Sex, Macht und Lügen
17.01.2024 • 20:15 - 21:00 Uhr
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
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Machtmissbrauch in Politik, Film und Sport: Das System hinter den Einzelfällen

Von Maximilian Haase

Machtmissbrauch und Übergriffe bekannter Persönlichkeiten werden seit "MeToo" mehr und mehr öffentlich. Ob in Politik, Kultur oder Sport – die 3sat-Doku "Sex, Macht und Lügen" zeigt in drei Teilen, dass hinter den Einzelfällen oft ein System steckt.

Über sechs Jahre ist es her, dass die "MeToo"-Bewegung die sexistischen Strukturen in Hollywood und anderswo in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit brachte. Trotzdem – oder gerade wegen der höheren Aufmerksamkeit dafür – kommen seither immer wieder neue Skandale ans Licht. Oft geht es um "mächtige" und mithin auch prominente Männer, die ihren Status für sexualisierte Übergriffe ausnutzen. Und das in vielen gesellschaftlichen Bereichen, von denen die Dokumentation "Sex, Macht und Lügen" nun die wichtigsten in den Blick nimmt: In der Politik, in der Kultur und im Sport gibt es regelmäßig Fälle von Machtmissbrauch, die das 3sat-Format in drei separaten 45-minütigen Episoden anhand zahlreicher Beispiele beleuchtet. Hinter den Einzelfällen, so die Doku, steckt nicht selten System.

"Wann wird aus Sex und Missbrauch ein politischer Skandal – und wer bezahlt letztlich dafür?", fragt der erste Teil, in dem sich Autorin Charlotte Krüger den höchsten Gipfeln der Macht und ihren angrenzenden düsteren Abgründen widmet. Die Sphäre der Politik ist voll von Beispielen unterschiedlicher Schweregrade: Beleuchtet wird die Affäre zwischen Monica Lewinsky und Bill Clinton, die erst durch eine Lüge zum Skandal wurde und die Frage nach einer gleichberechtigten Beziehung trotz Machtgefälle aufwarf. Warum Politiker trotz Missbrauchsvorwürfen beliebt sind, fragt die Doku mit Blick auf Donald Trumps prahlerische Geständnisse über seinen Umgang mit Frauen. Zur Sprache kommen auch Silvio Berlusconis berüchtigte Eskapaden, die seiner Popularität bei der weiblichen Wählerschaft keinen Abbruch tat.

Hiesige Verhältnisse schaut sich der Film am Beispiel des Bundestags an, wo sexistisches Verhalten im Alltag noch immer vorkomme. Ist eine MeToo-Debatte in der deutschen Politik unausweichlich? Der Film fragt zudem nach der historischen und gegenwärtigen Rolle von Sex als Manipulationsmittel – etwa für Spioninnen wie Betty Thorpe und deren sogenannte "Honigfallen". Wurde beispielsweise Wikileaks-Gründer Julian Assange ein Opfer solcher Manipulationen?

Tief verwurzelte Missstände

Im zweiten Teil beleuchtet Sandra Aid ab 21 Uhr die Welt der Kultur und damit den Ursprung der MeToo-Bewegung infolge der Enthüllungen rund um Harvey Weinstein. Die Doku zeigt, wie tief Machtmissbrauch in der Filmindustrie und am Theater verwurzelt ist und wie das System einen Täter wie Weinstein jahrzehntelang schützte. Dass ähnliche Strukturen auch in der deutschen Branche herrschten und herrschen, wird hier aber keinesfalls verschwiegen. Auch die Musikbranche steht im Fokus des Films, insbesondere R.Kelly, der seine oft minderjährigen Fans ausnutzte und manipulierte. Die Dokumentation forscht kritisch nach, weshalb derlei Missstände so lange toleriert wurden – aber fragt mit Blick auf den Fall Asia Argento auch, wie Opfer zu Tätern werden können.

Der finale dritte Teil der Dokumentation (ab 21.45 Uhr) schließlich widmet sich dem Spitzensport. Autor Lars Hering illustriert, wie sich hinter Ruhm und Erfolg oft düstere Geheimnisse verbergen; wie Macht und Einfluss missbraucht werden, um Verbrechen zu vertuschen und Opfer zum Schweigen zu bringen. Wie die Strukturen im Leistungssport Taten ermöglichen, belegen prominente Beispiele wie der Fall des US-Turnverbandarztes Larry Nassar, der bei angeblichen Behandlungen hunderte junge Frauen missbraucht haben soll. Dass Trainer das Machtgefälle zu ihren Schützlingen ausnutzen, beschreibt etwa Tennisikone Pam Shriver, die selbst vor 40 Jahren zum Opfer wurde.

Auf welche Weise auch die Medien nicht nur "objektive" Beobachter sind, zeigen die Vorwürfe eines Schiedsrichters gegen einen Fußballtrainer in Deutschland 2010, die in einer medialen Schlammschlacht münden. Doch auch prominente Sportler selbst geraten ins Kreuzfeuer – als ein Beispiel umreißt die Doku etwa die Vorwürfe gegen Fußballstar Cristiano Ronaldo aus dem Jahr 2009.

Der Dreiteiler "Sex, Macht und Lügen" hinterfragt – mit Blick für Widersprüche und Grauzonen – die Erzählung von den "isolierten Einzelfällen", indem er mit Hilfe von Expertinnen und Betroffenen die jahrelang gewachsenen Strukturen dahinter offenlegt. Dass Machtmissbrauch in der Politik, in der Film- und Musikbranche und im Sport durch das System selbst ermöglicht und verdeckt wurde, erschreckt schließlich mehr als einzelne "Fehltritt" von Promis. Immerhin belegen Dokus wie diese eines: Das Patriarchat, so könnte man sagen, kann nicht mehr völlig unwidersprochen herrschen.

Sex, Macht und Lügen – Mi. 17.01. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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