Tatort
15.08.2021 • 20:30 - 22:00 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2018
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Der Schmerz des Menschen

Von Eric Leimann

Zwei Fälle taugen mehr als einer? Im wohl besten Berliner "Tatort" mit den Ermittlern Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) versuchten die Kommissare im TV-Krimi von 2018, den Schmerz der Hinterbliebenen zu verstehen.

Die Berliner Ermittler Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) bekamen es im "Tatort: Tiere der Großstadt" (Erstsendung: 16. September 2018) gleich mit zwei Fällen zu tun. Tom Menke (Martin Baden), Betreiber eines vollautomatisierten Kaffeeshops, wurde in seinem "Robista" benannten Laden getötet. Hat ihn der stets freundliche Roboter auf dem Gewissen? Die Enge innerhalb der Kaffeezelle schließt im Prinzip weitere Täter aus. Naturbloggerin Charlie (Stefanie Stappenbeck) findet die Leiche einer jungen Joggerin im Wald. In ihren Wunden: Wildschweinhaar. Ein Unfall? Der Ehemann (Kai Scheve) der Toten ist am Boden zerstört. Indes wirkt die Witwe (Valery Tschplanowa) des Kaffeeautomaten-Betreibers seltsam abwesend. Der grandiose Berliner "Tatort" mit Karow und Rubin ist eine komplexe, äußerst stimmungsvolle Elegie über den mannigfaltigen Schmerz des Menschseins.

Drehbuchautorin und mehrfache Grimmepreisträgerin Beate Langmaack ("Blaubeerblau", "Zeit der Helden") scheint klassische Krimis nicht besonders zu mögen. Ihre Filme sind eher gelungene Abhandlungen über das Menschsein als klassische Tätersuchspiele. Auch deshalb stechen sie heraus. Im Franken-Fall "Das Recht, sich zu sorgen" verschachtelte die Hamburger Autorin einmal drei Fälle zu einem 90-Minuten-Krimi – diesmal kommt sie mit zwei voneinander unabhängigen Todesfällen aus. Langmaacks Plots sind niemals durchsichtig oder platt. Stets darf man sich auf subtiles Erzählen, grimmigem Humor und zeitgeistige Seitenhiebe freuen. Ihr "Tatort: Tiere der Großstadt", den Regisseur Roland Suso Richter ("Tatort: Kopper") in kinoreif schöne Bilder übersetzte, scheint manchmal fast überzulaufen – mit seinen wunderbar pointierten Dialogen und poetischen Figuren. Aber der Film kriegt auch immer wieder die Kurve – zu zwei rätselhaft spannenden Kriminalfällen.

Finaler Auftritt, großer Soundtrack

Karows Recherche in der Welt der Robotik fördert interessante Erkenntnisse zu Tage. Zum Beispiel jene, gar nicht mehr so kühne These, dass sich der Mensch selbst längst auf dem unumkehrbaren Weg befindet, ein Cyborg zu werden. "Das Smartphone ist doch jetzt schon eine natürliche Verlängerung unseres Körpers", bellt Karow, während ihm ein Robotik-Guru, Entwickler jenes künstlichen Barista unter Mordverdacht, zum Abschied seine von Gedanken gesteuerte Metallhand reicht.

Neben echten Tieren wie jenen Wildschweinen, die Berlin immer mehr als Lebensraum erobern, findet sich aber auch angenehm Unlogisches in diesem Krimi: Menschen, die unglaubliche, von Liebe und Schmerz gesteuerte Gefühlstaten begehen oder Figuren wie einen steinalten Rentner (großartig: der im Dezember 2019 im Alter von 92 Jahren verstorbene Schauspieler Horst Westphal, "Wolke 9"), der im Hochhaus über dem Platz des "Robista"-Automaten wohnt und in der Nacht das Leben auf der Straße im Sinne einer eher poetischen Realität beobachtet.

Mit "Tiere der Großstadt" und dem Grimmepreis-gekrönten Vorgängerfall "Meta" vom Febraur 2018, ein auf der Berlinale und unterschiedlichen Realitätsebenen spielendes Husarenstück, befand sich der Berliner "Tatort" mit Meret Becker und Mark Waschke auf dem Zenit. Zur Wirkung des Krimis trägt auch der qualitativ weit überdurchschnittliche Soundtrack von Nils Frahm ("Victoria") bei. Für seinen ersten "Tatort" erfand der Starkomponist punktgenaue, elektronisch melancholische Klangwelten, die für den Schmerz des Personals dieses Krimis noch mal eigene Dimension zu erschaffen scheinen.

Tatort: Tiere der Großstadt – So. 15.08. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Francis Tobolsky.
HALLO!

Francis Tobolsky: "Wir sind nicht so leicht unterzukriegen"

Wucan aus Dresden gehören zu den deutschen Bands der Stunde. Stilistisch kaum einzuordnen, färbt die Wucht und Faszination ihres emotionalen Vortrags auf viele Musikliebhaber ab. Mit Sängerin Francis Tobolsky sprach prisma über das neue Album „Axioms“.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Gesundheit

Welche Impfungen sind jetzt wichtig?

Im Herbst ist der richtige Impfschutz von großer Bedeutung, um vor Grippe, Corona und anderen Infektionen zu schützen. Besonders Risikogruppen sollten auf Auffrischungen achten. Welche Impfungen jetzt wichtig sind und worauf geachtet werden sollte.
Lisa Feller in "Ladies Night"
HALLO!

Eine Bühne für Frauen: "Ladies Night" mit Lisa Feller

Am 1. November wird die 100. Folge der ARD „Ladies Night“ ausgestrahlt. Prisma sprach mit Gastgeberin Lisa Feller über das Erfolgsformat.
Eine Spritze im Arm.
Gesundheit

Weltdiabetestag am 14. November

Am Weltdiabetestag am 14. November klären Organisationen weltweit über Diabetes auf. In Berlin findet am 16. November eine Veranstaltung zum Thema "40 Jahre erster Insulin-Pen" statt. Mehr als 90 Prozent der Diabetes-Patienten in Deutschland haben Typ-2-Diabetes.
Prof. Dr. med. Joachim Dissemond
Gesundheit

Kleine Wunden, große Gefahr

Bei Diabetes kann die Wundheilung problematisch werden. Unterschätzte Wunden können sich entzünden und schwere Infektionen verursachen. Frühzeitige ärztliche Hilfe ist entscheidend.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Bluthochdruck – Risikofaktor mit schweren Folgen

Hoher Blutdruck erhöht das Risiko etwa für Schlaganfall oder Herzinfarkt. Deshalb ist es wichtig, zu hohe Werte schnell zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Doch nicht immer helfen Medikamente.