Während Deutschland soeben die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet hat, setzt Polen neuerdings auf atomare Energieversorgung. DIe schlicht "Spaltung" betitelte Dokumentation schildert den kontroversen Diskurs um die Kernenergie in zwei Gemeinden: Gundremmingen in Deutschland und Choczewo in Polen.
Am 15. April 2023 wurden in Deutschland die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Dieser Ausstieg aus der atomaren Energieversorgung war aus Sicherheitsgründen bereits nach der Katastrophe von Fukushima 2011 beschlossen worden, auf Dauer will man vor allem auf erneuerbare Energien setzen. In Polen dagegen, wo bislang die Energie aus Luft verschmutzenden Kohlekraftwerken bezogen wird, setzt man zum jetzigen Zeitpunkt auf atomare Energie – zwei neue Atomkraftwerke sollen an der Ostseeküste gebaut werden. Doch die Anwohner wehren sich.
In ihrer Dokumentation mit dem Titel "Spaltung" zeigen João Pedro Prado und Anton Yaremchuk, beide Absolventen der Filmhochschule Babelsberg, die Reaktionen am geplanten Standort Choczewo in Polen, wo ab 2026 das erste Atomkraftwerk des Landes entstehen soll, und setzen sie mit den Erfahrungen der Einwohner des schwäbisch-bayerischen Standortes Gundremmingen in Bezug.
Ihr Film schildere "den kontroversen Diskurs um Kernenergie in zwei Gemeinden, die am Wendepunkt ihrer energetischen Zukunft stehen", sagen die Autoren. Hier wie dort gab und gibt es Befürworter der angeblich "sauberen" Atomenergie, deren Anfälligkeit jedoch durch die Ereignisse von Fukushima und nicht zuletzt durch Putins Angriffskrieg in der Ukraine aufgezeigt wurde. Mit dem Atomkraftwerk von Saporischschja steht in der Ukraine das größte Kernkraftwerk Europas.
"Wenn man sich vorstellt, dass diese Strände kaputt gemacht werden, will man einfach nur weinen. Es gibt ganz wenig solcher Strände hier in Polen", sagen die Einwohner von Choczewo an der Ostseeküste, 75 Kilometer im Nordwesten von Danzig. Mit der Idylle dürfte es vorbei sein, wenn künftig ein Kraftwerk über der Landschaft ragt. Doch es gibt Zwänge: Der Ausstieg aus der zu lange genutzten Kohleenergie sei anders nicht zu bewältigen, so versichern die Fachleute.
Im schwäbischen Gundremmingen an der Donau, wo das dortige AKW bereits 2021 abgeschaltet wurde, sollen im Herbst 2025 die imposanten Kühltürme gesprengt werden, der weitere Rückbau wird allerdings noch bis in die 30er-Jahre dauern und die Suche nach einem Standort für die Endlagerung des radioaktiven Mülls wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Dennoch setzen viele Staaten, anders als Deutschland, weiterhin auf Atomenergie. 2024 kündigten in Brüssel mehr als 30 Staaten an, den Bau von Atomkraftwerken bis 2050 zu verdreifachen.
Spaltung – Mo. 02.06. – ZDF: 00.00 Uhr