Wie zeigt man ein Drama aus der Perspektive eines pädophilen Mannes? Regisseur Savaş Ceviz wagte 2018 genau das: In seinem Film "Kopfplatzen" kämpft Max Riemelt als verzweifelte Hauptfigur gegen das verbotene Verlangen an.
Als Regisseur kann man seinen ersten Langspielfilm behutsam an- und auf Nummer sicher gehen. Man kann es aber auch machen wie Savaş Ceviz und gleich ein Wagnis ein- und aufs Ganze gehen. In seinem Drama "Kopfplatzen" von 2018 lotet der Filmemacher Grenzen aus, indem er die Perspektive der pädophilen Hauptfigur ins Zentrum rückte. Max Riemelt verkörpert den 29-jährigen Markus, einen erfolgreichen Architekten, der seine pädosexuellen Neigungen vor seinem Umfeld verstecken muss. Das Erste zeigt den Film nun in Erstausstrahlung.
Sieht er einen kleinen Jungen, ist Markus erregt. Er verachtet sich dafür selbst. Weder seine Familie noch seine Arbeitskollegen ahnen, dass er tagtäglich versucht, sein verbotenes Verlangen in den Griff zu bekommen. Auch die neue Nachbarin Jessica (Isabell Gerschke) weiß nichts vom Begehren des hilfsbereiten jungen Mannes, als sie ihm ihren Sohn Arthur (Oskar Netzel) zum gelegentlichen Aufpassen anvertraut. Im Gegenteil: Während sie sich in Markus verliebt, erblickt der achtjährige Junge in ihm eine Art Ersatzvater.
Bald wird es für den Endzwanziger immer schwieriger, seine potenziell gewaltvolle Neigung zu kontrollieren. Nicht Täter zu werden. Scheinbar ruht er in sich, doch dreht er in Wirklichkeit fast durch. Kann er der Hölle in seinem Kopf entgehen? In ruhigen Bildern nähert sich Regisseur Ceviz unaufgeregt einem gesellschaftlichen Tabu. Dafür wurde er 2019 beim São Paulo International Film Festival nominiert, im selben Jahr erhielt "Kopfplatzen" bei den Biberacher Filmfestspielen die Auszeichnung als bester Debütspielfilm.
Kopfplatzen – Di. 15.06. – ARD: 23.05 Uhr