Hannes Jaenicke: Im Einsatz für das Schwein
31.05.2022 • 22:15 - 23:00 Uhr
Natur + Reisen, Tiere
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Originaltitel
Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Natur + Reisen, Tiere

Sozial, intelligent und keinerlei Lobby

Von Christopher Schmitt

So viel mehr als Schnitzel und Wurst: Tierschutz-Aktivist Hannes Jaenicke nimmt sich in seiner ZDF-Reihe "Im Einsatz für ..." diesmal dem Schwein an. Der Schauspieler macht auf die unwürdigen Bedingungen dieser so cleveren Tiere in der Fleischindustrie aufmerksam und will Lösungen aufzeigen.

Der Hund gilt als bester Freund des Menschen, als liebgewonnenes Familienmitglied – das klassische Haustier. Dem Schwein hingegen eilt ein anderer Ruf voraus: der des Nutztiers. Sein "Nutzen" besteht in der Massentierhaltung in seiner Funktion als Fleischlieferant und Gebärmaschine zur Produktion weiterer Fleischlieferanten. Sowohl Hunde als auch Schweine sind ausgesprochen soziale und intelligente Tiere, doch als Nutztier fehlt dem Rüsselträger jegliche Lobby. Und so hat es sich Schauspieler und Tierschutz-Aktivist Hannes Jaenicke in der ZDF-Dokumentation "Im Einsatz für das Schwein" zur Aufgabe gemacht, das Wesen der empfindsamen Tiere in den Mittelpunkt zu stellen und zudem das deutsche Tierrechtsgesetz als Schein-Gesetz zu entlarven.

Die sehenswerte Dokumentation von Judith Adlhoch und Eva-Maria Gfirtner, die bewusst auf schockierende Bilder verzichtet, ist bereits der zwölfte "Einsatz" von Hannes Jaenicke für das Tierwohl. Mit "Im Einsatz für Orang-Utans" nahm die Reihe bereits 2008 ihren Anfang. Hauptsächlich setzte sich der meinungsstarke Schauspieler für gefährdete Tierarten wie Eisbären oder Gorillas ein, deren Existenz vom Menschen bedroht wird. Die Existenz der Spezies Schwein steht nicht auf dem Spiel, 23 Millionen Tiere leben in Deutschland. "Die meisten davon unsichtbar", weiß Jaenicke, "abgeschottet in hochtechnisierten Tierfabriken".

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Ein Tierschutzgesetz, das keines ist

Schweine sind ein riesiger Wirtschaftsfaktor für die Fleischindustrie, und diese wiederum für Deutschland. Mehr als 44 Milliarden Euro setzt man mit Fleisch hierzulande jährlich um, wobei nur wenige Unternehmen den Markt unter sich aufteilen. Preisdruck erhöhen und Produktionsstandards senken ist bei solch einer Machtkonzentration ein Leichtes. Aber die Gesetzeslage sollte doch zumindest das Leid der Tiere stark begrenzen?

Jaenicke zitiert Paragraph eins des deutschen Tierschutzgesetzes, wonach "niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerz, Leid oder Schäden zufügen darf". Der Tierschutz-Aktivist geht der Frage nach, wie es dann dennoch möglich ist, Ferkeln ohne Betäubung den Ringelschwanz abzuschneiden. Laut EU-Richtlinien ist diese Praxis seit 1991 verboten, doch in der Fleischindustrie sei sie Routine. "Das Tierschutzgesetz ist nicht mal das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde", erklärt Jaenicke im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau.

Der Philosoph Richard David Precht – den Jaenicke stilecht in einem Schlachtbetrieb trifft – spricht lieber von einem "Tiernutzungsgesetz". Aber was soll denn nun der gesetzlich geforderte "vernünftige" Grund für das Tierleid sein? "Aus der Sicht derjenigen, die diese Gesetze gemacht haben, gab es eine Gleichsetzung von vernünftigem Grund und wirtschaftlichem Grund", erklärt Precht. Wahrscheinlich sei das Gesetz von Anfang an so gedacht gewesen.

Als Jaenicke nach einer möglichen Reform fragt, entgegnet der Philosoph: Würde man die Gleichsetzung von wirtschaftlichem und vernünftigem Grund aufgeben, könnte man "hundertausendfach" gegen die kommerzielle Tierhaltung in Deutschland klagen.

"Heimliche Stallkontrolle" mit der Soko Tierschutz

Die Mindestanforderungen, die es gibt, werden kaum kontrolliert. Wo der Staat versagt, kommt Soko Tierschutz ins Spiel. Denn: "So 14, 15 Jahre Abstand" zwischen den Kontrollen sei laut einem Tierschützer das Effizienteste, was Deutschland zu bieten habe – in der Regel werden sie angemeldet. Jaenicke begleitet einen Tierschützer, der nachts in die Betriebe einsteigt, um die Lebensbedingungen der Tiere selbst zu prüfen. Diese "heimlichen Stallkontrollen" sind eine rechtliche Grauzone.

Im Gnadenhof "Land der Tiere", in dem Tiere aus der Industrie-Haltung ein neues Zuhause finden, trifft Jaenicke auf die Sau Rosalie. Als Ferkel ein sogenannter "Kümmerling" – schwächliche Tierchen, die sonst getötet werden, weil sich das Aufpäppeln nicht lohnt. Davon kann bei nun 300 Kilo keine Rede mehr sein. "Die sind echt riesig", stellt der Schauspieler fest. So kennt man Schweine üblicherweise nicht, in der Industrie-Haltung werden sie nur wenige Monate alt – Rosalie ist bereits fünf.

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für das Schwein – Di. 31.05. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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