In einem aufgelassenen Bergwerksstollen findet die Erzgebirgsförsterin Saskia Bergelt dank ihres Hundes Wolke ein zwei Monate altes verlassenes Baby. Als zugleich der Tod einer jungen Mutter gemeldet wird, ergibt sich im neuen "Erzgebirgskrimi" ein tragischer Zusammenhang.
Weihnachten ist bald, und der Winter ist nicht mehr weit. Für einen deftigen Erzgebirgskrimi im märchenhaften Thrillerton ist das die beste Zeit. Doch der achte Krimi der Reihe um die Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) und die Chemnitzer Kommissare Robert Winkler und Karin Szabo (Kai Scheve, Lara Mandoki) rückt weniger weihnachtliche Handwerkskunst und Erzgebirgsbräuche in den Vordergrund (wie noch "Ein Mord an Weihnachten" letztes Jahr), sondern widmet sich mit dem Phänomen der Fremdenfeindlichkeit einem aktuellen Alltagsproblem.
Dass er das etwas zu schematisch in Schwarzweiß-Schablonen tut, schmälert die gute Absicht nicht, der gesellschaftspolitische Hintergrund gibt dem sonst gerne Heimat-tümelnden Regionalkrimi aus Sachsen einen neuen Akzent. In einem aufgelassenen Förderstollen wird nämlich von der Försterin Saskia ein erst zwei Tage altes schwarzes Baby verlassen und unterkühlt aufgefunden, zeitgleich wird die Leiche der erst 16-jährigen Mutter des Babys entdeckt.
Mia und der junge Flüchtling Ado (Seedy Touray) aus Burundi, so stellt sich heraus, waren ein Liebespaar, sie wollten mit ihrem Baby nach Tschechien fliehen. Könnte Ado, der Flüchtling, Mias Mörder gewesen sein? Andererseits wirken Mias Eltern Frank und Corina Ott (Peter Schneider, Katharina Wackernagel), aber auch ihr Zwillingsbruder Moritz seltsam verschlagen.
Während Kommissar Winkler das verstörte Schweigen des Bruders aufzubrechen versucht, gibt sich dessen Onkel Ralph (Götz Schubert), Franks Schwager, als exzessiv radikaler Heimatschützer zu erkennen. Er will Ado unbedingt den Mord in die Schuhe schieben.
Die Sätze, die er Mias Vater, seinem Bruder, entgegenwirft, lassen an Fremdenfeindlichkeit und rassistischem Gedankengut wenig aus. Schubert, sonst als "Butsch" Schulz in den Wolfsland-Krimis eine zuverlässige Größe, outriert hier etwas zu viel, erst nach der Läuterung gewinnt er an Glaubhaftigkeit. Weniger also wäre mehr gewesen.
Wie es sanfter geht, macht der nicht weniger konservative Revierförster (Andreas Schmidt-Schaller) vor. Mit bürgerlichen Vorbehalten nähert er sich dem jungen Flüchtling an, den die Försterstochter Saskia gar bei sich aufnehmen will. "Und was ist, wenn der Mob hierherzieht?", merkt der Herr Förster da angesichts protestierender Fackelträger an.
Drehbuch (Susanne Schneider) und Regie (Thorsten M. Schmidt) halten es vielfach mit Cliffhangern und öffnenden Ellipsen an entscheidenden Stellen (was ist wirklich mit Ado passiert?). Das verstärkt den ruhigen, düsteren Gang dieses Erzgebirgsmärchens, zumal der bedrohliche Score von Andreas Koslik auch fehlende Spannung ersetzen kann. Mehr als die sonst übliche Erzgebirgsfeier ist das allemal.
Erzgebirgskrimi – Familienband – Sa. 11.11. – ZDF: 20.15 Uhr