An einer Tankstelle in der Provinz wird ein Mitarbeiter von einem Mann getötet. Das mutmaßliche Motiv: Frust über die Hygienevorschriften – der Täter weigerte sich, eine Maske zu tragen. Was hinter der Tat steckt und welche gesellschaftlichen Folgen sie hat, beleuchtet nun eine "Story im Ersten"
Die Pandemie vertiefte die ideologischen Gräben in unserer Gesellschaft weiter – so lautet eine oft vernommene Zeitdiagnose. Und tatsächlich scheint sich im Zuge der Corona-Proteste manch zuvor unauffälliger Bürger radikalisiert zu haben. Eine Zäsur erlebte diese Entwicklung, die zuvor vor allem auf Demonstrationen sowie in Online-Gruppen und -Foren deutlich wurde, aber im September 2021: Erstmals hierzulande tötete ein Mensch jemanden mutmaßlich aus Frust über die Hygienevorschriften. Mario N., der sich im Dunstkreis der Corona-Leugner bewegte, erschoss an einer Tankstelle in der rheinland-pfälzischen Provinz einen Mitarbeiter, weil dieser ihn zum Maskentragen aufforderte. Die "Story im Ersten: Mord an der Tankstelle" spürt nun den Hintergründen und Folgen der Tat nach.
"Vom Protest zur Gewalt?" – Das fragt der Untertitel des Films von Udo Frank und Rainer Fromm, die in ihrer investigativen Dokumentation den Radikalisierungsweg von Mario N. nachzeichnen. Sah er sich tatsächlich "im legitimen Widerstand gegen staatlichen Zwang und Bevormundung", wie es in der Ankündigung heißt? Recherchen führen die Filmemacher auf Online-Plattformen und andere Kanäle, auf denen der spätere Täter zum Hass angestachelt worden sein soll.
Auch nach dem Mord gibt es einigen Applaus aus einer Szene, die immer gewaltbereiter zu werden scheint: "Das Erschreckende: Die Spur führt nicht nur an die Ränder, sondern in die Mitte der Gesellschaft", heißt es seitens der Macher. Welches Gewaltpotenzial lauert auch inmitten der sogenannten bürgerlichen "Mitte"?
Die Story im Ersten: Mord an der Tankstelle – Mo. 11.04. – ARD: 22.50 Uhr