ZDFzeit
06.08.2019 • 20:15 - 21:00 Uhr
Report, Geschichte
Lesermeinung
"Wir im Krieg": Das Bild könnte heute aufgenommen worden sein, doch es wurde schon vor 80 Jahren gemacht. Es zeigt Marion Burscher aus Berlin-Schönefeld, gefilmt von ihrem Vater Hans Burscher. Private Filmaufnahmen wie diese gewähren persönliche Einblicke in den Alltag in NS-Diktatur und Krieg. Für die Doku zum 80. Jahrestag des Kriegsausbruchs 1939 wurde das Filmmaterial neu abgetastet und aufwändig bearbeitet.
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"Wir im Krieg": Walther Lenger aus Leipzig freut sich an Silvester 1939 auf das neue Jahr. Zum Jahrestag des Kriegsbeginns vor 80 Jahren gewährt die Doku mit unveröffentlichtem privatem Filmmaterial einen ganz persönlichen Blick auf das Leben in NS-Diktatur und Krieg.
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"Wir im Krieg": Hobbyfilmer Walter Hachenburg dokumentiert den Familienalltag in NS-Diktatur und Krieg. Seine Frau und er erwarten 1939 ein Kind. Die unveröffentlichten Privatfilme geben persönliche Einblicke in den Alltag vor 80 Jahren.
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"Wir im Krieg": Ehepaar Hachenburg aus Bremen freut sich im Februar 1940 über die Geburt seiner kleinen Tochter. Wird es der Familie gelingen, den Krieg zu überstehen? Private Filmaufnahmen geben unverstellte Einblicke in den Alltag in Krieg und NS-Diktatur.
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"Wir im Krieg": Grete Höse aus Leipzig im Faltboot im Sommer 1939. Das junge Ehepaar Höse filmt im August 1939 seine Hochzeitsreise entlang der Oder. Es sind die letzten friedlichen Tage vor Kriegsausbruch am 1. September 1939.
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"Wir im Krieg": Hobbyfilmer Hans Burscher aus Berlin-Schöneberg hält stolz den Besuch seines Sohnes vom Reichsarbeitsdienst fest, die Mutter bewundert die NS-Uniform. Privatfilme aus der NS-Zeit wie dieser gewähren persönliche Einblicke in den Alltag vor 80 Jahren, in Diktatur und Krieg.
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"Wir im Krieg": Das Städtchen Lahr im Schwarzwald in der NS-Zeit. Die Stadtverwaltung beauftragte damals Filmer, das Leben in Lahr von der Machtübernahme Hitlers bis zum Kriegsende zu dokumentieren. Eine einzigartige Chronik in teils farbigen Filmbildern.
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"Wir im Krieg": Der Amateurfilmer Reinhard Wiener wird als Soldat der Marine 1941 mit seiner Kamera Zeuge eines Massenmords: In den Dünen von Libau erschießen Mitglieder der Einsatzgruppe A und lettische Kollaborateure Juden.
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"Wir im Krieg": Walter Hachenburg aus Bremen und sein Sohn bei einer Schutzübung mit Gasmasken. Der Hobbyfilmer hat Familienereignisse festgehalten, aber auch den Alltag in NS-Diktatur und Krieg. Für die Doku wurde das 80 Jahre alte Material neu abgetastet und aufwändig bearbeitet.
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Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2019
Report, Geschichte

Aus der Perspektive der Amateure

Von Wilfried Geldner

Während der NS-Zeit filmten Privatleute – teils in Farbe – ihre Familien, aber auch öffentliche Auftritte der NS-Kohorten. Es entsteht so im Rückblick ein anderes Bild, als es die Propaganda-Wochenschauen im NS-Staat vermittelten.

Die Legende ist diese: Auf Dachböden und in Kellern deutscher Haushalte "schlummert" ein vergessener Schatz: Schmalspurfilme, die den Aufstieg und Fall des Dritten Reichs aus ganz privater Perspektive zeigen. Die ganze Wahrheit mithin darüber, wie sich das Übel ausbreiten konnte, der Schrecken, an dessen Ende der gewaltsame Tod von Millionen Menschen stand. Fatal, dass die Diktatur in zeitlicher Parallele mit dem Aufkommen des Farbfilms Einzug hielt. Wer es sich leisten konnte, filmte mit teurem Kodak- oder Agfa-Matrial auf Schmalfilm mit acht oder 16 Millimeter Breite. Herauskamen meist keine Untergrundfilme, sondern die eher angepasste Sicht aufs Dritte Reich, wie sie vor Jahren bereits Sendereihen wie die n-tv-Dokuserie "Alltag unterm Hakenkreuz" vermittelte. Die ZDF-Zeitgeschichtsredaktion zeigt nun zum 80. Jahrestag des Kriegsausbruchs noch einmal "Bilder aus der Mitte der Gesellschaft" zu Zeiten des NS-Regimes. Experten, Historiker und Filmwissenschaftler, erläutern, "was die Bilder zeigen und was sie verschweigen".

Tatsächlich wurden viele der Privatfilme lange nicht veröffentlicht – und später häufig mit der Auflage freigegeben, den Tod des Autors abzuwarten. "Es ist erstaunlich, wie viel Filmmaterial 80 Jahre nach Kriegsbeginn noch nie öffentlich gezeigt wurde", sagt Stefan Brauburger, der Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte. "Es sind aufschlussreiche Einblicke in jene Zeit, die auch vor Augen führen, wie selbstverständlich sich viele Menschen in den Alltag des NS-Regimes einfügten."

Die Begeisterung ganzer Städte

Nicht zuletzt weil auch Amateurfilmer der Aufsicht der Reichsfilmkammer unterlagen, blieben viele Filme an der Oberfläche haften. Bilder von Aufmärschen und Paraden waren in der Überzahl, wenige zeigen aber auch die Bedrohung der jüdischen Bürger und den ihrer Geschäfte. Doch der Sohn, der in Uniform vom Arbeitsdienst nach Hause kommt, ist eher die Regel – ebenso wie die allgemeine Begeisterung ganzer Städte. So hat die Stadt Lahr im Schwarzwald zur NS-Zeit Filme in Auftrag gegeben, die zeigen, wie die Stadt immer mehr vom Nationalsozialismus vereinnahmt wurde. "Was dort im Kleinen geschah, ist auch im Großen geschehen", erläutert "Wir im Krieg"-Autor Jörg Müllner.

Aber auch das: Kurz vor Kriegsausbruch begibt sich ein Leipziger Ehepaar im Faltboot auf der Oder auf die Hochzeitsreise. Nur ein Lazarettschiff am Ufer kündet vom bevorstehenden Unheil. Man hofft, dass alles gut ausgeht und versucht, an seinem privaten Glück festzuhalten – ganz so, wie es die meisten machen. Der Rest ist Geschichte: Gasmasken im Schutzraum, Zerstörung und Ruinen.

Ein Schmalfilmer aus Leipzig, später auch Wochenschau-Kameramann, filmt den Vormarsch im Osten, die Zerstörung Warschaus und den Angriff auf die Sowjetunion. Im Stuttgarter Stadtarchiv ist selbst die Judendeportation von 1941 durch Privataufnahmen dokumentiert. Und ein Marinesoldat hält in Litauen die Erschießung von Juden fest. Es ist die andere Seite, jenseits von NS-Propagandafilmen und des Siegesrauschs deutscher Wochenschauen. Ein wirklich neues Bild vom Leben im NS-Staat liefert die ZDF-Zeitgeschichtsdoku jedoch nicht.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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