Im Ernst, Babyboomer?
18.03.2023 • 19:21 - 20:00 Uhr
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Originaltitel
Im Ernst, Babyboomer? Generationen im Konflikt
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
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Die Kluft zwischen den Generationen

Von Christopher Schmitt

Sture Besserwisser, die auf überholten Privilegien beharren, im Zwist mit neunmalklugen Möchtegern-Weltverbesserern ohne Lebenserfahrung? Soweit die Klischees im Generationskonflikt zwischen Babyboomern und der Gen Z. Eine neue 3sat-Doku will zeigen, was wirklich dran ist.

"Ok, Boomer!": Dieser Kommentar findet sich seit geraumer Zeit unter zahlreichen gesellschaftspolitischen Artikeln auf Social Media. Er stammt von jungen Menschen, welche die Einstellung sogenannter Babyboomer kritisieren. Gerne verallgemeinernd gegenüber einer ganzen Generation, deren Fehler sie vermeintlich machtlos ausbaden müssen. Schließlich sitzen aktuell noch die älteren Semester am Hebel, die sich bei Themen wie dem Klimawandel ihrerseits zu Unrecht angegriffen fühlen und erbrachte gesellschaftliche Leistungen nicht ausreichend gewürdigt sehen. Dass die Jugend aufbegehrt, ist nichts Neues, doch der Ton scheint rauer zu werden: "Wir sind Boomer, ihr seid Lappen", spottet etwa ein über 50-jähriger Kommentator im "Spiegel" in Richtung junger Menschen.

Eine erstmals gezeigte Dokumentation auf 3sat geht nun unter anderem den Fragen nach, ob die Alten den Jungen wirklich eine Welt als Scherbenhaufen hinterlassen haben, und inwiefern die ältere Generation noch über die jüngere bestimmt. Des Weiteren vergleicht der Film unter dem Titel "Im Ernst, Babyboomer? Generationen im Konflikt" von Lilly Schlagnitweit die Probleme der Generation Z mit früheren Krisen und macht deutlich, wo die Fronten zwischen den Gruppen wirklich verlaufen.

"Generation Greta"? Auch, nicht nur

Die sogenannte Gen Z, der Menschen zuzuordnen sind, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, ist für den Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann auch die "Generation Greta". Wie wenige andere hat die schwedische Klimaaktivistin das Bild der jungen Generation geprägt. Hurrelmann ist der Meinung, dass selten junge Menschen politisch so interessiert waren wie heute. Auf sie trifft das definitiv zu: Irma Trommer, Jahrgang 1996, steht nicht nur für Volker Löschs Theaterstück "Recht der Jugend" auf der Bühne am Theater Bonn, sie kämpft als Aktivistin auch für die Ziele der "Letzten Generation". Ihrerseits gibt es kein Verständnis für Unwörter wie "Klimaterroristen" oder gute Ratschläge. Laut Trommer muss etwas passieren: "Dann macht halt überhaupt irgendwas, und versteht mal, dass wir keine Zeit mehr haben", sagt sie.

Mit dem Label "Generation Greta" kann Schüler und Journalist Leonard Geßner, selbst 2004 geboren, nichts anfangen. Schließlich sei nur ein kleiner Teil der Jugendlichen wirklich bei "Fridays for Future" aktiv. Außerdem sei die Zustimmung zu politischen Forderungen altersunabhängig. Dies wiederum beweisen die "Omas for Future", die ihre Enkel gegen die Klimakatastrophe unterstützen wollen. Die Großmütter – und Großväter – sind ein Beweis dafür, dass das Alter nicht mit der Einstellung korrelieren muss.

Nachwuchs ist knapp – und Freizeit ist wichtig

Nichtsdestotrotz treffen mit den Generationen verschiedene Welten und Werte aufeinander. Konfliktpotenzial hat der Psychologe Rüdiger Maas bei der Arbeitsmentalität ausgemacht. Viele Unternehmer berichten von "Quiet Quitting", praktisch Dienst nach Vorschrift: Viele junge Menschen messen der Work-Life-Balance große Bedeutung zu, was bei Älteren oft auf Unverständnis stößt. Als Expertin tritt in der Doku Yaël Meier auf, die 22-jährige Schweizerin berät Unternehmen im Umgang mit der Gen Z. Meier weiß, dass ihre Generation durchaus in der Lage ist, Forderungen zu stellen: Nachwuchs wird überall gesucht.

Aber politische Entscheidungen werden nicht am Arbeitsplatz getroffen, und an den Wahlurnen bestimmen die zahlreichen über 50-Jährigen maßgeblich den Wahlausgang. Ein Gegengewicht will Tracy Abenaa Osei-Tutu, Aktivistin im Demokratische Stimme der Jugend e.V., schaffen. Die Absenkung des Wahlalters wäre wohl die effektivste Möglichkeit, denjenigen eine Stimme zu geben, die von den Auswirkungen der Realpolitik am längsten betroffen sein werden.

Im Ernst, Babyboomer? – Sa. 18.03. – 3sat: 19.20 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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