Unterwerfung
06.06.2018 • 20:15 - 21:45 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
François (Edgar Selge, Mitte) überlegt bei einem Spaziergang durch die Straßen von Paris, welche Auswirkungen eine Islamisierung Frankreichs auf das gesellschaftliche Leben haben könnte.
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Marie-Françoise Tanneur (Bettina Stucky) klärt François (Edgar Selge) darüber auf, dass der zukünftige Präsident der Pariser Universität schon seit Jahren eine islamfreundliche Position vertritt.
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Auch Aurélie (Catrin Striebeck) ist eine von François’ (Edgar Selge) Exfreundinnen, allerdings aus der Zeit, als er selbst noch studiert hat. Ungefähr im selben Alter wie er selbst, führt sie François bei einem ihrer sporadischen Treffen schonungslos vor Augen, dass gegen den körperlichen Verfall kein Kraut gewachsen ist.
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Godefroy Lempereur (Florian Stetter, li.) trifft auf den Pariser Literaturprofessor François (Edgar Selge, re.)
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(Edgar Selge) in seiner Wohnung, doch die Stimmung ist angespannt - alte Verletzungen führen zu neuen Provokationen.
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Myriam (Alina Levshin) besucht ihren Ex-Freund François in seiner Wohnung, doch die Stimmung ist angespannt - alte Verletzungen führen zu neuen Provokationen.
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Auf dem Weg ins Theater wird der Schauspieler Edgar Selge (Edgar Selge, Mitte hinten) von jungen Ausländern belästigt. Danach vermisst er seine Geldbörse und fasst einen übereilten Verdacht.
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François (Edgar Selge, li.) trifft in Paris seinen ehemaligen Kollegen, den Universitätsprofessor Steve (Jean-Yves Berteloot). Dieser unterrichtet an der neuen islamischen Universität und bekommt neben einem höheren Gehalt bald eine zweite Ehefrau.
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Regisseur Titus Selge (re.) mit Regieassistentin Tatiana Merizalde Dobles (li.) am Set von "Unterwerfung" in Paris.
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François (Edgar Selge, re.) diskutiert mit seinen Freunden Alain Tanneur (André Jung, Mitte) und dessen Frau Marie-Françoise (li.) das neue Regierungsbündnis unter Führung der Bruderschaft der Muslime.
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Robert Rediger (Matthias Brandt), der neue Präsident der Pariser Universität, empfängt François (Edgar Selge) in seiner Stadtvilla. Er möchte, dass François als Professor an die neue islamische Universität zurückkehrt und schwärmt über den religiösen Islam.
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In dem erfolgreichen Theaterstück "Unterwerfung", nach dem Roman des französischen Autors Michel Houellebecq, spielt Edgar Selge den Pariser Literaturprofessor François, der in Versuchung gerät, zum Islam zu konvertieren.
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Hauptdarsteller Edgar Selge (links) als François mit Kollegin Bettina Stucky als Marie-Françoise Tanneur (rechts). - Arbeitsfoto
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Schauspieler Edgar Selge (li.) begutachtet zusammen mit Regisseur Titus Selge (Mitte) und Kameramann Martin Farkas (re.) eine eben gedreht Szene in Paris. - Arbeitsfoto
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François (Edgar Selge, li.) ist vor den Pariser Unruhen zu Freunden auf’s Land geflüchtet und diskutiert mit Alain Tanneur (André Jung, re.) das neue Regierungsbündnis unter Führung der Bruderschaft der Muslime.
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François (Edgar Selge, re.) hängt an den Lippen von Robert Rediger (Matthias Brandt), dem neuen Präsidenten der Pariser Universität. Dieser möchte, dass François seine Lehrtätigkeit an der neuen islamischen Universität aufnimmt.
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François (Edgar Selge) überlegt bei einem Spaziergang durch die Straßen von Paris, welche Auswirkungen eine Islamisierung Frankreichs auf das gesellschaftliche Leben haben könnte.
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Der Schauspieler Edgar Selge (Edgar Selge) auf dem Weg ins Deutsche Schaupielhaus Hamburg, wo er am Abend eine Aufführung des erfolgreichen Theaterstücks "Unterwerfung", nach dem Roman des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq spielen wird.
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Myriam (Alina Levshin) besucht ihren Ex-Freund, den Literaturprofessor François (Edgar Selge, nicht im Bild), in seiner Pariser Wohnung. Die Stimmung zwischen den Beiden ist angespannt, alte Verletzungen führen zu neuen Provokationen.
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Mit der Aussicht auf ein höheres Gehalt und mehrere Ehefrauen versucht Robert Rediger, der Präsident der neuen islamischen Universität, François zur Konversion zum Islam zu überzeugen.
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Hint
Audiodeskription
Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2017
Spielfilm, Drama

Islamisierung für alle?

Von Maximilian Haase

Islamisierung, Sex, Krawall: Mit dem Meta-Drama "Unterwerfung" wagt sich das Erste an die Verfilmung des umstrittenen Romans von Skandal-Autor Michel Houellebecq.

Die Angst vor der "Islamisierung des Abendlandes" treibt manch "besorgte Bürger" hierzulande schon seit einiger Zeit um. Auch in Frankreich findet der antimuslimische Front National immer mehr Anhänger. Wie polarisierend die Debatte um muslimische Einwanderer auch in intellektuellen Kreisen wirkt, bewies 2015 die Diskussion um Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung". Galt das umstrittene Werk den einen als große Literatur, kritisierten es andere als islamfeindlich. Drei Jahre später wagt sich nun das Erste an eine Verfilmung des Stoffes, der in Hamburg bereits als Theaterstück inszeniert wurde. Echte Ausschnitte des umjubelten Bühnenwerks wechseln sich in dem cleveren Meta-Drama mit bissigen Spielfilm-Szenen ab. Auf beiden Ebenen in der Hauptrolle: ein starker Edgar Selge, dessen Neffe Titus Selge bei der RBB-Produktion Regie führte.

Irgendetwas – vielleicht das Unzähmbare, das Unflätige – scheint die deutschen Filmemacher an Michel Houellebecq zu faszinieren. Nach Oskar Roehlers "Elementarteilchen" von 2006 mit Moritz Bleibtreu und Christian Ulmen ist "Unterwerfung" bereits die zweite deutschsprachige Verfilmung eines Romans des französischen Skandalautors. Warum der streitbare Schriftsteller gern als solcher bezeichnet wird, führte er vor drei Jahren mit seinem dystopischen Werk über eine in naher Zukunft stattfindende Islamisierung Frankreichs abermals vor Augen. Sexismus, Schimpftiraden, Altherrenfantasien? Check. Politische Korrektheit, Rücksichtnahme, Moral? Fehlanzeige.

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Den unbedarften Zuschauern der vom RBB (!) in Auftrag gegebenen ARD-Verfilmung werden die Radikalität und männlichen Fantasien Houellebecqs noch einmal deutlicher offenbar: "Polizeiruf"- und "Tatort"-Experte Titus Selge greift sich selbstredend die kontroversesten Passagen der "Unterwerfung" heraus; vom schleichenden Aufstieg der "Islamischen Bruderschaft" bis zu den äußerst expliziten Sex-Gedanken und -Beschreibungen der Hauptfigur. Jener mal mitleiderregende, meist aber unsympathische Charakter namens François, ein Literaturprofessor und Alkoholiker, der jedes Semester mit einer neuen jungen Studentin eine Affäre beginnt, wird gespielt von einem fantastischen Edgar Selge – seines Zeichens der Onkel des Regisseurs.

An dieser Stelle liegt der Clou der Verfilmung, die sich angesichts des brisanten Stoffes keineswegs in einer schnöden Eins-zu-Eins-Umsetzung erschöpft. Vielmehr nutzt Titus Selge als Vorlage die gleichnamige Theateradaption des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg von 2016, in der Edgar Selge ebenfalls die Hauptrolle übernahm. Ein cleverer Kniff beschert "Unterwerfung" eine hübsche Metaebene, die der Härte der Erzählung den Wind aus den Segeln nimmt: In einer wohldurchdachten Inszenierung schneidet der Film abwechselnd echte Ausschnitte des Theaterstücks (zu dem sich Selge erst durch ein von G20-Autonomen-Unruhen erschüttertes Hamburg durchkämpft) zusammen mit klassischen Spielfilmausschnitten, die uns das politisch schwelende Paris des Jahres 2022 vor Augen führen.

In dieser Fiktion hat die gesellschaftliche Spaltung, die inzwischen auch hierzulande beklagt wird, ein nie gekanntes Level erreicht: Der rechte Front National um Marine Le Pen erreicht bei den Wahlumfragen die meisten Stimmen, dahinter folgt die immer weiter an Einfluss gewinnende "Islamische Bruderschaft" unter dem charismatisch-gemäßigten Ben Abbas. Während die Identitären geradezu auf einen Bürgerkrieg hoffen, vereinen sich in der Not die Sozialisten und Konservativen mit der islamischen Partei. Bei den Wahlen siegt Abbas und schafft in Frankreich den Laizismus zugunsten eines religiös geprägten Staates ab, in dem Patriarchat, Vielehe und Scharia die Hauptpfeiler sind.

François erhält seine Kündigung von der Sorbonne und zieht sich zu Freunden aufs Land zurück. Szenen von Ausschreitungstoten und Überlegungen seiner Geliebten, mit ihren jüdischen Eltern vor dem Kommenden nach Israel zu fliehen, wechseln sich ab mit den von Selge auf der Bühne intonierten Reflexionen über den hoffnungslosen Zustand der Gesellschaft. Irgendwann dann der Hoffnungsschimmer für die Hauptfigur: Der neue, islamfreundliche Sorbonne-Rektor Rediger (Matthias Brandt) bietet François eine Fortführung seiner Lehre an – selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass er zum Islam konvertiert. Für den alten Schwerenöter, der sich natürlich vor allem von der Aussicht auf polyamore Ehen angezogen fühlt, rückt die vollständige "Unterwerfung" nahe.

Das sehenswerte experimentelle Format liefert die Reaktion des Publikums im Theater gleich postwendend mit: Wenn die Zuschauer angesichts der zynischen und bisweilen wirklich amüsanten Kommentare zur verzweiflungswürdigen Lage erleichtert auflachen, wenn ältere Herrschaften bei nicht jugendfreien Genital- und Geschlechtsverkehr-Elogen empört den Kopf schütteln und den Saal verlassen – dann lässt sich der ebenso kompromisslose wie wichtige Stoff auch vor dem Fernseher besser ertragen. Lohnen tut es sich allemal. Damit die Kontroverse im Öffentlich-Rechtlichen auch auf ihren gewohnten Bahnen vollzogen wird, widmet sich "Maischberger" im Anschluss ab 21.45 Uhr ebenfalls dem Themenkomplex um Houellebecqs "Unterwerfung".


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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