Der 80. "Wilsberg"-Fall wird "very british": Ein charmanter Engländer verdreht Kommissarin Anna Springer den Kopf – sehr zum Leidwesen von Wilsberg, der mit dem Besuch aus Großbritannien auch noch um den Titel als Meisterdetektiv konkurrieren muss.
Klar: Münster ist nicht London, und Georg Wilsberg ist nicht Sherlock Holmes. Zu diesem etwas großspurigen Vergleich lässt sich der phlegmatische Hobbydetektiv (Leonard Lansink) in seinem 80. Fall dennoch hinreißen. Dass sein britischer Besucher John Cross (August Zirner) ihn in einem Nebensatz mal eben zu Dr. Watson degradiert, kann Wilsberg schließlich nicht auf sich sitzen lassen. Den Einwand, dass John Cross und Sherlock Holmes sich das Herkunftsland teilen, lässt der Münsteraner Ermittler nicht gelten. Schließlich, stellt Wilsberg richtigerweise klar, "war Watson auch Engländer".
Dass sich die beiden älteren Herren im Laufe des ZDF-Films "Wilsberg – Ein Detektiv und Gentleman" überhaupt – in welcher Konstellation auch immer – als Ermittler-Duo begreifen, ist angesichts Wilsbergs anfänglicher Antipathie durchaus überraschend. Schon die erste Begegnung steht unter keinem guten Stern: Der knorrige Detektiv kann wenig anfangen mit dem britischen Charme von John Cross, der sich als Historiker aus England vorstellt und eigentlich nur in Wilsbergs Antiquariat nach Literatur sucht. Anna (Rita Russek) hingegen ist hin und weg von dem Gentleman von der Insel – ein Grund mehr für Wilsberg, seinem Kunden die Tür zu weisen.
Es soll nicht lange dauern, bis sich die Wege der beiden Männer wieder kreuzen. Der Fall eines ermordeten Taxifahrers führt Wilsberg zur ehemaligen Kaserne der Britischen Rheinarmee. Dort trifft er nicht nur auf Tessa (Patricia Meeden), die als Anwältin den Bau eines neuen Wohnprojekts auf dem alten Militärgelände betreut, sondern auch auf Cross.
Letzterer behauptet, er sei in den 80er-Jahren in der Oxford-Kaserne stationiert gewesen und habe dort lediglich seine Erinnerung auffrischen wollen. Wilsberg zweifelt an der Glaubwürdigkeit des britischen Besuchers – tut sich aber trotzdem mit ihm zusammen, um den Fall des getöteten Taxifahrers aufzuklären. Logisch: Kein Holmes ohne Watson. Oder umgekehrt.
"Ein Detektiv und Gentleman" (Regie: Philipp Osthus, Drehbuch: Eckehard Ziedrich und Marko Lucht) ist ein "Wilsberg"-Krimi der besten Sorte. Das liegt nicht zuletzt an August Zirner, dem es in seiner grandiosen Episodenrolle mehr als einmal gelingt, den stoffeligen Wilsberg aus der Reserve zu locken.
Dass "Wilsberg" auch ohne britischen Sidekick wunderbar funktioniert, zeigen derweil die Quoten der beliebten Krimi-Reihe, die in der Regel zwischen sieben und acht Millionen Menschen vor die Bildschirme lockt. Fünf weitere Filme sind bereits bestätigt. Wann der nächste Fall mit dem Titel "Inside Job" (Regie: Vivian Naefe) folgt, ist noch nicht bekannt.
"Wilsberg – Ein Detektiv und Gentleman" – Sa. 13.01. – ZDF: 20.15 Uhr