Die Verlegerin
01.05.2023 • 21:30 - 23:15 Uhr
Spielfilm, Drama
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prisma-Redaktion
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Originaltitel
The Post
Produktionsland
USA, GB
Produktionsdatum
2017
Altersfreigabe
6+
Kinostart
Do., 22. Februar 2018
Spielfilm, Drama

"Wir drucken!" – Leidenschaftliches Plädoyer für die vierte Macht im Staate

Von Andreas Fischer

Steven Spielberg hält mit "Die Verlegerin" ein leidenschaftliches Plädoyer für die vierte Macht im Staate. Das Erste zeigt den Thriller nun als Wiederholung.

Hollywoods Filme über die Rolle der Presse in der Demokratie hatten immer etwas Grundsätzliches zu den Themen Meinungsfreiheit und Verantwortung der Presse zu sagen. Das war 1976 bei "Die Unbestechlichen" so, das war bei "Spotlight" (2015) nicht anders. Wenn Steven Spielberg in seinem Film "Die Verlegerin" Hauptdarstellerin Meryl Streep sagen lässt, "Journalismus wird für die Regierten gemacht, nicht für die Regierenden", dann ist das ein erwartbarer Satz. Aber auch ein guter, einer, der immer wichtig und aktuell war und der es heute erst recht ist. Fake News, alternative Fakten, "Lügenpresse": Der Journalismus hatte es wahrlich schon einfacher als heute. Auch in Deutschland. Das Erste zeigt den eindringlichen Film nun in einer Wiederholung.

"Die Verlegerin" spielt 1971 und ist ein Film, der nicht besser in die Zeit passen könnte. Damals berichtete die traditionsreiche, aber bedeutungsschwache "Washington Post" von den Pentagon Papers. Die geheimen Dokumente belegten, dass US-Regierungen – sowohl unter republikanischen als auch unter demokratischen Präsidenten – jahrzehntelang nicht die Wahrheit über den Vietnamkrieg erzählten.

Als Erste hatte die "New York Times" Auszüge veröffentlicht – und sich den Zorn der Nixon-Administration zugezogen, die mit aller juristischer Härte zurückschlug und der Zeitung weitere Veröffentlichungen untersagen ließ. Erst danach kam die "Washington Post" ins Spiel. Deren Verlegerin Katharine Graham – Meryl Streep wurde für die Rolle damals zum 21. Mal für den Oscar nominiert – musste entscheiden, ob sie angesichts drohender Gerichtsverfahren die wirtschaftliche Zukunft ihres Unternehmens riskiert oder ihre Zeitung zur Hüterin der Demokratie macht – egal, wie hoch der Preis sein würde.

Auch Steven Spielberg hat also etwas Grundsätzliches zur Bedeutung der Pressefreiheit und dem Wesen der Demokratie zu sagen. Sein Plädoyer ist umso wichtiger, als dass der heute von weiten Teilen der Gesellschaft mit einem Schulterzucken hingenommene Angriff auf die freie Presse kein von Konsorten wie Trump, Erdogan oder Putin exklusiv erschaffenes Problem ist. Auf dem Höhepunkt der Pegida-Bewegung konnte sich in Deutschland kaum ein Journalist sicher sein, unbehelligt von den Demonstrationen berichten zu können.

Hemdsärmliger Hanks

Spielberg inszeniert diesen Aspekt seines Films etwas bräsig als Thriller, mitsamt nostalgisch klappernden Schreibmaschinen, unmöglichen Deadlines, einem hemdsärmligen Tom Hanks als Chefredakteur und einem aufgekratzten Bob Odenkirk ("Better Call Saul") als Investigativreporter. Man trifft sich konspirativ, man spioniert bei der Konkurrenz, man beschafft sich brisantes Material. Und irgendwann kommt die Ehefrau herein und reicht der abgekämpften Meute Schnittchen.

Spannender sind andere, sind die persönlichen Aspekte des Films. "Die Verlegerin" ist auch die Geschichte einer Frau, die sich in einer Zeit emanzipiert, in der sich die Damen normalerweise in den Salon zurückzogen, um sich mit neuen Modetrends zu beschäftigen, wenn ihre Männer über Politik diskutieren wollten. Katharine Graham war 1971 einsam zwischen all den Wölfen. Sie führte als Frau ein Unternehmen, was damals noch exotischer war, als es heute ist. Jeder Mann wusste alles besser.

Grahams Vater hätte sein Unternehmen lieber in die Hände ihres Mannes gegeben. Doch nach dessen frühen Selbstmord saß plötzlich eine Frau im Chefsessel, was ziemlich viele Männer ziemlich befremdete. Kompetenz traute ihr niemand zu. Dabei verfolgte die in sich ruhende Frau einen Plan.

Ist das noch Journalismus, oder kann das weg? – Das ist noch so eine Frage, die wie ein Damoklesschwert in den Redaktionsräumen der "Washington Post" schwebt, wo sich die Redaktion mit auflageträchtigen, aber belanglosen "bunten" Themen rumärgerte. Katharine Graham jedoch glaubt daran, mit einem guten journalistischen Produkt auch wirtschaftlich erfolgreich sein zu können. Man kann ihr für diese Überzeugung nicht genug danken, in Zeiten, in denen Journalismus immer häufiger aus gut klickbaren skandalisierten Nichtigkeiten, Bildergalerien und Persönlichkeitstests besteht.

"Wir drucken!", sagt Katharine Graham am Ende leise ins Telefon. Ihre Stimme ist fest dabei. Es ist die Stimme einer Frau, die weiß, was sie tut, und die tut, was sie für richtig hält. Wenige Jahre nach den Pentagon Papers war die "Washington Post" das federführende Blatt bei der Aufdeckung der Watergate-Affäre.

Die Verlegerin – Mo. 01.05. – ARD: 21.30 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "Die Verlegerin"

Darsteller

Zweifacher Oscar-Gewinner: Tom Hanks.
Tom Hanks
Meryl Streep ist die Königin der Oscar-Nominierungen.
Meryl Streep
Bruce Greenwood
Weitere Darsteller
Sarah Paulson Bob Odenkirk Tracy Letts Bradley Whitford Matthew Rhys Alison Brie Carrie Coon Jesse Plemons David Cross Zach Woods Pat Healy John Rue Rick Holmes Philip Casnoff Jessie Mueller Stark Sands Michael Cyril Creighton Will Denton Deirdre Lovejoy Michael Devine Kelly Miller Jennifer Dundas Austyn Johnson Brent Langdon Michael Stuhlbarg Deborah Green Gary Wilmes Christopher Innvar Luke Slattery Justin Swain Robert G. McKay Sasha Spielberg Bryan Burton Coral Peña Dan Bittner Kenneth Tigar David Aaron Baker Gannon McHale Kevin Loreque Francis Dumaurier Stephen Mailer Ned Noyes John Henry Cox Dan Bucatinsky David Costabile Johanna Day Annika Boras Carolyn McCormick Susan Blackwell Jordan Baker Lauren Lim Jackson Peter Van Wagner Angus Hepburn James Riordan Kelly AuCoin Cotter Smith Ben Livingston Stephen Rowe Rick Crom Fenton Lawless Cullen Oliver Johnson JaQwan J. Kelly Brett G. Smith Brett Diggs Anthony M Walker Saul Alvarez Theis Weckesser David Beach Shawn Allen McLaughlin Shaun O'Hagan Thaddeus Daniels Brendan Burke Celeste Arias Sonny Valicenti Patrick Noonan Will Blomker Amy Russ Aaron Roman Weiner Catherine Wolf Joel Nagle Tom Bair Walter Brandes Juliana Davies Hazel Mason Ginger Mason Sawyer Spielberg Mark Jacoby Jon Donahue Seth Barrish Clarke Thorell Joseph Tudisco Steve Witting Gary Galone Frank Ridley Jeremiah Wiggins Alexander Sage Oyen Brittney Johnson Caleb Eberhardt Don McCloskey Estelle Bajou Kaylyn Scardefield Leslie Kujo Lilli Cooper Odiseas Georgiadis Sean Meehan Steven Kearney Curzon Dobell Matthew Piazzi Armand Schultz Jerry Lobrow Mark Pinelli

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