. Auch dass Lea van Acken forscher auftritt als wahrscheinlich die feinsinnige und sprachlich kokettierende historische Anne Frank, befördert die Identifikation.

Anne Frank ist eine von uns oder könnte es zumindest sein, lautet die Erkenntnis. Und egal wie furchtbar ihre Situation ist, das Leben bricht sich in ihr rücksichtslos Bahn, lässt einen jungen Menschen sogar im Halbdunkel des Verstecks aufblühen, lässt dieses Wesen reifen in der Auseinandersetzung mit der Mutter (Martina Gedeck) oder der Schwester Margot (Stella Kunkat). Und in der ersten Liebe. Weil Anne so nahe rückt, vor allem jungen Zuschauern, ist die Auslöschung dieses Lebens und so vieler anderer umso unvorstellbarer.

Für die Hauptdarstellerin Lea van Acken bedeutete der Film ihr Durchbruch: Danach spielte die heute 20-Jährige in "Ostwind – Aufbruch nach Ora", "Fack ju Göhte 3" und der Fernsehserie "Dark". Für ihre Rolle in "Das Tagebuch der Anne Frank" wurde sie 2016 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Der Trailer zu "Das Tagebuch der Anne Frank"

Darsteller

Schauspielerin Martina Gedeck.
Martina Gedeck
Lesermeinung
Vielseitig einsetzbarer Schauspieler: Ulrich 
Noethen, hier in "Von Mäusen und Lügen"
Ulrich Noethen
Lesermeinung
Patrick Joswig.
Patrick Joswig
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