09.02.2016 Heilkräuter-Serie

Wenn die Nase läuft und läuft

Pestwurz und Spitzwegerich können bei Schnupfen oder einer Allergie helfen.
Pestwurz und Spitzwegerich können bei Schnupfen oder einer Allergie helfen. Fotoquelle: sheff/shutterstock.com

Schnupfen oder Allergie? In unserer Heilkräuter- Serie geht es um Pestwurz und Spitzwegerich.

Dies ist die Zeit, da sich für die Schleimhäute zwei Gefahrenquellen kreuzen. Einerseits sind Husten und Schnupfen im Februar nicht ungewöhnlich. Andererseits sind auch schon Pollen im Anflug.

Gemäß der alten Phytopharmaka-Weisheit, wonach für alles ein Kraut gewachsen ist, könnte man zu Spitzwegerich und Pestwurz raten. Beides sind erprobte Naturheilpflanzen.

Nur wüsste man aber doch gern, handelt es sich um Allergie oder Winterschnupfen? Niesanfälle und angeschwollene Nasenschleimhäute verraten das nicht so ohne Weiteres.

Immunreaktion oder allergische Reaktion?

Dr. Andrea-Mareen Behr, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an der Sternklinik in Bremen, sagt: "Einige Eigenschaften geben den Betroffenen erste Hinweise. Kommt der Schnupfen jährlich um eine bestimmte Zeit wieder, plötzlich und stark, handelt es sich wahrscheinlich um eine Immunreaktion auf Pollen. Ist das Nasensekret durchgehend transparent und dünnflüssig, liegt eher eine allergische Reaktion vor."

Und der gewöhnliche Schnupfen? Er ist zeitlich begrenzt. "Erkältungsbedingtes Nasenlaufen", sagt Dr. Behr, "endetin der Regel nach rund sieben Tagen." Phytotherapie, also die Behandlung mit Heilpflanzen, kann dabei helfen. Noch im 19. Jahrhundert war sie die wichtigste Medizinlehre überhaupt. Klar, dass Heilkräuter zur Basis für viele moderne Arzneimittel wurden. So entstand der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) aus der Rinde des Weidenbaumes.

Der Spitzwegerich, der sich auf die Schleimhaut legt und bei Husten und anderen Atemwegserkrankungen eingesetzt wird, ist eine Wiesen- und Wegrandpflanze, auf die man leicht tritt (was er aber nicht krummnimmt). Botaniker sprechen von einer "Vertrittpflanze".

Spitzwegerich-Säfte, zumal als Hustensaft, sind als Naturarznei erhältlich, oft mit Honigzusatz; das verbessert den Geschmack. Schon unsere Urgroßmütter kochten den aus dunkelgrünen Blättern gepressten Saft mit Honig auf.

Spezialextrakt aus Pestwurzblättern

In der Schweiz kam vor einigen Jahren ein neues Phytopharmakon auf den Markt: ein Spezialextrakt aus Pestwurzblättern, der die Symptome einer allergischen Rhinitis rasch lindern soll.

Bei dem (verschreibungspflichtigen) Extrakt "Ze 339" handelt es sich um eine "New Herbal Entity", also ein Heilkraut, dessen Anwendung in dieser Form nicht auf altem Volkswissen beruht.

Dabei ist die Pestwurz alles andere als ein Neuling in der Naturheilkunde. Griechen und Römer setzten sie gegen bösartige Geschwüre ein. Den Menschen im Mittelalter half sie (angeblich) gegen die Pest. In der Volksmedizin sind verschiedene Zubereitungen der Pflanze auch als schleimlösende Hustenmittel und als Kühlmittel bei Insektenstichen bekannt.

Im 19. Jahrhundert wurde erstmals die krampflösende und stark schmerzmindernde Wirkung erkannt und für die medizinische Anwendung neu entdeckt.

Hier geht es zu den weiteren Teilen der Serie:

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