Tatort
01.01.2024 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Franziska Weisz und ihr singender Abschied

Von Eric Leimann

Hamburg-Ermittler Falke (Wotan Wilke Möhring) verliert zum Jahresauftakt mal wieder eine Partnerin. Im "Tatort: Was bleibt" beginnt Julia Grosz (Franziska Weisz) in ihrer letzten Folge eine Gesangskarriere. Zudem muss der Tod eines jungen Mannes aufgeklärt werden, dessen Identität schleierhaft ist.

13 Fälle hat Julia Grosz (Franziska Weisz) mit ihrem Partner Falke (Wotan Wilke Möhring) seit 2016 gelöst. Im "Tatort: Was bleibt", dem in deutlichen Moll-Tönen gezeichneten Neujahrs-Fall des ARD-Vorzeigeformats, arbeiten die beiden nun ein letztes Mal zusammen. Franziska Weisz, 43-jährige Österreicherin und junge Mutter, verlässt den "Tatort" auf eigenen Wunsch. In den nächsten beiden Fällen – wohl ob der Kurzfristigkeit von Weisz' Abschied – ermittelt Punkrock-Kommissar und Weltverbesserer Falke alleine in seiner Heimatstadt Hamburg und Umgebung. Danach wird man sehen. Doch wie gestaltet sich das Ende der Zusammenarbeit Grosz/Falke?

Zunächst mal mit einem ziemlich kruden Mix aus harter migrantischer Realität und gefühligen Polizisten: Mitten auf dem Kiez – in einer Absturzkneipe, in der man normalerweise Fans des FC St. Pauli in ihrer "dritten Halbzeit" vermuten würde, feiern die Kollegen das 25-Jahre-Dienstjubiläum des unverwüstlichen Kommissars. Während Falke halb beschämt von so viel Ehre im Publikum herumgrinst, überrascht ihn Kollegin Grosz mit ihrer Sangeskunst. Eine "Bullenband" – später erfährt man, dass sie sich den wirklich guten Namen "Hände hoch!" gegeben hat, sie covert Punkrock-Klassiker aus den 80-ern und 90-ern: Hüsker Dü, Pixies, The Jesus and Mary Chain. Alles ist dabei und wird von Grosz/Weisz mit viel Inbrunst und Freude intoniert.

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Doch es gibt noch einen Kriminalfall zur Party, der ebenfalls auf dem Hamburger Kiez beginnt. Während einer Polizei-Großrazzia entkommt ein unbekannter junger Mann (Malik Blumenthal) dem Einsatz. Wenig später steht er vor Falke und bittet ihn um einen Gefallen, der dieser ihm seit langem schuldig wäre.

Geht schon am 1. Januar alles den Bach runter?

Falke jedoch kann sich nicht an den dunkel gelockten Mann um die 30 erinnern. Wenig später wird er tot aus der Elbe geborgen. Zuvor sieht man, wie der Unbekannte beim älteren Ehepaar Timmig (Gerhard Garbers, Leslie Malton) vorstellig wird, das sich seit Jahrzehnten um Menschen kümmert, die in Deutschland Probleme mit ihrem Aufenthaltsstatus haben. Dabei kommt es zu einem Streit.

Auch zu Oliver (Hanno Koffler), dem Sohn der Timmigs, zieht es den wenig später Verblichenen. Und es ist zu spüren, wie der Kurzbesuch in einer bürgerlichen Kleinstadtsiedlung vor den Toren Hamburgs auch bei Olivers Frau (Janina Elkin) und Mutter seiner beiden Söhne viel Unbehagen auslöst.

Welche Macht hat(te) der Unbekannte über sein Umfeld, und wer ist/war er überhaupt? Falke zermartert sich den Kopf, um sich an den Mann zu erinnern. Gleichzeitig irritiert ihn die Aussage Julias, dass sie ein attraktives Jobangebot bekommen hat und darüber nachdenkt, Hamburg – und damit auch Falke – zu verlassen. Geht denn ausgerechnet am 1. Januar schon alles den Bach runter?

Irgendwie hat man das Gefühl, dass im Drehbuch von Marija Erceg ("Der Udedom-Krimi") die beiden Erzählstränge des Kriminalfalles und der von Grosz' Abschied irgendwie nicht so recht zusammenkommen wollen. Wie man hört, hatte Franziska Weisz eine klare Vorstellung davon, wie ihr letzter Akt auszusehen habe.

Gleichzeitig verarbeitet Autorin Erceg in ihrem Buch auch eigene Lebenserfahrungen, denn im Interview gibt die Tochter kroatischer Immigranten an, dass sie sich immer etwas unwohl und nicht richtig heimisch in ihrem "Gastarbeiterland" gefühlt habe. Ein Grundgefühl, welches sie hier in eine Geschichte rund falsche Identitäten und das Vorgaukeln "richtiger" gegossen hat. Trotz der guten Grundidee und des Geheimnisses, das hier – nicht unspannend – aufgebaut wird, gelingt es dem Krimi nicht, einen gewissen Sog zu erzeugen.

Der in Hannover spielende Fall "Schattenleben" vom Juni 2022 rund um Langzeit-Illegale, deren verzweifeltes "Versteckspiel" in Deutschland teilweise seit Jahrzehnten andauert, war bei nicht unähnlicher Thematik fokussierter und einnehmender.

Die Figur Falke war selbst nie genial

Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass in diesem eher tristen Neujahrskrimi (Regie: Max Zähle, "Schrotten") der recht gefühlig inszenierte Abschied von Grosz und ein Fall, der so gar nicht dazu passen will, zusammen in 90 Minuten gepackt wurden. "Was bleibt" wäre als klassischer Falke-Soloritt rund um dessen Themen "ein linker Weltverbesserer als Polizist" besser aufgehoben gewesen. Die Musikeinlagen von Grosz – auch Nick Caves "Into My Arms" spielt dabei eine wichtige Rolle – wirken dazu, als hätte man kurz mal zwischen zwei "Tatorten" hin- und hergeschaltet.

Was bleibt nun nach sieben Jahre vom Duo Falke/Grosz? Ein paar wenige, wirklich starke Filme gab es: Zum Beispiel das clever konstruierte "Alles was sie sagen" über Wahrheit und Lüge im Verhör. Auch die Kiezballade "Die goldene Zeit", das Milan Peschel-Special "Querschläger" oder eben das erwähnte "Verborgen" waren Falke-Folgen mit deutlicher Qualität. Franziska Weisz, zweifelsohne eine sehr gute Schauspielerin, wird dem Format fehlen.

Andererseits bleibt Falke – der Milch trinkende, idealistische Ex-Punker aus dem rauen Stadtteil – auch viele Jahre nach seiner Erfindung ein Konstrukt, das zwar interessant ausgedacht erscheint, aber nur bedingt je mit einem authentisch-glaubwürdigem Lebensgefühl gefüllt werden konnte. Die Figur Falke war selbst nie genial. Sie wuchs oder schrumpfte stets ein bisschen mit der Qualität der einzelnen Fälle. Da wird auch eine neue Partnerin oder ein neuer Partner wenig ändern – wer immer es sein mag.

Tatort: Was bleibt – Mo. 01.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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