Tunnel der Freiheit
28.07.2021 • 23:00 - 00:30 Uhr
Info, Zeitgeschichte
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Tunnel der Freiheit
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Info, Zeitgeschichte

Eindrucksvolle Bilder: Durch den Fluchttunnel in den Westen

Von Maximilian Haase

Nach dem Schock des Mauerbaus gruben Westberliner Studenten einen Tunnel, der 29 Ostberlinern die Flucht in den Westen ermöglichte. Die Doku "Tunnel der Freiheit" erzählt ihre spannende Geschichte anhand beeindruckenden Archivmaterials, das in HD restauriert wurde.

"Eine Beleidigung gegen die Menschheit", nannte US-Präsident John F. Kennedy den Bau der Mauer bei seiner legendären "Ich bin ein Berliner"-Rede am 26. Juni 1963 in West-Berlin. Knapp zwei Jahre zuvor hatte die DDR die Sektorengrenzen in der geteilten Stadt schließen lassen und die Errichtung eines im Propagandajargon sogenannten "Antifaschistischen Schutzwalls" angeordnet. Familien wurden getrennt, Menschen an der Ausreise gehindert. Eine Gruppe Studenten aus dem Westen stellte sich dagegen – und grub einen Tunnel, der 29 Menschen zur Flucht aus Ost-Berlin verhelfen sollte. Die neu aufgelegte Dokumentation "Tunnel der Freiheit", die mit den mahnenden Worten Kennedys beginnt, erzählt im Ersten nun ihre Geschichte.

Über vier Monate lang hoben die 41 Studenten den 135 Meter langen Tunnel aus. Sie riskierten ihr Leben, um Freunde, Partner und Verwandte aus dem abgeschotteten Osten zu sich zu holen. Das Wagnis gelang im Sommer 1962. Was heute nicht außergewöhnlich wäre, war damals spektakulär: Bau und die Flucht wurden von Filmkameras begleitet. Denn die Gruppe war nach 20 Metern des Tunnelbaus pleite, vom Verkauf der Filmrechte erhoffte man sich eine Finanzierung der Grabungen. Veräußert wurden Rechte an dem hochpolitischen Abenteuer an den US-amerikanischen Fernsehsender NBC, der das atemberaubende 16mm-Material im Dezember 1962 vor Millionenpublikum ausstrahlte.

1999 erzählte der viel beachtete Dokumentarfilm "Der Tunnel" – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen deutschen Spielfilm, in dem die Geschichte 2001 mit Heino Ferch in der Hauptrolle verfilmt wurde – von der Flucht, samt Interviews mit Tunnelbauern und Zeitzeugen, unterlegt mit NBC- und weiterem historischem Filmmaterial, das man zuvor auf einem Dachboden eines Beteiligten gefunden hatte. Über 20 Jahre später zeigt nun "Tunnel der Freiheit" die Story neu verfilmt als Remake in HD und im Cinescope-Format. Derart aufbereitet lassen gerade die Filmsequenzen aus den 60er-Jahren eine Nähe zu, wie man sie in historischen Dokumentationen selten erlebt.

Beeindruckendes Filmmaterial

Man sieht, wie weinende Mütter ihre Kleinkinder im Westen in Empfang nehmen, wie Menschen sich nach gelungener Flucht in die Arme schließen. Aber auch, wie die Tunnelbauer zuvor tagtäglich schufteten, und wie sie abseits davon ihren Alltag in dem jungen geteilten Land verlebten. Eine der mitreißendsten Geschichten ist jene von Klaus und Inge Stürmer, deren gemeinsamer Fluchtversuch 1961 misslingt. Er schafft es in den Westen, sie wird – schwanger und Mutter eines Kindes – im Osten zu einer Haftstrafe verurteilt. Schließlich arbeitet er am Tunnel mit und holt seine Liebsten in den Westen.

Für die Dokumentation konnten die Filmemacher die Stürmers, heute über 80 Jahre alt, treffen, interviewen und mit ihnen gemeinsam die alten Ausschnitte anschauen. Zu Wort kommt auch der berühmte Hasso Herschel, der die Fluchtwilligen koordinierte und in den Folgejahren hunderten Menschen auch auf andere Weise zur Flucht in den Westen verholfen haben soll. Heute ist er Mitte 80 und lebt in der Uckermark, wo das Filmteam ihn besuchte.

Andere Beteiligte am Fluchttunnel sind mittlerweile gestorben. So auch die beiden Italiener Mimmo und Gigi, die damals den Vertrag mit der NBC abschlossen und durch den Tunnel ihrem Kumpel Peter Schmidt helfen konnten. Berührende Interviews sowie Begegnungen zwischen den Freunden aus Ost und West zeigt das ebenfalls verbesserte Filmmaterial aus den 90-ern. Andere selten gezeigte Archivaufnahmen, TV-Ausschnitte und Privatbilder illustrieren den historischen Hintergrund im Kalten Krieg. So lebt der Film von Marcus Vetter vor allem von seinem beeindruckenden Material, seinen Emotionen und Protagonisten – und von seiner in Zeiten weltweiter Fluchtrouten und abgeriegelter Staaten zeitlosen Thematik. Der Drang nach Freiheit ist schließlich universell.

Tunnel der Freiheit – Mi. 28.07. – ARD: 23.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Sachsen.
Gesundheit

So lernen Kleinkinder durchzuschlafen

Schlafprobleme bei Babys sind weit verbreitet. Eine junge Mutter berichtet von den Herausforderungen mit ihrer einjährigen Tochter. Experten geben Ratschläge, wie Babys besser in den Schlaf finden und durchschlafen können.
Ein Mann hält sich den Bauch.
Gesundheit

Durchfall: Krankheitserreger natürlich bekämpfen

Durchfall kann plötzlich auftreten. Heilerde bietet eine natürliche Möglichkeit, Krankheitserreger zu binden und den Darm zu beruhigen. Erhältlich in Apotheken.
Ein Mann bekommt ein Hautscreening.
Gesundheit

Krebsvorsorge nicht verpassen!

Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten. Der "Tag der Krebsvorsorge" am 28. November soll aufklären und motivieren, wichtige Termine nicht aufzuschieben. Die AOK bietet mit dem "Vorsorg-O-Mat" ein spielerisches Tool, um die passenden Untersuchungen zu finden. Mehr dazu auf der AOK-Homepage.
Stefanie Heinzmann vor einem lilanem Hintergrund.
HALLO!

Stefanie Heinzmann über ihr neues Album "Circles": "Das Leben verläuft in Kreisen"

Stefanie Heinzmann hat Mitte Oktober ihr neues Album „Circles“ vorgestellt. Mit prisma sprach die sympathische Schweizerin über die neuen Lieder und die bevorstehende Tour.
Eine Grafik einer Krankenstation für Frühchen.
Gesundheit

Oktopusse für kleine Kämpfer

Der Weltfrühgeborenentag macht auf die Herausforderungen von Frühgeburten aufmerksam. In Deutschland werden jährlich tausende Kinder zu früh geboren. Die Initiative "Oktopus für Frühchen" bietet Unterstützung und hilft mit kleinen gehäkelten Oktopussen im Inkubator.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Herzinfarkt bei Frauen – oft nicht sofort erkannt

Eine 63-jährige Frau erlebte auf den Kanaren einen Herzinfarkt, der zunächst unentdeckt blieb. Professor Dr. Burkhard Sievers erklärt, warum Herzinfarkte bei Frauen oft anders verlaufen und welche Symptome ernst genommen werden sollten.