In Wahrheit - Still ruht der See
04.04.2020 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
Lesermeinung
Judith Mohn (Christina Hecke, l.) konfrontiert die Clique um Number Six (Rafael Gareisen, 2. v.r.). 
Warum scheint Marlons Tod Nesrin (Devrim Lingnau), Nicky (Pablo Grant), 
Jenny (Lina Keller) und Ahmed (Skandar Amini) so egal zu sein?
Vergrößern
Ist Marlon (Yannic Eilers) im See ertrunken oder hat jemand nachgeholfen? Der Rechtsmediziner (Max Landgrebe, l.) klärt Judith Mohn (Christina Hecke) und Freddy Breyer (Robin Sondermann, r.) über die ersten Ergebnisse auf.
Vergrößern
Judith (Christina Hecke) und Freddy (Robin Sondermann) vor dem See
Vergrößern
Kathrin Brandmann (Bernadette Heerwagen) sucht in der Siedlung nach ihrem Sohn. Noch weiß sie nicht, welchen grausamen Fund sie machen wird.
Vergrößern
Originaltitel
In Wahrheit - Still ruht der See
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2019
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Das Ghetto von der Saar

Von Wilfried Geldner

Die Leiche des 16-jährigen Marlon Brandmann wird in einem See aufgefunden, an dessen Ufer sich gerne die Jugendlichen des Ortes treffen. In ihrem vierten Fall kehrt die Saarbrücker Kriminalkommissarin Judith Mohn an ihren Heimatort zurück, um innerhalb einer Jugendbande zu ermitteln.

Viele gut gemeinte Sprüche in vermeintlichem Jugend-Speech, aber auch viel Overacting und Theatralik kennzeichnen den vierten Fall der Saarbrücker Kriminalkommisarin Judith Mohn (Christina Hecke) und ihres Kollegen Freddy Breyer (Robin Sondermann). Auch dabei beim neuen Krimi der "In Wahrheit"-Reihe: Rudolf Kowalski als Elder Statesman Markus Zerner und Jeanne Goursaud als Assistentin Lisa, die für jugendlichen Anstrich sorgt.

Eins muss man ihr lassen, der Saarbrücker Kommissarin, die sich in der Folge "Still ruht der See" in ihren einst in Auseinandersetzung mit der verständnislosen Mutter verlassenen früheren Heimatort begibt. Langbeinig ist sie, das merkt man in den ersten Sekunden, als sie mir nichts, dir nichts der entnervten Mutter des im See gefundenen Marlon Brandmann (Marlon Brando?) zu Hilfe eilt. Stürzt sich ins Wasser, dass die Jeggings nass werden bis zum demonstrativ in Hüfthöhe getragenen Pistolenhalfter. Offen und mit viel Empathie gesegnet ist sie auch, diese Judith Mohn, ganz nach Maßgabe ihrer Darstellerin, die sich laut eigenem Programm "nicht besonders hart oder männlich" geben will als Kommissarin und Frau. Keine Vorverurteilung, sondern Neugierde zeigen – das ist ihre Devise.

Schade nur: Bei den mürrischen Jugendlichen, unter denen sie ermitteln muss, kommt so was gar nicht gut an. Die Clique von der Saar bildet eine Mauer aus Beton und schweigt. Das wiederum mag durchaus realistisch sein, verlangt vom Zuschauer allerdings verdammt viel Geduld, zumal die Halbsätze der durchaus bunten fünfköpfigen Truppe Abziehbilder vorgegebener Machosprüche sind. Mit Empathie ist in diesem Fall eher nichts zu holen.

Willkommen im Ghetto

Die Kommissarin lernt also viel dazu über depravierte Jugendliche vom Rande der Gesellschaft, die auch angesichts eines Toten aus ihrer Mitte noch munter bleiben können und über den Vater des Ermordeten Sätze wie: "Da kommt der Alte!" sagen. Nun, ja. Mit dem Reihentitel "In Wahrheit" hat das alles nichts zu tun, man verwechsle die Fiktion nicht mit der Wirklichkeit.

Zwar wird man zunächst in verzahnten Szenen vielfach auf falsche Fährten gelenkt, erfährt vom Alkoholmissbrauch der Truppe, vom Handel mit gefakten Turnschuhmarken (Wow!), und erlebt grassierenden Machismo bis hin zu Vergewaltigungswetten, doch lässt sich die Ursache des wiederholt betonten Außenseitertums des Toten immer mehr erahnen. Allerdings bleibt sie bis zuletzt eher spießig undercover. Frau Mohn, die Arme, braucht bei alldem ein besonders dickes Fell, muss sie sich doch am Heimatort von ihrer monströs karikierten sozial abgehängten Mutter wie auch von ihrem Müllarbeiter-Cousin als eine, die in bessere Kreise vorgedrungen sei, einiges gefallen lassen. Wie sagt doch die Kommissarin bei der Ankunft zum Kollegen so schön? "Willkommen im Ghetto!" – Alles Weitere ist leider nur ein einziger vergeblicher Klimmzug, um das zu beweisen.

In Wahrheit – Still ruht der See – Sa. 04.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. Andreas Hagemann
Gesundheit

So entkommen Sie der Einsamkeitsspirale

Einsamkeit betrifft Menschen jeden Alters und Geschlechts und kann zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Die WHO bezeichnet sie als Pandemie des 21. Jahrhunderts. Doch es gibt Wege, diesem Gefühl entgegenzuwirken.
Martin Brambach im Anzug.
TV-News

"Mit Herz und Hilde": Martin Brambach über seine Rolle als Ronnie

Martin Brambach macht nicht nur als Tatort-Ermittler eine gute Figur. In „Mit Herz und Hilde“ spielt er Ronnie, einen Mann, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird, dabei aber gleichzeitig die Gegenwart nicht aus den Augen verliert.
Dr. David Kubosch
Gesundheit

Wenn Atmen, Bücken oder Drehen zum Problem werden

Rundrücken durch ständiges Sitzen? Wie sich der Rücken auf den ganzen Körper auswirkt und welche Maßnahmen helfen, erklärt ein Experte für Rückengesundheit.
Die Vulkaninsel La Réunion.
Reise

Sehnsuchtsorte im Jahr 2026

prisma stellt mögliche Reiseziele fürs nächste Jahr vor und verrät, an welchen Orten besondere Erlebnisse auf Urlauber warten.
Johannes B. Kerner steht auf einer Treppe.
HALLO!

Johannes B. Kerner über das Weihnachtsfest: "Familie geht über alles"

Johannes B. Kerner moderiert rund um Weihnachten drei Sendungen. Mit prisma hat er über deren Besonderheiten gesprochen und erklärt, warum ihm die Jahreszeit so gut gefällt.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.