Deutschlands Doppelsieg - Die Fußball-WM 1974
04.06.2024 • 20:15 - 21:00 Uhr
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Originaltitel
Deutschlands Doppelsieg - Die Fußball-WM 1974
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
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Auch die anderen konnten Fußball spielen

Von Wilfried Geldner

Zwei Tore bestimmten aus deutscher Sicht die WM '74: das Tor von Jürgen Sparwasser im Spiel der beiden deutschen Mannschaften, die in Gruppe eins aufeinander trafen, und Gerd Müllers Drehschuss im Endspiel gegen die Niederlande. Zwei Tore, zwei Siege. Die "Terra X History"-Reportage sieht darin "Deutschlands Doppelsieg".

Ein Schöneberger Sängerknabe hatte es bei der Auslosung der WM-Spiele so gewollt. Deutschland-West und Deutschland-Ost trafen am 22. Juni 1974 aufeinander – zum einzigen Mal. Aufgrund der unterschiedlichen Politsysteme war das weltweite Interesse groß. Und siehe da, der vermeintlich Unterlegene stellte dem Favoriten ein Bein. Allerdings waren beide Mannschaften bereits vor dem 1:0-Sieg der DDR für die Zwischenrunde qualifiziert, rein sportlich gesehen konnte man das Spiel also auf die leichte Schulter nehmen. In der Tatsache, dass die DDR das gesamtdeutsche Vorrundenspiel durch das legendäre Sparwasser-Tor gewann, die Mannschaft der Bundesrepublik aber das Endspiel am 07. Juli gegen die Niederlande (2:1), sieht die "Terra X"-Reportage von Uli Weidenbach – etwas verwirrend – einen "Doppelsieg". Als Dritter im Bunde wird in einer "360 Grad-Perspektive" die niederländische Mannschaft mitsamt der deutsch-holländischen Rivalität einbezogen.

Sparwasser nimmt den Ball mit der Stupsnase mit

Von außen betrachtet, war das Hamburg-Spiel zwischen den beiden deutschen Mannschaften gegenüber dem schwer erkämpften Sieg gegen die Niederländer um den genialen Johan Cruyff geradezu eine Nebensächlichkeit. Aber es war das Tor des Magdeburger Mittelstürmers Jürgen Sparwasser, das sich unter Mithilfe aller Medien ins Gedächtnis der Sportgeschichte eingrub. Der eingewechselte Mittelfeldspieler Hamann passte in der 78. Minute mit dem "Pass seines Lebens" zu Sparwasser, der aus der Erinnerung berichtet: "Und dann wollte ich ihn mit der Brust mitnehmen. Das ging nicht, weil ich mich verrechnet hatte. Der Ball sprang auf, gegen meine Stupsnase. Er kriegt eine andere Richtung, die drei (Verteidiger) laufen verkehrt ..."

Der Rest ist deutsche Sportgeschichte, ein wunderbarer Torschuss. Mit Folgen, wohlgemerkt. Im deutschen Lager der Sportschule Malente, wo bereits vier Wochen lang der Lagerkoller in den Acht-Quadratmeter-Zimmern herrschte, hing der Haussegen schief. Der Trainer Helmut Schön verzog sich auf sein Zimmer, während die Spieler in der Hausküche noch endlos stritten und diskutierten. Am Ende stellte Beckenbauer mit Schön dann eine neue Mannschaft auf.

Die DDR-Fußballer aber wurden "drüben" zu Stars, dabei hatten sie als vermeintliche Underdogs dem haushohen Favoriten einfach mal zeigen wollen, dass sie auch Fußball spielen können. Leider schieden sie beim damaligen WM-Modus als Gruppenerster in der Zwischenrunde gegen Brasilien und die Niederlande aus. Von der WM-Teilnahme und der Atmosphäre schwelgen sie bis heute, obwohl Stasi-Chef Mielke sie ebenso wie 1.800 mitgereiste parteitreue Fans unter dem Decknamen "Aktion Leder" schärfstens bewachen ließ. Die Angst, dass einer in den Westen türmen würde, war doch allzu groß.

Cruyff, Sekt und nackte Mädchen

In Sportgesprächen mit Niederländern sei empfohlen, dass "sie" damals die bessere Mannschaft gewesen seien. Der Dauerangriff auf das deutsche Tor in Halbzeit zwei steckt damaligen Zuschauern bis heute in den Knochen. Auch der holländische Trainer Rinus Michels, der auf Lockerheit setzte, hatte mit seinen Spielern die liebe Not im Mannschaftsquartier. "Cruyff, Sekt, nackte Mädchen und ein kühles Bad" titelte der bundesdeutsche Boulevard, während die Deutschen die Festung Malente trotz GSG 9-Bewachung in Richtung Hamburg-Reeperbahn verließen.

Wenn man Günter Netzer oder Paul Breitner sprechen hört, rückt der in Bezug auf die Niederlande gern genommene "lange Schatten des Zweiten Weltkriegs" und der innerdeutsche "Kampf der Systeme" glücklicherweise in weite Ferne – und der Sport nach vorn. Paul Breitner tauschte damals mit Jürgen Sparwasser in der Kabine das Trikot, es hängt laut "Terra X" heute im Bonner "Haus der Geschichte", "als Symbol für Deutschlands Doppelsieg bei der WM 1974". Hoffentlich hängt es nicht gar so schief.

Terra X History: Deutschlands Doppelsieg – Die Fußball-WM 1974 – Di. 04.06. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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