Die erstaunlichen Fähigkeiten der Pflanzen
06.04.2024 • 21:45 - 22:35 Uhr
Natur + Reisen, Pflanzen
Lesermeinung
Ian Baldwin (links) züchtet wildne Tabak, um herauszufinden, warum die Pflanze das Risiko eingeht, von den Larven ihres Bestäubers vertilgt zu werden.
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Pflanzen und Menschen haben mehr Ähnlichkeiten als bislang angenommen.
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George Bassel erklärt, wie bestimmte Zellen in Pflanzensamen Schlaf- oder Wachstumshormone produzieren können: "Wie lange ein Samen im Ruhezustand bleiben kann, hängt von seiner Lebensdauer ab. Ein Samen kann ein Jahr, fünf Jahre oder sogar 5.000 Jahre ruhen. Kürzlich wurde ein 32.000 Jahre alter Samen zum Keimen gebracht."
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Um die elektrischen Signale einer Pflanze nach Verletzungen zu messen, "verkabelt" Edward Farmer eine gewöhnliche Blattlaus.
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Die Evolutionsbiologin Lilach Hadany untersucht, wie Pflanzen mittels Klickgeräuschen kommunizieren.
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Originaltitel
Le génie caché des plantes
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2023
Natur + Reisen, Pflanzen

Wenn Wurzeln hören und Parasiten riechen

Von Elisa Eberle

Dass Pflanzen auf Sonnenlicht reagieren, ist allgemein bekannt. Dass sie allerdings die Bodenqualität "hören" oder Fressfeinde gezielt vergiften können, weniger. Ein ARTE-Zwieteiler gibt einen faszinierenden Einblick in neue Erkenntnisse der Pflanzenforschung.

Es ist eine erstaunliche Erkenntnis, die am Anfang des zweiteiligen Dokumentarfilms von Thierry Berrod steht: Pflanzen können nicht nur Sonnenlicht erkennen und ihre Blätter danach ausrichten. Sie können unter anderem auch riechen, fühlen und hören und sind Mensch und Tier dabei teils sogar überlegen. Wie genau diese Sinneseindrücke der Pflanzen funktionieren, erklärt "Supersinne", der erste Teil von "Die erstaunlichen Fähigkeiten der Pflanzen", der nun erstmals bei ARTE zu sehen ist.

"Empfindungsfähigkeit erfordert kein Gehirn", erklärt der Neurobiologe Stefano Mancuso zu Beginn des rund 50-minütigen Films. Das Gehirn sei im Grunde ein "dummes Organ", fährt er fort: "Es ist nur ein Haufen Zellen in unserem Kopf, über die jedes Tier verfügt. Unsere Hirnzellen haben nichts Geheimnisvolles oder Übernatürliches. Sie sind lediglich ein bestimmter Zelltyp, den wir Neuronen nennen." Doch auch andere Zellarten können diese Funktion erfüllen und Pflanzen dabei helfen, Veränderungen an ihrem jeweiligen Standort zu erkennen und darauf zu reagieren.

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Wie Pflanzen Bodengeräusche erkennen

So entdeckte der Pflanzengenetiker Daniel Chamovitz am Ansatz von Pflanzenhaaren ein Gen, das jenem Gen ähnelt, das für die Bildung von Flimmerhärchen im menschlichen Innenohr verantwortlich ist. Mancuso erklärt: "Wir sind ziemlich sicher, dass Pflanzen über Geräusche im Boden, beispielsweise die Bodenqualität, die darin enthaltene Wassermenge und Existenz von Hindernissen erkennen. Sie nutzen die Bodengeräusche also, um sich ein Bild von ihrer Umgebung zu machen." Doch auch das Nähern von Insekten als potenzielle Bestäuber könnten Pflanzen "hören" und andererseits ihre benachbarten Artgenossen durch Klickgeräusche vor Beschneidung oder Wasserentzug warnen.

Der Mensch bekommt von diesen Geräuschen normalerweise nichts mit, ebenso wenig ist er in der Lage ultraviolettes oder fernrotes Licht wahrzunehmen – im Gegensatz zu den Pflanzen. Der Geruch einer gesunden Tomatenpflanze lockt neben Mensch und Tier auch den parasitären Teufelszwirn an, was für die Tomatenpflanze oft kein gutes Ende nimmt.

Dilemmata der Fortpflanzung

Wie sich Pflanzen gegen Angriffe von außen verteidigen, zeigt der zweite Teil der ARTE-Doku "Superstrategien" um 22.35 Uhr. Um herauszufinden, wie eine Pflanze auf Dilemmata bei der Fortpflanzung reagiert, züchtete der Evolutionsökologe Ian Baldwin wilden Tabak, der einen spezifischen Bestäuber hat: "Dieser Nachtfalter kommt in der Dunkelheit und saugt Nektar von den Blüten. Dabei legt er aber auch ein Ei, aus dem sich eine gefräßige Raupe entwickelt, die der Raupe zusetzt", erklärt er. Das Experiment zeigt: Besteht für die Pflanze akute Lebensgefahr, öffnet sie ihre Blüten fortan tagsüber statt in der Nacht. Als Bestäuber dient nun der Kolibri: "Kolibris fliegen kurze Strecken und bringen nur Pollen von wenigen benachbarten Pflanzen mit. Der Schwärmer hingegen legt in einer Nacht 500 Kilometer zurück und hat Pollen aus dem gesamten Westen der USA dabei, eine sehr vielfältige Mischung." Durch diese Doppelstrategie sichert der Tabak also seine eigene Widerstandsfähigkeit für die Zukunft.

Wie sich andere bekannte Pflanzen wie Akazien oder Mais mittels bestimmter Botenstoffe oder gar eigens produzierter Gifte gegen Fressfeinde schützen, zeigt der Film in rund 50 Spielminuten. Ein unverzichtbares Hilfsmittel sind dabei moderne Bildgebungsverfahren wie digitale 3D-Mikroskope, die spannende Aufnahmen liefern.

Die erstaunlichen Fähigkeiten der Pflanzen – Sa. 06.04. – ARTE: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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