Es gibt zahlreiche Kritikpunkte am WM-Gastgeberland Katar. In einer "ZDFzeit"-Reportage macht sich Sportmoderator Jochen Breyer ein eigenes Bild von Land und Leuten. Außerdem trifft er auf europäische Sportfunktionäre und Ex-FIFA-Chef Sepp Blatter.
Noch nie wurde im Vorfeld einer Weltmeisterschaft so wenig über Fußball gesprochen: Sich sonst aufdrängende Fragen nach der Form der deutschen Nationalmannschaft oder den Turnier-Favoriten rücken dieses Jahr in den Hintergrund. Stattdessen sind Fans gezwungen, sich in einem Spannungsfeld aus Moral und Fußballbegeisterung zu positionieren. Denn dieses Mal scheint alles anders: Die WM findet ab Mitte November im Wüstenstaat Katar statt, einem Ort ohne jegliche Fußballtradition, in dem es die Hälfte des Jahres zum Sporttreiben zu heiß ist. In erster Linie entbrannte jedoch Kritik an den dunklen Begleitumständen des Turniers: Zahlreiche Arbeiter aus Asien und Afrika wurden beim Bau der Stadien ausgebeutet und starben auf den Baustellen. Hinzukommt eine prekäre Menschenrechtslage.
Fakt ist aber: Der Ball rollt in der Wüste, am 20. November trifft Katar im Eröffnungsspiel auf Ecuador und die Augen der Welt sind auf den Golfstaat gerichtet. Die "ZDFzeit"-Reportage "Geheimsache Katar" von Sportmoderator Jochen Breyer und Autorin Julia Friedrichs widmet sich der Frage, wie Katar dieser Coup gelingen konnte, obwohl doch alles gegen das kleine autokratische Emirat als Ausrichterland zu sprechen scheint. Und wie steht eigentlich der Fußball hierzulande zu dieser außergewöhnlichen WM?
Breyer wird das sportliche Großereignis im ZDF präsentieren und wollte sich vorab ein eigenes Bild von Land und Leuten machen. Zweimal reiste der "Sportstudio"-Moderator dafür Richtung Golf. Dabei nahm er nicht nur Stadien und Infrastruktur in den Blick, sondern versuchte auch, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Nicht einfach, denn in der dortigen Gesellschaft bleibt man gerne unter sich. Dennoch durfte der ZDF-Sportmoderator eine katarische Familie zu Hause besuchen und bekam so einen seltenen Einblick.
Parallel liefen die Recherchen des Teams in Deutschland: Wie konnten die europäischen Fußball-Ligen davon überzeugt werden, mitten in der laufenden Saison ein solch großes Turnier spielen zu lassen? Die Bundesliga hat zum Zeitpunkt des WM-Starts beispielsweise gerade den 15. Spieltag absolviert, und das auch nur, weil die Termine enger getaktet wurden als sonst. Die restlichen beiden Spieltage der Hinrunde fallen bereits ins Jahr 2023. Angesichts der hohen Belastung, der insbesondere Spieler von europäisch spielenden Vereinen ausgesetzt sind, ein zusätzlicher Aufwand.
Im direkten Gespräch konfrontiert Jochen Breyer auch Schlüsselfiguren und Sportfunktionäre. Ein besonders bekannter Gesprächspartner: Der ehemalige FIFA-Chef Sepp Blatter. Er führte den Weltverband im Dezember 2010, als Katar den Zuschlag als Ausrichterland bekam. Schon bald darauf kamen Gerüchte über Korruption auf.
Auf Jochen Breyer und die Öffentlich-Rechtlichen kommt die schwierige Aufgabe zu, über Sport zu berichten, ohne die kritikwürdigen Umstände dieser Weltmeisterschaft aus den Augen zu verlieren. Das Emirat Katar macht Journalistinnen und Journalisten mit Auflagen das Leben schwer: Ein strenger Regelkatalog ist geplant, dem vorab zugestimmt werden muss. So darf in privaten Räumen sowie unter anderem Regierungsgebäuden und Universitäten nicht gedreht werden. Das ZDF kündigte im Zuge dessen an, sich für eine "umfassende Berichterstattung aus dem WM-Gastgeberland außerhalb der Stadien" einsetzen zu wollen.
Die Fußball-Weltmeisterschaft findet vom 20. November bis 18. Dezember statt. 48 der insgesamt 64 WM-Begegnungen werden im Free-TV gezeigt, die restlichen Spiele laufen exklusiv bei MagentaTV. ARD und ZDF zeigen alle Partien der deutschen Nationalmannschaft sowie die Halbfinals und das Finale.
ZDFzeit: Geheimsache Katar – Di. 08.11. – ZDF: 20.15 Uhr