Nachdem der Zürcher Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund) aus dem schneeverwehten Engadin zurückgekehrt ist ("Borchert und der eisige Tod", 04.02.), klärt er nun den "Mord an einem Taxifahrer" in Zürich auf. Doch dahinter stecken Steuerhinterziehung und die Kinderarbeit in Kobaltminen.
Auf Anwalt Borchert ist trotz seiner einst verlorenen Lizenz auch in der "Zürich-Krimi"-Folge "Borchert und der Mord im Taxi" (Regie: Roland Suso Richter) wieder Verlass. Wenn Christian Kohlund mit seinem bewährten Bassbariton über einen des Mordes verdächtigen Taxifahrer sagt: "Der war es nicht!", dann darf man davon ausgehen, dass er richtig liegt. Immer der Spürnase nach – das führt Borchert diesmal ohne Umschweife in die höheren Zürcher Kreise aus Geschäftsleuten, Bundesräten und gar der Diplomatie – vor allem aber zu einem Wohltätigkeitsverein, der den Slogan "Ein Herz für Afrika" als Titel trägt. Der Tote aus dem Taxi, so kommt heraus, war "investigativer Journalist".
Der Mann hatte über Kinderarbeit in kongolesischen Kobaltminen recherchiert und war dabei auf Schweizer Beteiligungen gestoßen. Was hatte der Wohltätigkeitsverein damit zu tun, bei dessen Galas stets pathetische Reden geschwungen werden?
Borchert (Zitat eines Kollegen: "Er muss sich nichts mehr beweisen. Er ist wie er ist") macht einfach stets das Richtige. Das darf auch mal ein Whisky zu viel sein, wie diesmal in der Bar, in der er spät nachts mit einer Frisur herumhängt, als hätte er sie von Urban Priol geklaut. Aber er kann auch im feinen Zwirn vor das Publikum einer "Herz für Afrika"-Gala treten und eine Rede schwingen, mit der er die versammelte Society brüskiert. Ein bisschen 68er-Charme schwingt mit, wenn er dann – ätsch! – ein selbst erfundenes Sartre-Zitat über "Gutes tun" in die Runde wirft. Santé!
Mehr als sonst kommen diesmal Borcherts viel jüngere Chefin Dominique (Ina Paule Klink) und deren Vater Reto (Robert Hunger-Bühler) ins Spiel – beide kennen sich in den besseren Zürcher Kreisen eben aus. Ansonsten bewegt sich dieser Unterhaltungskrimi nicht allzu sehr in den Gegensätzen von Reich und Arm, von schwarzen Asylbewerbern und reichen Wohltätern, die womöglich gar nicht so selbstlos sind, wie sie erscheinen. Stattdessen bevorzugt es der Regisseur Roland Suso Richter, in Rückblenden die kongolesische Witwe des Opfers (Sheri Hagen) gebührend ins Bild zu rücken – auch sie wird ja wegen der Recherchen ihres Journalistenmannes bedroht.
Früh schon hatte Borchert ihr in seiner väterlichen Art versprochen: "Wir werden herausfinden, was mit ihrem Mann passiert ist!" Sein Versprechen setzt er denn auch derart geradlinig um, dass genügend Zeit für das etwas zu stereotyp eingesetzte Katz-und-Maus-Geplänkel des übrigen Casts bleibt, aber auch für allerlei Sightseeing-Flüge der Kamera, die ansonsten das nächtliche Zürich besonders hofiert. – Der heute für Borussia Mönchengladback kickende Schweizer Fußballprofi Breel Embolo, der beim Taxi-Mord in einer Radioreportage akustisch eine entscheidende Rolle spielt (Zürich gegen Bern!), wechselte allerdings bereits 2016 zu Schalke – gedreht wurde 2019. Da sieht man mal, wie lange so ein Drehbuch in der Werkstatt liegt – aber das nur nebenbei.
Der Zürich-Krimi – Borchert und der Mord im Taxi – Do. 11.02. – ARD: 20.15 Uhr